Darum können Online-Bewertungen eine Chance für Gastronomen sein

„Es ist ein bundesweites Phänomen, dass im digitalen Zeitalter alles einer Bewertung unterzogen wird“, sagt Feuerstein. Die klare Aussage sei aber: „Wer positives schreibt, hilft dem Gastwirt“, wer negatives äußere, schade ihm. Doch jede schlechte Bewertung sei für den Gastronomen eine Chance, sich zu verbessern. Fake-Bewertungen sind ein Problem: Holidaycheck, Tripadvisor, Booking.com oder Hotelbewertung.de – die Möglichkeiten, Kommentare abzusetzen, sind nahezu endlos. Für viele Urlauber oder potenzielle Gäste tragen diese Seiten aber einen großen Teil zur Suche der für die eigenen Zwecke idealen Unterbringung dar. Sind die Zimmer zu klein, die Dusche unsauber oder das Frühstück nicht reichhaltig genug? Im Internet finden sich solche Informationen nach kurzer Suche problemlos. Doch nicht alle diese Bewertungen sind tatsächlich von Gästen der bewerteten Etablissements: „Viele Gastronomen haben mit Fake-Bewertungen zu kämpfen“, weiß der erfahrene Hotelier Feuerstein. Dementsprechend sei Vorsicht geboten – nicht nur für die Nutzer, sondern auch für den Hotel- oder Gaststättenbetreiber. Einige Fakes seien einfach zu erkennen: „Manchmal kann man anhand der Bewertung sofort erkennen, dass die Leute gar nicht da waren.“ Würde etwa auf ein – als schlecht empfundenes – Angebot verwiesen, dass es überhaupt nicht gebe, sei die Sache sofort klar. Für Gastwirte ein gutes Tool zur Überprüfung: Grundsätzlich hält Feuerstein die Online-Kommentare aber für „ein gutes Tool zur Überprüfung“, er nimmt aber auch den Geschäftsinhaber in die Pflicht: „Wenn ich im Internet die Möglichkeit biete, bewertet zu werden, muss ich mich auch darum kümmern.“ Man müsse sich konstruktiv mit der Thematik auseinandersetzen, meint er. „Das kostet Zeit, aber die sollte man sich nehmen.“ Das Hotel Freizeit In hat beispielsweise einen eigenen Mitarbeiter eingestellt, der sich exklusiv um die Online-Bewertungen kümmert. Für kleinere Betriebe sei diese Lösung aber unrealistisch, meint Feuerstein. Allerdings würden diese auch seltener bewertet. Insgesamt würden die Vorteile bei einer Interaktion mit dem Kommentarschreiber überwiegen: „Wenn der Gast sieht, dass seine Vorschläge ernst genommen und umgesetzt werden, kann er zum Stammkunden werden.“ Rechte des Unternehmers bei schlechten Kommentaren: Doch was tun, wenn so schlecht bewertet wird, dass der Gastronom die eigene Existenz gefährdet sieht? Das Internet ist frei, jeder kann dort seine Meinung äußern – doch es ist kein rechtsfreier Raum. „Wenn bewiesen werden kann, dass eine Fake-Bewertung vorliegt, kann die Löschung beim Seitenbetreiber beantragt werden“, weiß Feuerstein. Wird der Kommentar beleidigend, bestehe zudem die Möglichkeit, Anzeige zu erstatten, auch das Mittel der Strafanzeige besitzt der betroffene Unternehmer. „Im Internet lässt sich nicht nur meckern, sondern auch hetzen. Das ist ein Problem der digitalen Welt, in der wir leben.“ Wie schnell aus einem Online-Kommentar eine Hetzkampagne werden kann, musste Olaf Feuerstein vor einigen Jahren selbst miterleben. Nachdem die Göttinger Jusos und die Grüne Jugend (GJ) in einem offenen Brief die Verantwortlichen des Hotels Freizeit In aufgefordert hatten, eine geplante Vermietung von Räumen an die Partei Alternative für Deutschland (AfD) zu überdenken, zog er die Reißleine und stornierte die Buchung. „Bestimmte Parteien und deren Ansichten allerdings gefährden den Geschäftsbetrieb, die Sicherheit und das Ansehen unseres Hauses, und deren vertretenen Inhalte entsprechen auch nicht unserer weltoffenen Haltung“, wurde Feuerstein damals zitiert. Daraufhin häuften sich die Fake-Comments, berichtet der Geschäftsführer des Hotels. „Wir wurden regelrecht gebasht“, erläutert er. Es sei offensichtlich gewesen, dass dahinter der Versuch stand, das Haus schlecht zu machen. Deshalb habe er den Vorgang zur Anzeige gebracht. Denn sobald aus konstruktiver Kritik Hetze werde, sei das Maß voll. Lesen Sie auch: Göttinger Freizeit In schmeißt AfD raus Das halten Göttinger Gastronomen von Restaurant-Prüfberichten im Internet Von Tobias Christ

Fake-Kommentare - Dehoga-Chef: Weshalb Online-Bewertungen eine Chance für Gastronomen sein können