Arbeitsagentur Göttingen fördert Weiterbildungen

Welche Möglichkeiten bieten sich Arbeitnehmern, Weiterbildungsmaßnahmen zu nutzen? Wie sieht es aus, wenn man in Kurzarbeit ist? Diese Fragen beantwortete Maik Gronemann-Habenicht von der Göttinger Arbeitsagentur während eines Online-Vortrags, zu dem die Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH (WRG) eingeladen hatte. Das Förderprogramm der Agentur für Arbeit, das sich aus dem Qualifizierungschancengesetz ergibt, könne bundesweit beantragt werden, führte der Teamleiter Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit aus. Um sich für eine Förderung zu Weiterbildungsmaßnahmen zu qualifizieren, müssten Arbeitnehmer gewisse Voraussetzungen erfüllen. Voraussetzungen und Einschränkungen: So müssten sie mindestens drei Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein, Minijobber können also keine Fördermittel beantragen. Für Auszubildende gibt es Sonderregelungen. Zudem müssten in der Weiterbildung Kenntnisse vermittelt werden, die über arbeitsplatzbezogene Maßnahmen hinausgehen. Ebenfalls Voraussetzung ist, dass die Fortbildung mehr als 120 Unterrichtsstunden à 45 Minuten umfasst und somit mindestens drei (Arbeits-)Wochen dauert. „Ein Gabelstaplerschein, der an zwei Tagen zu erlangen ist, ist also nicht förderfähig“, so Gronemann-Habenicht. Lesen Sie auch Landkreis Göttingen: Leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl Landkreis Göttingen: Im Handwerk gibt es trotz Corona offene Ausbildungsplätze Göttinger Arbeitsmarkt: Mehr Erwerbslose durch Saisonarbeit und Corona Außerdem müssten Maßnahme und Träger AZAV-zertifiziert und somit für die Förderung durch die Arbeitsagentur zugelassen sein. Die Maßnahme müsse zudem außerhalb des Betriebs stattfinden. Die Beantragung der Förderung muss zwingend vor Beginn der Qualifizierung erfolgen. Man könne zwar 24 Stunden vor der Fortbildung erst beantragen, aber „ein Vorlauf von einigen Wochen wäre ganz gut“. Denn erst, wenn die Bewilligung da ist, kann das Geld auch fließen. Und an diesem werde es nicht scheitern: „Wir haben genug im Topf“, betont Gronemann-Habenicht. Seit dem 1. Januar 2021 ist auch eine Weiterbildung in Kurzarbeit förderfähig. Dabei könnten sowohl die Zeit, in der der Arbeitnehmer im Betrieb ist, und die Zeit zu Hause für Qualifizierungen genutzt werden. Beides ist förderfähig. Eine Abwägung sei hierbei für Unternehmer wichtig: Lehrgangskostenbeteiligung oder Arbeitgeberbeteiligung? „Es kommt auf den Unternehmer an, was sich für ihn mehr lohnt“, sagt Maik Gronemann-Habenicht von der Arbeitsagentur. Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten, also Kleinstunternehmer, könnten bis zu 100 Prozent Lehrgangskosten gefördert bekommen, ab 2500 Mitarbeitern sind es immerhin noch 15 Prozent. Zuschüsse zum Arbeitsentgeld würden die Kleinstunternehmen bis zu 75 Prozent, die großen Firmen bis zu 25 Prozent erhalten können. Zwischen diesen beiden Kategorien gibt es weitere Staffelungen. Was ist nicht förderfähig? Was darf nicht gefördert werden? Weiterbildungen nach dem Meister-BaFög scheiden aus, ebenso wird kein Geld fließen, wenn Arbeitgeber dazu verpflichtet sind, diese Maßnahmen anzubieten – wie etwa eine Arbeitssicherheitsfortbildung. Eine weitere Einschränkung: Die Beschäftigten müssen mindestens vier Jahre in dem Beruf tätig sein, es gilt das Datum des Berufsabschlusses nach mindestens zweijähriger Ausbildung. Außerdem darf eine Qualifizierungsförderung nur alle vier Jahre für denselben Arbeitnehmer beantragt werden. Die Einschränkungen gelten jedoch nicht, wenn es darum geht, als Geringqualifizierter einen Berufsabschluss nachzuholen. Dann können die Kosten zu 100 Prozent übernommen werden, wenn der Arbeitnehmer die arbeitsvertraglich garantierte Dienstleistung nicht übernehmen kann. Ein Beispiel: Wird ein Berufsabschluss als Busfahrer angestrebt, beinhaltet dieser mehrere Monate Theorie und mehrere Monate Praxis. Das Gehalt, dass der Beschäftigte in der Zeit der theoretischen Ausbildung vom Arbeitgeber bekommen müsste, wäre komplett förderfähig. Ebenso die Lehrgangskosten, die an die Fahrschule gezahlt würden. Die praktische Ausbildung im Betrieb wäre aber nicht förderfähig, denn: „Da hat der Arbeitgeber dann ja bereits etwas von der Arbeitskraft des Angestellten“, erläutert Gronemann-Habenicht. Der Arbeitsentgeldzuschuss berechne sich danach, was der Arbeitnehmer in der Zeit, in der er nicht im Betrieb tätig war, erhalten hätte. Das könne im Vorfeld centgenau berechnet werden. Beantragt werden kann die Förderung bei der Agentur für Arbeit. Von Tobias Christ

Arbeitsagentur Göttingen fördert Weiterbildungen – das sind die Voraussetzungen