Der Chef der Atommüll-Entsorgungskommission des Bundes, Michael Sailer, hat die Absage der parteiübergreifenden Gespräche zur Endlagersuche bedauert. Die hochradioaktiven Abfälle würden bislang in 16 Zwischenlagern überall in der Republik stehen. Diese seien aber nur für rund 40 Jahre konzipiert. „Wir können nur damit umgehen, wenn wir die Endlagerung durchführen“, sagte Sailer in einem Gespräch der Nachrichtenagentur dpa in Nürnberg. Es sei nun klar geworden, dass Gorleben nicht der beste Standort sei. Dennoch müsse ein Endlager gefunden werden.
„Es wäre schade, wenn das im Wahlkampfgetümmel oder wegen taktischer Überlegungen untergeht“, mahnte Sailer und fügte hinzu: „Ohne Gesetz hätte die nächste Regierung das am Hals und wir haben wieder vier Jahre verloren“.
Wegen der Absagen von SPD und Grünen hatte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ein ursprünglich geplantes Spitzengespräch über eine neue Endlagersuche verschoben. Nur will er sich zunächst mit Regierungsvertretern und Fachministern der CDU-regierten Länder treffen - als Vorgespräch zu einem neuen großen Bund-Länder-Treffen. Die Grünen wollen aber nur bei Vorlage eines neuen Gesetzentwurfes weiter mit der Regierung über eine bundesweite Atommüll-Endlagersuche verhandeln.
Sailer, der auch das Ökoinstitut leitet, vermied Schuldzuweisungen. Allen Seiten sei bewusst, dass sie jetzt „eine historische Chance“ hätten. Zugleich wies er daraufhin, dass viele Bürgermeister, Landräte und Landesregierungen „keine Lust haben, die Zwischenlager ewig hinzunehmen“. Die Bundespolitik müsse irgendwann für ein Endlager einen Weg finden.
Nach Sailers Meinung sollte auch der Salzstock in Gorleben weiter in die Endlagersuche einbezogen werden - allerdings im Vergleich mit anderen möglichen Standorten. So gebe es in der norddeutschen Tiefebene rund 200 Salzstöcke, von denen einige geeignet sein könnten. Auch tiefe Tonschichten wie beispielsweise in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Grenzregionen Bayerns könnten infrage kommen.
dpa