Corona-Krise: Möbelbranche in Göttingen und der Region profitiert

Die Corona-Pandemie hat vieles verändert. Der Wunsch, es sich in den eigenen vier Wänden schön und gemütlich zu machen, kommt verstärkt zum Vorschein. Diese Beobachtung haben auch einige der inhabergeführten Einrichtungshäuser in der Region gemacht und freuen sich über gut gehende Geschäfte. Matthias Günther, einer von insgesamt drei Geschäftsführern des Einrichtungshauses Günther in der Johannisstraße in Göttingen, hat in Zeiten von Corona schon ein vermehrtes Interesse der Kundschaft registriert, das eigene Heim zu verschönern. Innerhalb des Hauses sei zwar kein vermehrter Publikumsverkehr zu bemerken, denn „das Interesse mit Maske durch das Geschäft zu bummeln, hält sich in Grenzen“, sagt er. Diejenigen, die die Ausstellung besuchen würden, hätten aber „ernsthafte Kaufabsichten“. Allerdings geht es derzeit nicht gerade rasend schnell bei Neubestellungen. „Zwischen acht und zwölf Wochen muss man schon rechnen“, berichtet Günther. Corona und die derzeit herrschende Urlaubszeit spielen dabei eine wesentliche Rolle. Trends im eigentlichen Sinne seien auch nicht auszumachen, da die Kundschaft sehr individuell ausgerichtet sei. „Eiche massiv oder auch Wildeiche sind sehr beliebt. Wir sind ja sehr holzlastig orientiert“ erzählt Günther. Aber auch ein modischer Materialmix ist durchaus im Hause Günther zu finden. Keine spontanen Käufer: Spontane Käufer verirren sich im Wohnstudio Böning in der Herbert-Quandt-Straße in Göttingen eher selten. „Wir sind nicht das Haus, in dem man spontan Möbel kauft“, berichtet Inhaber Konrad Böning. Es würden eher Gesamtlösungen angestrebt, erläutert er. Es sei zwar Bewegung im Haus, aber die Kundschaft ginge natürlich nicht so gern mit Maske durchs Haus. „Wir stellen schon fest, dass sich die Menschen in Corona-Zeiten auf ihr persönliches Umfeld konzentrieren“, sagt Böning. Das Angebot des Hauses sei hochpreisig angesiedelt, deswegen sei keine spürbare Veränderung gegenüber der Zeit vor Corona festzustellen. „Wir arbeiten sehr individuell und sehr überregional, deswegen gibt es auch bei uns nicht den Trend, sondern mehr die Gesamtlösung.“ Personal wird dringend benötigt: Auf Küchen- und Polstergarnituren ist das Eichsfelder Möbelcenter in der Ludwig-Erhard-Straße in Gieboldehausen spezialisiert. Geschäftsführer Jörg Glimmann spricht seit Wiedereröffnung nach dem Corona-bedingten Lockdown von einem sehr guten Geschäft. „Wir könnten gut noch mehr Personal gebrauchen“, verdeutlicht er. Normalerweise sollte man in dieser Jahreszeit davon ausgehen, dass sich die Leute lieber im Freien aufhalten. Irrtum. – „Interessanterweise war gerade in den vergangenen zehn Tagen, als es so heiß war, sehr viel los.“ Die Maskenpflicht, die innerhalb der Ausstellungsräume herrschen würde, störe die Kunden nicht. „Auch wir als Mitarbeiter tragen eine Maske, obwohl es laut Gesetzgeber nicht nötig wäre. Unserer Meinung nach gehört sich das einfach“, sagt Glimmann. Im Küchenbereich nachgefragt würde momentan sehr viel weiß mit Applikationen. Bei Polstermöbeln darf es hingegen schon ein bisschen mehr Farbe sein. Ein schweres Grün und Erdtöne liegen derzeit im Trend. Möbelboom deutlich spürbar: „Wir spüren einen Möbelboom sehr deutlich“, erklärt Geschäftsführer Bernd Jaeger, der Möbelhäuser in Göttingen, Witzenhausen und Oberdorla betreibt. „Wir haben unter dem Lockdown genauso gelitten wie andere Branchen auch, aber jetzt ist es so, dass die Leute Nachholbedarf haben. Und wir profitieren auch davon, dass sie jetzt Geld zur Verfügung haben, das sie vielleicht sonst für eine Fernreise ausgegeben hätten.“ Inzwischen einigermaßen normalisiert hätten sich auch die Lieferzeiten. „Einige Zulieferfirmen haben ihre Betriebsferien ausfallen lassen, um den Rückstand wieder aufzuholen“, berichtet Jaeger. Der positive Trend, der in Göttingen und im Eichsfeld auszumachen ist, ist auch bundesweit zu spüren. Dies hat Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) verdeutlicht. „Die Branche rechnet für das Gesamtjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von maximal 10 Prozent. Damit werden die Einbußen aller Voraussicht nach beherrschbar sein und für die Unternehmen geringer ausfallen als zu Beginn der Krise befürchtet“, sagt er. Seine Aussage wird durch eine aktuelle Studie gestützt, die der VDM gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK) in Auftrag gegeben hat. Demnach sei die Nachfrage seit der Wiederöffnung des Möbelhandels in erfreulichem Maße wieder angesprungen. Viele Menschen hätten während des Lockdowns ihr Zuhause renoviert und in der Folge den Wunsch nach einer neuen Möblierung entwickelt, heißt es in der Mitteilung. Sie kämen gut informiert in den Laden und kauften gezielt und entschlossen. Die Autorin erreichen Sie per E-Mail an v.schwarze@goettinger-tageblatt.de Lesen Sie auch Maskenpflicht gegen Corona: Das sagt der Göttinger Einzelhandel Einzelhandel in der Corona-Krise: „Die Solidarität steigt“: Wie kleine Boutiquen und Läden in List und Oststadt den Lockdown überstanden haben Von Vicki Schwarze