Hunderte verzweifelte Migranten haben am Montag versucht, den Zaun an der griechisch-mazedonischen Grenze zu stürmen und in das Nachbarland durchzubrechen. Zwischen Idomeni und Gevgelija rissen sie mit einfachen Werkzeugen Teile des von Mazedonien errichteten Grenzzauns nieder. Eine Öffnung des Tores gelang ihnen aber nicht. Die mazedonischen Grenzpolizisten setzten massiv Tränengas gegen die Flüchtlinge ein, die sich daraufhin teils in Panik auf griechischem Territorium zurückzogen.
Flüchtlinge schleudern Steine auf die Polizei
Etliche von ihnen klagten anschließend über Atemwegsbeschwerden, wie Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur sagten. Die griechische Polizei hielt sich aus Angst vor einer Eskalation zurück. Am frühen Nachmittag beruhigte sich die Lage etwas. Allerdings schleuderten junge Migranten Steine über den Zaun auf die mazedonische Polizei und beschimpften die Beamten.
Die Länder an der Balkanroute - Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien - hatten sich unter Führung Österreichs darauf verständigt, täglich nur noch bis zu 580 Migranten nach Norden durchzulassen. Da der Zustrom der Menschen aus der Türkei nach Griechenland anhält, sitzen nach Medienberichten dort schätzungsweise 25 000 Menschen fest – mit steigender Tendenz.
Gerücht löste Ansturm aus
Mehr als 7000 von ihnen harren am Grenzübergang Idomeni-Gevgelija aus. In der Nacht zum Montag durften 305 Flüchtlinge nach Norden weiterreisen, wie griechische Polizisten der dpa sagten. Um etwa vier Uhr am frühen Montagmorgen wurde der Grenzzaun wieder geschlossen.
Auslöser des versuchten Durchbruchs war dann nach Medienberichten ein Gerücht, wonach Mazedonien angeblich seine Grenze wieder für alle Migranten geöffnet habe. "Frei, frei, wir können rüber", schrie ein Flüchtling im griechischen Fernsehen. Allerdings stimmte das nicht.
Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkünfte
In der Hafenstadt Piräus kamen am Montagmorgen an Bord von drei Fähren mehr als 2000 Migranten an. Sie hatten zuvor von der türkischen Küste aus zu den griechischen Inseln übergesetzt. Im Zentrum der Hauptstadt Athen spielten sich chaotische Szenen ab: Am zentralen Viktoria-Platz verbrachten Hunderte Flüchtlinge – darunter Familien mit Kleinkindern – die Nacht im Freien, wie Augenzeugen berichteten. Anwohner und freiwillige Helfer versuchten den Menschen zu helfen. Sie brachten Lebensmittel und Medikamente.
In Nordgriechenland gab es dagegen einen ersten vermutlich fremdenfeindlich motivierten Brandanschlag auf geplante Flüchtlingsunterkünfte. Zwei ehemals vom griechischen Militär benutzte Hallen in der Kleinstadt Giannitsa wurden fast vollständig zerstört, wie das griechische Fernsehen berichtete.
Merkel sagt Griechenland Hilfe zu
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will" gesagt, man dürfe Griechenland in der jetzigen Lage nicht "sitzenlassen". Seitdem Mazedonien die Grenze zu Griechenland geschlossen hat, drängen sich auf griechischer Seite Tausende Asylsuchende.
Mazedonien gestattet seit inzwischen mehr als einer Woche nur wenigen Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak die Weiterreise nach Mitteleuropa. Dennoch sind in Griechenland Medienberichten zufolge Tausende Migranten mit allen möglichen Verkehrsmitteln und auch zu Fuß gen Norden unterwegs in der Hoffnung, doch noch einen Weg etwa in Richtung Deutschland zu finden.
Deutlich weniger Flüchtlinge auf der Balkanroute
Der Ansturm von Flüchtlingen und Migranten auf der Balkanroute ist dramatisch zurückgegangen. In Kroatien und Slowenien wurden in den letzten drei Tagen nur noch knapp 1000 Menschen registriert, teilte die Polizei am Montag in Zagreb und Ljubljana mit. Zum Vergleich: Im Dezember waren es noch teilweise deutlich mehr als 4000 an einem einzigen Tag. Grund für den drastischen Rückgang sind die rigorosen Kontrollen in Mazedonien an der Grenze zur Griechenland.
Im Januar zählte die slowenische Polizei noch knapp 63.000 Menschen, im Februar mit fast 35.000 bereits deutlich weniger. Die Länder an der Balkanroute – Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien – hatten sich unter Führung Österreichs darauf verständigt, täglich nur noch bis zu 580 Migranten durchzulassen. Da der Zustrom der Menschen aus der Türkei nach Griechenland anhält, sitzen nach Medienberichten dort schätzungsweise 25.000 Menschen fest.
dpa/epd