Drohungen gegen Ehrenamtliche: Wie SPD-Fraktionschefin Modder dem Hass begegnen will

Die zunehmenden Anfeindungen von ehrenamtlich Tätigen wie Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern und insbesondere auch Politikern haben Beunruhigung in der Landespolitik ausgelöst. Die SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Johanne Modder befürchtet, dass es sehr schwierig wird, auf lange Sicht Menschen für die Politik und für andere freiwillige Arbeit zu gewinnen. „Wir müssen dringend etwas für das Ehrenamt tun – zuerst brauchen wir eine Respektkampagne“, sagte Modder der HAZ. Unterdessen berichtete auch die Landtagsabgeordnete Doris Schröder-Köpf (SPD), dass sie seit Jahrzehnten Anfeindungen ausgesetzt sei, die bis zu Morddrohungen reichten. Anfeindungen während der Kanzlerzeit – und danach: Schröder-Köpf ist seit 2013 ehrenamtliche Integrationsbeauftragte des Landes und sitzt seit dieser Zeit auch im Parlament. Die ersten Morddrohungen habe sie erhalten, als sie Lebensgefährtin des damaligen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder wurde, berichtete die „Neue Presse“. „Als ich zum ersten Mal, noch in München, eine Morddrohung bekam, war ich zutiefst erschüttert, gewissermaßen in meinen Grundfesten. Da haben meine Tochter Klara und ich damals sogar Polizeischutz bekommen“, sagte Schröder-Köpf der HAZ. Anfeindungen und Bedrohungen hätten sich während der Kanzlerzeit ihres ehemaligen Mannes fortgesetzt, aber auch danach keineswegs aufgehört.„Das gehört gleichsam zu meinem Alltag.“ Schröder-Köpf: „Anfeindungen unbedingt anzeigen“: Schröder-Köpf hat lange Jahre über die Vorfälle kaum geredet, findet es angesichts der jüngsten Vorfälle aber wichtig, dass auch angefeindete Politiker sich zu Wort meldeten. „Jetzt ist es wichtig, derartige Anfeindungen zur Anzeige zu bringen – schon damit die Polizei einen Überblick über die Lage gewinnt. Anfeindungen, die sich früher nur, wie es so schön heißt, gegen die da oben richteten, treffen heute Rettungssanitäter, Polizistinnen, einfache Abgeordnete und sehr, sehr viele Ehrenamtliche. Das gefährdet die Demokratie in ihrem Kern.“ Die letzten, heftigen Reaktionen habe es bei ihr im vergangenen Jahr gegeben, als es um das Thema Schächten ging. „Wenn sich radikale Tierschützer mit Islamfeinden und Antisemiten zusammenfinden, wird es ganz grausam.“ Unterdessen wurde am Mittwoch bekannt, dass Unbekannte auf das Bürgerbüro des SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby in Halle geschossen haben. Modder: „Nicht nur Empörung und Abscheu äußern“: Modder sagte, der alltägliche Hass habe sich zu einem gewaltigen Problem entwickelt, gegen das die Politik angehen müsse. „Zum Ersten muss sich die schweigende Mehrheit melden und sagen: Das dulden wir nicht.“ Zum Zweiten müsse sich die Politik überlegen, wie sie konkret das Ehrenamt unterstützen könne. „Wir wollen ein Programm auflegen zum Schutz und zur Stärkung des Ehrenamtes“, sagte die SPD-Fraktionschefin. „Erst waren es die Flüchtlingshelfer, die mit Hass und Hetze zu tun bekamen, jetzt die Kommunalpolitiker, morgen vielleicht die Sport- und Fußballtrainer.“ Man müsse darüber hinausgehen, nur reflexhaft Abscheu und Empörung über die Anfeindungen zu äußern. Es gelte jetzt genau zu schauen, wie auch finanziell die ehrenamtliche Arbeit von Feuerwehrleuten und Rettungssanitätern unterstützt und das Ehrenamt insgesamt von bürokratischen Anforderungen entlastet werden könne, sagte Modder: „Wir diskutieren auch über die Einsetzung einer Ehrenamtskommission des Landtages.“ Lesen Sie auch: Schüsse auf Büro des SPD-Abgeordneten Karamba Diaby Landtagsabgeordnete Doris Schröder-Köpf will Drohungen künftig anzeigen Die Amtsaufgabe: Die Geschichte von Arnd Focke Warum Hamelns Landrat Tjark Bartels nicht mehr wollte Von Michael B. Berger

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