Bovenderin Förster gibt nach 42 Jahren "Chris Mode" auf

Lilith freut sich schon darauf, wenn ihr Frauchen endlich mehr Zeit für sie hat. Die zweieinhalbjährige Australian-Shepherd-Hündin gehört Christiane Förster, die am 31. Januar ihr Geschäft „Chris Mode“ am Rathausplatz in Bovenden schließt – nach 42 Jahren. Die 66-Jährige kann es immer noch nicht glauben, dass sie ihr Geschäft über einen so langen Zeitraum betrieben hat. Sie ist gelernte Buchhändlerin, hat auch ein paar Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Doch es kam der Zeitpunkt, als sie sich nicht mehr in der Form verwirklichen konnte, wie sie sich das immer vorgestellt hatte. Mit gerade einmal 24 Jahren wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit, zumal sie auch eine kaufmännische Ausbildung besaß. „Ich habe mir einfach gedacht, machst du mal“, erzählt Förster. „Der Laden war ein Erstbezug damals, in sehr guter Lage.“ Sie eröffnete ein Jeans-Fachgeschäft, Sweatshirts und T-Shirts komplettierten das Angebot. Geschick beim Ein- und Verkauf: Sie bewies Geschick beim Ein- und Verkauf, bot ein Vollsortiment an. „Vollsortiment bedeutet, dass ich alle Längen und Größen anbieten konnte“, erläutert sie. Und ein außergewöhnliches Ambiente, denn das Geschäft trug den einprägsamen Namen „Hosenstall“. „Das Innere des Ladens war wie ein Stall mit den entsprechenden Accessoires aufgebaut, alles passte zusammen. Und viele Stammkunden verwenden immer noch den alten Namen“, erzählt sie. Über einen relativ kurzen Zeitraum besaß Förster auch eine Filiale in Göttingen. Nach dem Abriss der Immobilie war dann aber dort für sie Schluss. Auch in Nörten betrieb sie ein weiteres Geschäft. Als sie schwanger wurde, wurde es ihr einfach zu viel und sie gab 1989 auch diese Filiale auf und konzentrierte sich auf Bovenden. 1988 wurde aus dem „Hosenstall“ „Chris Mode“. Mit dem Namen änderte sich auch das Angebot. Förster behielt zwar ihr Jeans-Sortiment bei, stellte aber darüber hinaus auf Damen-Oberbekleidung um. „Weiß und schick sollten die Läden damals sein“, erinnert sich die Inhaberin, die viele lustige Geschichten im Laufe ihres Berufslebens erlebt hat. „Da wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte.“ Ansprechpartnerin und Kummerkasten: Sie war Ansprechpartnerin und Kummerkasten in einer Person. „Ich habe eine ganz liebe Kundschaft gehabt, habe es geliebt, zu arbeiten“, erklärt die gebürtige Bovenderin mit vollster Überzeugung. Aber sie freut sich auch auf ihren Ruhestand. „Ich fühle mich gut, ich bin gesund. Und ich werde versuchen, viel unterwegs zu sein.“ Bevorzugt in Norwegen. Sie hat sich vorgenommen jede Minute zu genießen, die bis zum 31. Januar noch bleibt. Die Antwort auf die Frage, welches denn ihre Lieblingsbekleidung sei, überrascht nicht wirklich. „Eine Jeans, kombiniert mit einem schicken Oberteil.“ Sie persönlich hat nicht jeden Modetrend mitgemacht, fand auch keineswegs alles schön. „Leggins mit einem kurzen Oberteil fand ich ganz furchtbar.“ Umwelt im Blick gehabt: Sie ist stolz darauf, ihre Kunden immer ehrlich beraten zu haben. „Ich habe auch abgeraten. Wenn sich dann jemand trotzdem hinein gezwängt hat, dann konnten wir es natürlich nicht ändern“, erklärt Förster. Auf eine Tatsache ist sie besonders stolz, denn sie hat von Beginn an immer die Umwelt im Blick gehabt. „Bei mir gab es von Beginn an Leinenbeutel oder Papiertaschen.“ Und auch bei der Auswahl der Materialien war sie stets sehr wählerisch. „Ich habe immer auf gute Qualität sehr großen Wert gelegt.“ Jetzt freut sie sich ganz einfach auf ihr Rentendasein. Darauf, Zeit zu haben, lesen zu können, mit ihrer Hündin lange Waldspaziergänge zu absolvieren und die Modewelt aus angemessener Distanz zu beobachten. Im Oktober 1977 hat Christiane Förster ihr eigenes Modegeschäft in Bovenden eröffnet – damals unter dem Namen „Hosenstall“. Ihr Angebot bestand aus Jeans und Sweat- und T-Shirts. Elf Jahre später nannte sie das Geschäft in „Chris Mode“ um, erweiterte ihr Angebot um Damen-Oberbekleidung. Nach 42 Jahren ist jetzt für sie Schluss. Um einen Nachfolger hat sie sich gar nicht gekümmert, „weil es total schwer ist“. Durch das Internet habe es beispielsweise einen Einbruch gegeben. Seit längerer Zeit versucht Förster die Immobilie zu veräußern. Bislang hat sich aber noch nichts ergeben. Bis zum 31. Januar hat sie von 10 bis 13 und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Kunden haben in diese Zeit noch die Möglichkeit, hochwertige Ware günstig zu erwerben. Von Vicki Schwarze

Geschäftsaufgabe - Nach 42 Jahren: „Chris Mode“ in Bovenden schließt