Biontech bietet Zulieferern wie Sartorius Serum außer der Reihe an

Das Covid-19-Serum ist knapp. Und es wird vorerst knapp bleiben. Wer darf wann gegen Corona geimpft werden? Die offizielle Impfverordnung der Bundesregierung orientiert sich an den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Der aufgestellte Impfplan hat inzwischen fast Heiligenstatus erlangt. Bürgermeister, die sich vorfristig impfen lassen, sehen sich massiver Kritik ausgesetzt; alte Menschen, die längst immunisiert sein sollten, werden vergessen. Die festgesetzte Impf-Reihenfolge ist offensichtlich nur mühsam einzuhalten. In diesem Kontext lässt eine Mitteilung von Biontech aufhorchen, wonach der Hersteller eines Covid-19-Impfstoffes allen Zulieferfirmen Serum außer der Reihe zur Verfügung stellen will. Dazu würde auch die Göttinger Firma Sartorius gehören. Produktion soll abgesichert werden: Das Ziel: Die eigenen Mitarbeiter sowie die Beschäftigten bei allen Zulieferern sollen geschützt sein vor Corona, damit die Lieferketten gewahrt bleiben, damit es nicht zu Produktionsunterbrechungen kommt infolge von Infektionen. In einer Mitteilung von Biontech heißt es: „Um die Integrität unserer Lieferkette – einschließlich der Entwicklung, Produktion, Freigabe, Zulieferung und Distribution des Impfstoffes – aufrecht zu erhalten, hat sich Biontech entschieden, seinen Mitarbeitern in Deutschland eine freiwillige Covid-19-Impfung anzubieten.“ Darüber hinaus werde das Unternehmen den Impfstoff Zulieferern und Distributionspartnern in Deutschland und Österreich zur Verfügung stellen, die aktiv und direkt in den Produktions- und Distributionsprozess eingebunden sind. Eine Abstimmung mit den Behörden werde erfolgen. Die Teilnahme basiert auf Freiwilligkeit: Die Teilnahme an dem Mitarbeiter-Impfprogramm basiere auf Freiwilligkeit. „Alle mit dem Impfprogramm verbundenen Kosten werden von Biontech übernommen. Die zusätzlichen geringen Mengen an Impfstoff, die für diesen Zweck verwendet werden, sind klar abgetrennt von dem Lieferkontingent, das Biontech im Rahmen der Liefervereinbarungen mit der Europäischen Kommission und anderen Regierungen abgeschlossen hat“, wird vom Unternehmen hervorgehoben. Aktuell sollen mehr als 1,6 Millionen Menschen in Deutschland geimpft sein, mehr als 900.000 laut Robert-Koch-Institut aus beruflichen Gründen. Dazu zählen Ärzte und Krankenpfleger. Eine weitere große Gruppe ist die der über 80-Jährigen, berichtet der Deutschlandfunk. Diese erste Gruppe umfasst etwa 8,6 Millionen Menschen. Zur zweiten Gruppe gehören alle ab 70 Jahren sowie Menschen mit einem sehr hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf, wie Demenzkranke sowie Personen mit Trisomie 21, einer geistigen Behinderung und Transplantationspatienten. Zur dritten Gruppe gehören Menschen ab 60, stark Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index über 30, Menschen mit chronischer Nieren- oder Lebererkrankung, Patienten mit Immundefizienz und HIV-Infizierte sowie Personen mit Diabetes, Herzerkrankungen oder Bluthochdruck. Erfasst sind außerdem Krebs- und Asthmakranke sowie Menschen mit Autoimmun- oder rheumatischen Erkrankungen. Auch Personen, die im Lebensmitteleinzelhandel tätig sind, sowie Erzieher oder Lehrer gehören dazu. Menschen, die keiner dieser drei Gruppen zugeordnet werden können, werden wohl erst im Sommer ein Impfangebot erhalten. Ist ein solcher abgegrenzter firmeneigener Plan im behördlich vorgegebenen Impfplan rechtlich möglich, wo doch allerorten außerordentlich penibel auf die Reihenfolge der zu impfenden Menschen geachtet wird? Das Sozialministerium Niedersachsen erklärt, in diesem Fall nicht zuständig zu sein. Das Bundesgesundheitsministerium lässt auf Nachfrage wissen: „Die Firma Biontech hat den Impfstoff entwickelt. Die Entscheidung der Firma als Eigentümerin des Impfstoffs gegen Covid-19, der eigenen Belegschaft zur Aufrechterhaltung der Impfstoffproduktion ein Impfangebot zu machen, ist aus Sicht des Bundesministeriums für Gesundheit akzeptabel“, so eine Ministeriumssprecherin. Impfstoff kommt aus Beständen der Firma: Diese Impfstoffe seien aus den Beständen der Firma und nicht aus dem der Bundesrepublik Deutschland vertraglich zustehenden Kontingent entnommen. „Das Bundesministerium für Gesundheit ist zwar von der Firma Biontech vorab über diese Vorgehensweise unterrichtet worden. Es bedarf aber weder einer Genehmigung noch einer Zustimmung des Ministeriums für diese Vorgehensweise“, so die Behördensprecherin. Wird also Sartorius das Angebot annehmen? Ist es bereits erfolgt oder ist Impfstoff sogar schon ausgeliefert? Sollen alle Sartorius-Mitarbeiter ein Impfangebot erhalten oder nur jene in produktionswichtigen Bereichen? Unternehmenssprecherin Petra Kirchhoff teilt dazu mit: „Aktuell gibt es keine Neuigkeiten.“ Sollte das Angebot von Biontech konkret werden, wolle sich Sartorius dazu entsprechend äußern. Biontech: „Angebot wird sehr gut angenommen“: Wann soll es denn losgehen? Die Unternehmenssprecherin von Biontech, Jasmina Alatovic, versichert, dass das Angebot an die eigenen Mitarbeiter und „ersten Zulieferer beziehungsweise Produktionspartner“ bereits erfolgt ist. „Es wird sehr gut angenommen“, so Alatovic. Von Ulrich Meinhard