Niedersachsen richtet Krisenstab zu Coronavirus ein

Niedersachsen bereitet sich auf das Coronavirus vor. Obwohl es noch keinen bestätigten Fall gibt, hat die Landesregierung erste Maßnahmen ergriffen. Am Mittwoch wurde in Hannover ein Krisenstab mit Experten aus Regierung und Gesundheitssystem eingerichtet, um den Kampf gegen eine Ausbreitung des Virus zu koordinieren. „Wir müssen auch in Niedersachsen mit ersten Fällen rechnen“, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) bei einer Unterrichtung im Landtag, betonte aber auch: „Das Coronavirus zirkuliert in Niedersachsen weiter nicht.“ Dennoch sehe man die aktuelle Entwicklung in den Nachbarländern mit der „gebotenen Ernsthaftigkeit“. Patient in Lüneburg auf Isolierstation: Am Mittwochnachmittag berichtete die „Landeszeitung“ über einen Verdachtsfall im Kreis Lüneburg. Demnach liegt ein Mann auf einer Isolierstation im Klinikum Lüneburg. Der Patient sei kürzlich aus Italien zurückgekehrt. Dort habe er sich in der Nähe eines Risikogebietes aufgehalten. Die weiteren Untersuchungen würden zeigen, ob sich der Verdacht bestätige, zitierte die Zeitung Klinik-Sprecherin Angela Wilhelm. Am Donnerstagvormittag gab es dann die Entwarnung: Der Test verlief negativ, der Mann konnte das Klinikum wieder verlassen. Bereits am Mittwochmorgen war an einer Grundschule im Landkreis Nienburg ein Verdachtsfall geprüft worden, die Schule blieb darum den ganzen Tag geschlossen. Am späten Vormittag gab der Kreis Entwarnung. Der betreffende Mann sei nicht mit dem Coronavirus infiziert, sondern positiv auf Influenza A getestet worden. Reimann: Kliniken sind vorbereitet: Nach Angaben der Ministerin sind Landesregierung, Gesundheitsbehörden, Krankenhäuser und Ärzte gut vorbereitet auf einen Ausbruch. Das „Überwachungssystem“ für Atemwegserkrankungen werde jetzt auf das Coronavirus ausgeweitet. Die Gesundheitsämter würden laufend unterrichtet. Das Zentrum für Gesundheit und Infektionsschutz in Hannover habe eine ständige Rufbereitschaft eingerichtet. „Angesichts der geschilderten Lage bereiten wir uns in Niedersachsen auf verschiedene Szenarien vor“, sagte Reimann. Die Ministerin riet den Bürgern, sich zu verhalten wie bei Influenza oder grippeähnlichen Erkrankungen: „Waschen Sie häufig Ihre Hände, husten und niesen Sie in die Armbeuge und nicht in die Hände und verzichten Sie zur Begrüßung im Zweifel auf Umarmung und Händedruck.“ Für Italien gelte jetzt das gleiche wie für China: Reisende, die mit einer erkrankten Person persönlichen Kontakt hatten, sollten sich beim zuständigen Gesundheitsamt melden. Kritik an Plänen der Regierung: Der Opposition im Landtag sieht die Pläne der Regierung teilweise kritisch. „So lange es bei Einzelfällen bleibt, funktioniert das bestehende System“, sagte die Grünen-Abgeordnete Meta Janssen-Kucz. Es seien aber weitere Maßnahmen notwendig. Der Pandemieplan müsse überarbeitet werden. Die Hygiene müsse vor allem in großen Einrichtungen wie Schulen, Kitas oder Pflegeheimen konsequent eingehalten werden. „Im Zweifall geht die Sicherheit der Bevölkerung vor wirtschaftlichem Interesse.“ „Wir müssen uns mit der Frage auseinandersetzen, wie es tatsächlich mit der Medikamentenversorgung aussieht“, mahnte der FDP-Politiker Björn Försterling. Es gebe bereits Gesundheitsämter, die keine Medikamente mehr bestellen könnten. Es dürfe kein Tabu geben, einzelne Veranstaltungen abzusagen, sagte der CDU-Abgeordnete Volker Meyer. AfD: Hannover Messe absagen: Die AfD forderte eine Verschiebung oder Absage der Hannover Messe. Das sei nicht mehr zu kontrollieren, sagte der AfD-Abgeordnete Stephan Bothe. Er sprach sich auch dafür aus, alle Reisenden zu untersuchen, die am Flughafen Hannover ankommen. Die Veranstalter der Hannover Messe wollen aber noch abwarten. Man stimme sich mit den Gesundheitsbehörden, dem Beirat der Aussteller und Verbänden ab, teilte die Deutsche Messe AG am Mittwoch mit. „Alle Teilnehmer sind sich einig, dass es zum jetzigen Zeitpunkt zu früh ist, um über eine Verschiebung der Hannover Messe zu entscheiden“, hieß es. Die Ausbreitung des Erregers und die Verschiebung anderer Messen machten aber deutlich, „dass sich die Situation tagtäglich ändern kann“. Mitte März wolle man die Lage dann erneut bewerten. Klassenfahrt abgesagt: Zahlreiche Schulen haben für die kommenden Monate Klassenfahrten nach Italien geplant. Die Landesschulbehörde steht derzeit mit Schulleitungen im Kontakt, die zu diesem Thema Anfragen haben. Das Gymnasium Mellendorf in der Gemeinde Wedemark hat bereits eine Skifahrt nach Südtirol kurzfristig abgesagt. Die Schule sehe sich angesichts der derzeit unklaren Situation im Skigebiet nicht in der Lage, die Fahrt verantwortungsvoll durchzuführen, teilte die Landesschulbehörde am Mittwoch mit. „Letztlich überwog die Sorge um die Gesundheit und die Sicherheit aller Beteiligten“, sagte die kommissarische Schulleiterin Katrin Meinen. Tui: Buchungsstopp für Hotel: Der weltgrößte Reisekonzern Tui hat wegen des sich ausbreitenden neuartigen Coronavirus seine Vorsorge verschärft. Alle Tui-Gesellschaften – einschließlich der Kreuzfahrten, Flüge und Hotels – befolgten „etablierte Verfahren zur Verhinderung von Infektionen“, teilte ein Sprecher am Mittwoch in Hannover mit. „Außerdem wurden die Hygienemaßnahmen erhöht.“ Für das abgeriegelte Hotel H10 Costa Adeje Palace auf Teneriffa habe Tui Deutschland zudem für alle Anreisen bis zum 13. März einen Buchungsstopp verhängt. Derzeit seien rund 200 Gäste in dem Hotel, die über den Tui-Konzern gebucht hätten – davon buchten den Angaben zufolge etwa 35 Gäste ihren Aufenthalt über Tui Deutschland. Die Urlauber seien gebeten, ihre Zimmer vorläufig nicht zu verlassen. Lesen Sie auch: Hannover Messe soll wie geplant stattfinden Coronavirus: Gymnasium Mellendorf sagt Skifreizeit in Italien ab Tire Technology Expo auf dem Messegelände Hannover: Wer Fieber hat, muss draußen bleiben Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Region Hannover – Fragen und Antworten Liveblog zum Coronavirus – Bundeswehrsoldat mit Coronavirus-Verdacht im Krankenhaus Ursprung, Symptome, Verbreitung: Das sollten Sie zum Virus wissen Von Marco Seng

Coronavirus - Land richtet Krisenstab ein – Verdachtsfall in Lüneburg bestätigt sich nicht