Tod eines Schöngeistes: Bovender Autor widmet sich Winckelmanns letzten Tagen

Winckelmann. Johann Joachim Winckelmann. Wer war das noch mal? Da muss doch was gewesen sein mit Goethe, mit Schiller auch… Beide Dichterfürsten erwähnen diesen Namen oft in ihren Briefen und Schriften. Goethes Werke sind beeinflusst vom Denken Winckelmanns. Beide waren im engsten Sinne Zeitgenossen. Allerdings starb Winckelmann im Jahr 1768, da war Goethe gerade einmal 19 Jahre alt. Winckelmann ist im Alter von 51 Jahren ermordet worden. Mord aus Habgier. Sein Tod fernab der Heimat. Sein Leben war außergewöhnlich: Der Sohn eines Schusters aus Stendal im heutigen Sachsen-Anhalt brachte es bis zum obersten Antikenaufseher im Vatikan, er trug die Verantwortung für die Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum. Vor allem auf seiner Publikation „Geschichte der Kunst des Altertums“ fußt sein Ruf als Begründer von Kunstgeschichte und klassischer Archäologie. Schwermut aus Heimweh: Der in Bovenden lebende Autor Wolfgang Eschker hat eine Erzählung geschrieben über „Winckelmanns letzte Reise“. Der für damalige Verhältnisse weit in der Welt Herumgekommene verfällt in dieser literarischen Betrachtung in Melancholie. Schwermut aus Heimweh, Heimweh zur Altmark („Einmal noch um Stendals Wälle wandern...“). Eine Sehnsucht, die der gebürtige Stendaler Eschker vermutlich nachvollziehen kann. Der Leser weiß freilich, worauf in der Erzählung alles hinauslaufen muss. Winckelmanns irdisches Ende ist unausweichlich und sehr nahe in diesen Junitagen in Triest des Jahres 1768. Warum es so kommen musste, bleibt offen, nebulös. Der Sucher der Schönheit: Dass Eschker von Winckelmann angetan ist, wird auch in seinen Gedichten deutlich, die der Erzählung beigefügt sind: „Doch ahnte er, es muss das Schöne geben, und wenn nicht hier, gewiss dann anderswo...“ So darf der Leser teilhaben am Schicksal eines Deutschen aus dem 18. Jahrhundert, eines Menschen, der das vollendet Schöne suchte, der (nicht unumstritten) mit seiner idealisierenden Sicht auf die Kunst im alten Griechenland neben Goethe, Schiller und Hölderlin auch die Fachwelten der Archäologie und der Kunst beeinflusst hat. Eschker schafft es, die letzten Lebenstage Winckelmanns atmosphärisch zu beschreiben. Lesen Sie auch Zum 250. Todestag von Johann Joachim Winckelmann Göttinger Slawist übersetzt mazedonischen Volksdichter Erschienen ist die Erzählung im Verlag Horst Hoffmann, Uelzen, das Büchlein hat die ISBN 978-3-946758-10-5. Von Ulrich Meinhard