Corona-Lockerungen für den Handel: So gehts Montag in Göttingen weiter

„Viele Geschäfte in der Göttinger Innenstadt werden am Montag zu 99,9 Prozent öffnen. Noch fehlt verständlicherweise der Erlass zu den städtischen Vorgaben. Diesen erwarten wir in den nächsten Stunden“, sagt Alexander Grosse. Der Kreisvorsitzende des Handelsverbands Hannover (HVH) und Geschäftsführer des Schreibwarengeschäftes Wiederholdt an der Göttinger Prinzenstraße spricht von einem vorsichtigen und richtigen ersten Schritt. „Wir können zeigen, dass wir für unsere Kunden da sind.“ Warum der städtische Erlass noch nicht vorliegt, erklärt Verwaltungssprecher Dominik Kimyon kurz und bündig: „Wir warten noch auf das Signal des Landes.“ Für zahlreiche Inhaber geht es um wichtige Einnahmen. „Es ist in dieser Situation eigentlich bei allen finanziell schwierig “, sagt Grosse. Im Handelsverband sei ihm kein Mitglied bekannt, das nicht mit einem sehr schlechten Jahr 2020 rechne. Die während der Schließungen verlorenen Umsätze seien im Jahresverlauf kaum wiedergutzumachen, so Grosse. Hinzu kommt sicherlich auch, dass Verbraucher wegen Kurzarbeit und wirtschaftlicher Eintrübung vorsichtiger konsumieren. Autohäuser, Fahrradläden und Buchhandlungen geöffnet: Nach den Vorgaben von Bund und Ländern sollen Geschäfte bis zu einer Größe von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche unter Auflagen ab Montag, 20. April, wieder öffnen. Eingehalten werden müssen Hygienevorschriften, eine Steuerung des Zutritts und die Vermeidung von Warteschlangen. Unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche sollen nach dem Entwurf Autohäuser, Fahrradläden und Buchhandlungen wieder öffnen dürfen. Da Göttingen in der Innenstadt über einen sehr kleinteiligen Einzelhandel verfüge, dürften nach Grosses Einschätzung die meisten Geschäfte ab Montag öffnen. Ob dies auch so geschehen wird, sei allerdings nicht nur aufgrund der noch ausstehenden städtischen Vorgaben fraglich. „Hypothetisch haben sich fast alle Händler, so das Feedback an mich, auf eine strenge Vorschrift eingestellt und bereiten sich dementsprechend vor. Einen Überblick, welche Geschäfte öffnen und welche nicht, kann ich aber leider nicht liefern“, sagt Grosse. Markierungsarbeiten im „Kauf Park“: Ähnlich sieht es im Göttinger Einkaufszentrum „Kauf Park“ aus. Center-Manager Jürgen Brunke spricht aufgrund der fehlenden städtischen Vorgaben ebenfalls im Konjunktiv. „Unsere Händler müssen für sich entscheiden, ob sie öffnen können. Von einigen habe ich die Infos bekommen, dass sie die wahrscheinlichen Vorgaben so noch nicht umsetzen könnten. Zum Beispiel hätten nicht wenige Läden Probleme, den Spuckschutz an den Kassen zu installieren “, sagt Brunke, der betont: „Der Zeitpunkt der Ladenöffnungen hat uns doch ein wenig überrascht. Insgeheim hatte sich der Großteil der Händlerschaft auf den 4. Mai eingestellt.“ Am Wochenende würden im „Kauf Park“ nun umfangreiche Markierungsarbeiten vorgenommen. „Wir wollen den Kunden Orientierung und unseren Mietern Hilfen bieten“, sagt Brunke. Am Sonnabendabend und Sonntag sollen im Einkaufszentrum Linien und Kästen auf dem Fußboden verklebt werden. Dies solle dabei helfen, die Abstandregeln besser einzuhalten. Abgebaut würden auch die Bänke auf der Ladenstraße. „Wir wollen das Einkaufen ermöglichen, aber nicht zum Verweilen einladen. Ganz so, wie es die Vorgaben vorsehen“, unterstreicht Brunke. IHK-Präsident Oppermann sieht positives Signal: Die Gründe, warum die Politik die 800-Quadratmeter-Grenze gewählt hat, sei nachvollziehbar, so Alexander Grosse, der nicht davon ausgehe, dass es Ausnahmen geben werde. „Es geht vor allem darum, zu verhindern, dass alle Läden in der Innenstadt wieder öffnen und die großen Geschäfte – egal mit wie viel Fläche sie öffnen – Massen an Kundschaft anziehen. Ich hoffe darauf, dass die Stadt nicht zu voll wird. Wie die Kanzlerin sagte, ist es ein Beschluss auf Zeit. Es kann also sein, dass wir wieder zurückrudern müssen“, so Grosse. Einen großen Ansturm der Kunden auf die Geschäfte erwartet er am Montag erst einmal nicht: „Ich denke, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel der sonst üblichen Kundenfrequenz realistisch ist.“ Aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist eine breitere Lockerung wünschenswert gewesen, die jetzige Regelung wird aber als positives Signal gewertet. „Die Corona-Krise ist für viele Unternehmen in unserer Region absolut existenzbedrohend. Sie brauchen jetzt dringend einen belastbaren Weg, der möglichst schnell aus dem Shutdown herausführt. Der gestern vorgestellte schrittweise Neustart im Handel ist ein erstes positives Signal, insbesondere für die vielen kleinen inhabergeführten Betriebe, die gerade keinerlei Umsätze erzielen können“, sagt Birgitt Witter-Wirsam. Die IHK-Vizepräsidentin und Geschäftsführerin von Holzland Hasselbach gibt jedoch zu bedenken: „Hygiene- und Abstandsregeln können allerdings vollkommen unabhängig von der Ladengröße verantwortungsvoll umgesetzt werden. Deswegen wäre eine breitere Lockerung im Einzelhandel – auch für Betriebe mit mehr als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche – konsequenter gewesen.“ „Mit Blick auf die Wirtschaft Niedersachsens sind wir sehr froh, dass ab der nächsten Woche zumindest schrittweise die Beschränkungen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland gelockert werden. Wir begrüßen ausdrücklich, dass unter der Beachtung von Hygiene- und Desinfektionsrichtlinien das wirtschaftliche Leben sukzessive wieder zugelassen wird“, sagt IHK-Präsident Gerhard Oppermann. Das Land Niedersachsen müsse die Regelungen noch in eine Verordnung gießen. Sobald diese veröffentlicht sei, „werden wir über die IHK-Medien informieren. Es bleibt zu hoffen, dass die niedersächsische Verordnung auch die ein oder andere Unklarheit und Auslegungssache konkretisiert“, so die IHK. Mehr zum Thema: Corona-Lockerungen: Einzelhändler freuen sich auf ihre Kunden Corona: Diese Events fallen in Göttingen und im Eichsfeld aus Corona-Liveticker: Die aktuellen Entwicklungen in Göttingen und der Region Sie erreichen den Autor per E-Mail an m.bambey@goettinger-tageblatt.de. Von Mark Bambey

Neue Beschlüsse - Corona-Lockerungen für den Handel: So geht’s Montag in Göttingen weiter