Birkner bezeichnete die geplante Heimholung des auch mit explosivem Material beladenen Schiffes in deutsche Gewässer als „notwendigen und gebotenen Akt“, weil sich bislang kein anderer Staat dazu bereit erklärt hat. „Dass das Schiff wochenlang brennend im Atlantik herumtrieb und keine europäische Notfallregelung getroffen werden konnte, ist ein Irrsinn auf hoher See, über den wir noch reden müssen“, sagte der Landesumweltminister.
Die 290 Meter lange „Flaminia“ war am 14. Juli bei einer Überfahrt aus den USA nach Europa in Brand geraten. Bei Löscharbeiten kam es zu Explosionen, bei denen ein Seemann starb und ein weiterer Matrose verschwand, der bis heute vermisst wird. Erst in der vergangenen Woche entschied das Bundesverkehrsministerium das mittlerweile von der Mannschaft verlassene Schiff heimzuholen, weil es unter deutscher Flagge fährt und sich trotz einer EU-Richtlinie für Notfälle niemand bereit gefunden hat, das Geisterschiff aufzunehmen. Unklar ist, warum es zunächst nicht vor Irland vor Anker ging.
Unter den 2876 Containern des Schiffes befinden sich nach Angaben des Havariekommandos in Cuxhaven 151 Gefahrgutcontainer, von denen zwei besonders gefährlich sind. Sie enthalten Nitromethan, eine Flüssigkeit, die zur Herstellung von Explosivstoffen wie auch Treibstoffen verwendet wird.
Heute sollen Experten des Havariekommandos die vor England ankernde „Flaminia“ betreten und umfangreiche Prüfungen vornehmen, ob der havarierte Containerriese überhaupt durch den Ärmelkanal nach Helgoland geschleppt werden kann. Voraussetzung für diese Inspektion durch die Sicherheitsexperten ist aber einigermaßen gutes Wetter. Nach den bisherigen Plänen des Havariekommandos soll die „Flaminia“ später auf Reede vor Helgoland möglichst von Ladung und giftigem Löschwasser befreit werden, bis sie zum JadeWeserPort nach Wilhelmshaven geschleppt werden kann. Dagegen gibt es bereits Proteste.
Birkner sagte, manche in Deutschland wünschten sich, dass das Schiff möglichst im Atlantik verschwände. „Diese ,Ohne-uns-Haltung‘ ist aber völlig unverantwortlich und kommt für uns als Küsten- und Hafenland überhaupt nicht in Betracht. Das wäre eine unerträgliche Belastung für die Meeresökologie, die vermeidbar ist.“ Nach Angaben der Experten sei das Schiff zu bergen, bevor die Herbststürme beginnen. „Es wird ein Restrisiko bleiben – da darf man sich nichts vormachen. Aber es muss beherrschbar sein durch die geplanten Notfallmaßnahmen“, sagte der Landesumweltminister. Nach Aussagen der Experten sei das deutsche Wattenmeer nicht gefährdet: „Wir haben eine gute Chance, das Schiff zu retten.“