„Der ganze Landesverband liegt im Krieg, ich finde es wichtig, dass wir uns wieder vereinen“, sagt die Göttinger Kreisvorsitzende Dana Guth, die heute gegen Hampel antreten will. Sie sieht den Parteitag als letzte Chance, die niedersächsische AfD vor der Bundestagswahl wieder zur Ruhe zu bringen. Auch Parteichef Hampel sagt: „Es muss eine klärende Aussprache geben, und die wird auch stattfinden.“ Der Parteitag sei der richtige Ort dafür.
Ein monatelanger Machtkampf hat tiefe Gräben in die 2000 Mitglieder starke Niedersachsen-AfD gerissen. Die Partei hat in den vergangenen Wochen mit Skandalen und Querelen von sich reden gemacht. Ein Überblick:
Die Hetz-Chatgruppe: In einem internen Netzwerk haben Mitglieder der AfD im Kreisverband Weserbergland Bilder ausgetauscht, auf denen Juden, Schwarze und Bundespolitiker verächtlich gemacht werden. Der Kreisverbandsvorsitzende tolerierte dies.
Attacken gegen Kritiker: Nach der Listenaufstellung der Partei für den Bundestag Anfang Februar hat der Leiter der Landesprogrammkommission, Uwe Wappler, in einem Brief in martialischem Ton zur „Trappenjagd“ auf innerparteiliche Gegner aufgerufen und ihnen mit einem „Karnickelfangschlag“ gedroht. Der Bundestagskandidat und Hampel-Vertraute Wilhelm von Gottberg erteilte Wappler für seinen „Krieg“ grünes Licht.
Disziplinarverfahren: Der Landesschatzmeister der Partei, Bodo Suhren, soll als Polizist von seiner dienstlichen Adresse E-Mails für die Partei verschickt haben. Die Polizeidirektion Osnabrück hat ein Disziplinarverfahren eröffnet.
Die Untersuchungskommission: Der Bundesvorstand der AfD hat Mitte März beschlossen, eine Untersuchungskommission einzurichten, welche die Amtsführung des Landesvorstands in Niedersachsen prüfen soll. Dabei geht es insbesondere um die Auflösung oder Neubesetzung von Kreisverbänden etwa in Osnabrück und Hildesheim.
Der Listen-Ärger: Die Aufstellung der Bundestagswahlliste an den ersten Februarwochenenden war ein Erfolg für Hampel: Er selbst bekam als Spitzenkandidat fast 90 Prozent der Stimmen, seine Verbündeten wurden auf die nachfolgenden Plätze gewählt. Doch seine Gegner halten die Wahl für illegitim, weil Listen ausgeteilt wurden, auf denen Bewerber als erwünscht und andere als nicht erwünscht bezeichnet wurden.