Der Göttinger Landrat Reuter plädiert für Sparkassen-Fusionen

In den vergangenen Jahren sind einige Sparkassen in der Region verschmolzen. Die Verhandlungen über eine große Fusion scheiterten dagegen. Landrat Bernhard Reuter (SPD) ist Verwaltungschef des Landkreises und somit qua Amt Mitglied des Verwaltungsrates der Sparkasse Göttingen und Vorsitzender der Verbandsversammlung des Sparkassenverbandes Niedersachsen (SVN) sowie dessen Verbandsvorstand. Wir haben ihn gefragt, wie sich die Sparkassenlandschaft in Südniedersachsen aus seiner Sicht entwickeln wird. Tageblatt: Die Sparkassen in Göttingen und Hann. Münden sind zum 1. Juli verschmolzen, Rückwirkend zum 1. Januar 2020. Auch die Sparkassen Osterode und Bad Sachsa sind zusammengegangen. Wohin geht die Entwicklung? Reuter: Nicht nur in unserer Region, sondern landes- und bundesweit gibt es seit vielen Jahren einen deutlichen Konzentrationsprozess in der Bankenlandschaft. Worin liegt die Konzentration der Sparkassen begründet? Es gibt mehrere Ursachen, die zu einem Konzentrationsprozess nicht nur im Sparkassenbereich, sondern auch bei den Genossenschaftsbanken geführt haben. Erstens die seit vielen Jahren anhaltende Niedrigzinsphase. Das führt zu von Jahr zu Jahr sinkenden Zinsüberschüssen. Zweitens steigen gleichzeitig die Kosten – vor allem aufgrund der stetig sich verschärfenden regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht. Die sind nur mit höherem Personalaufwand zu leisten. Drittens trifft das kleine Institute deutlich härter als größere. Dass die Sparkassen bislang trotzdem befriedigende Ergebnisse erreicht haben, lag an der hervorragenden Konjunktur der vergangenen Jahre, die bei den meisten Häusern nur eine sehr geringe Risikovorsorge erforderten. Diese gute Zeit dürfte mit der Corona-Krise zu Ende gehen. Auf den Punkt gebracht: Höhere Kosten, geringere Erträge und mehr faule Kredite werden vor allem für kleine Institute gewaltige Herausforderungen sein. Wie sind die Sparkassen im Landkreis Göttingen wirtschaftlich aufgestellt? Die Sparkasse Bad Sachsa war die kleinste Stadtsparkasse Deutschlands, die Sparkasse Münden die kleinste Kreissparkasse. Obwohl Beschäftigte wie Vorstände gute Arbeit geleistet haben, konnten sie dem eben beschriebenen Druck nicht Stand halten. Die Fusion der Mündener Sparkasse mit Göttingen und der Sparkasse Bad Sachsa mit Osterode war unausweichlich und kam bestimmt nicht zu früh. Die verbleibenden drei Institute Göttingen, Osterode und Duderstadt sind für den Augenblick – auch die nähere Zukunft – gut aufgestellt. Ob dies auch mittel- bis langfristig so bleibt, wird die Zukunft zeigen. Wachsamkeit ist jedenfalls geboten. Vor einem Jahr scheiterten die Fusionsverhandlungen zwischen den Sparkassen Hann. Münden, Duderstadt, Osterode und Bad Sachsa an der Absage aus Duderstadt. War das aus ihrer Sicht nachvollziehbar? Wir schauen nicht zurück, sondern nach vorn. Mit den beiden Fusionen zum 1. Januar 2020 haben die Träger Landkreis Göttingen sowie die Städte Göttingen, Osterode, Bad Lauterberg, Bad Sachsa und Hann. Münden ihre Hausaufgaben gemacht. Wie sollen sich die Sparkassen in der Region positionieren? Sparkassen müssen sich im Wettbewerb behaupten. FinTechs, Internet- und Direktbanken haben den Markt verändert. Bei den Volksbanken sind auch in unserer Region große, zum Teil kreis- und sogar länderüberschreitende Institute entstanden. Südniedersachsen hat trotz der Sparkassenfusionen immer noch eine vergleichsweise kleinteilige Struktur. Nördlich von uns sind vier Sparkassen aktiv, die jeweils mindestens genauso groß sind wie alle fünf südniedersächsischen Sparkassen zusammengenommen – Sparkasse Hildesheim/Goslar/Peine, Sparkasse Hannover, Landessparkasse Braunschweig, Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg. Deshalb fällt die Prognose nicht schwer, dass es in unserer Region im nächsten Jahrzehnt bis 2030 zu weiteren Sparkassenfusionen kommen wird. Wie weit sollte aus Ihrer Sicht die Konzentration gehen? Sollte sie auf den Landkreis begrenzt bleiben? Mein nächstes Ziel wäre eine Sparkasse im Landkreis Göttingen. Die Zukunft gehört aber Sparkassen, die ganze Wirtschaftsregionen abdecken, also einer Sparkasse Südniedersachsen. Von Peter Krüger-Lenz