Corona und Seelsorge: Pastoren wollen vorrangig geimpft werden

Sollten Pastorinnen und Pastoren aus Gründen der christlichen Nächstenliebe bei den Impfungen erst einmal zurückstecken oder als Berufsgruppe auch konsequent ihre Rechte fordern? Vertreter der evangelischen Pastorinnen und Pastoren in der hannoverschen Landeskirche haben sich für den zweiten Weg entschieden. Auch Seelsorger sollten mit Priorität wie Lehrerinnen und Lehrer geimpft werden, haben der Hannoversche Pfarrverein und der Pastorenausschuss mitgeteilt. Als Seelsorger müssten Pastoren beispielsweise Einrichtungen wie Altenheime und Krankenhäuser besuchen können und dabei hinreichend geschützt sein, argumentieren sie – und stoßen damit in der Landeskirche allerdings nicht nur auf Gegenliebe. „Wir wollen keine Impfdrängler sein“: In der Landeskirche hieß es, man respektiere ausdrücklich die Priorisierung gemäß der Impfverordnung des Bundes – und diese nehme eine differenzierte Einordnung der Pastoren entsprechend ihres Tätigkeitsortes und von anderen Menschen in der Seelsorge vor. Dagegen behauptete Ellen Kasper, die Vorsitzende des Pastorenausschusses, dass Ungeimpften häufig kein Zutritt in Krankenhäuser und Seniorenheimen gewährt werde. „Wir sehen uns in einer Linie mit anderen Berufsgruppen. Es geht auch nicht um Selbstschutz, sondern um rechtlich saubere Lösungen“, bekräftigte Pastor Andreas Dreyer am Mittwoch als Vorsitzender des Pfarrvereins. Man möchte gerade nicht als „Impfdrängler“ dastehen, sagte er der HAZ. Lesen Sie auch Impfdrängler: Altenheim-Geschäftsführer ließen auch Ehepartner impfen Doch dieser Wunsch geht möglicherweise nicht in Erfüllung. Denn dass Kliniken ungeimpften Pastoren den Zugang verwehren, wird von Experten stark bezweifelt. In den Kliniken der Helios-Gruppe, die viele Häuser in Niedersachsen hat, seien Krankenhausseelsorger regelmäßig oder sogar täglich vor Ort ansprechbar, sagt eine Sprecherin. „Sollte ein Patient den Beistand eines anderen Geistlichen wünschen, werden individuelle Lösungen gesucht und gefunden.“ Insbesondere bei Palliativpatientinnen und -patienten und bei sterbenden Menschen würden für Seelsorger dabei dieselben Besuchsregelungen wie für nahe Angehörige gelten. „Es erfolgt ein sogenanntes Eingangsscreening mit Symptomabfrage am Klinikeingang. Der Nachweis einer Impfung ist nicht erforderlich.“ Auch der Sprecher des Bistums Hildesheim kennt keine Hinweise, dass Priestern oder Pastoralreferenten der Zugang verwehrt worden sei. Auch ohne Priorisierung beim Impfen konnten sie seelischen Beistand leisten. Von Michael B. Berger