Gärreste können für Wasserstoff-Produktion eingesetzt werden

Als Technologie- und Innovationsberater hat Dr. Peter Oswald die Südniedersachsen-Stiftung bei der Antragsstellung für das Wasserstoff-Projekt unterstützt. Der Chemiker, der bei der Wirtschaftsförderung Region Goslar angestellt ist und mit dem Südniedersachsen-Innovations-Campus zusammenarbeitet, hat Kooperationspartner für das Konsortium gewonnen und kann nicht nur den technischen Hintergrund erörtern. Als sogenannter Sekundärrohstoff muss Wasserstoff produziert werden und kann nicht wie Erdöl oder Kohle abgebaut werden. Dazu bedarf es elektrischer Energie, um das Wassermolekül aufzuspalten. Brennstoffzellen ermöglichen es dann, bei der Zusammenführung von Wasser- und Sauerstoff wieder elektrische Energie zu erzeugen. Von „grauem Wasserstoff“ spreche man, wenn der Strom für die Spaltung durch fossile Brennstoffe erzeugt werde, erklärt Oswald. Von „blauem Wasserstoff“, wenn es dafür CO2-Ausgleichsmaßnahmen gibt. Und von „grünem Wasserstoff“, wenn der Strom für die Spaltung aus regenerativen Energiequellen stammt. Grüner, blauer und grauer Wasserstoff: Um diesen „grünen Wasserstoff“ geht es auch bei dem regionalen Projekt. Dabei soll die sogenannte Plasmalyse die herkömmliche Elektrolyse zur Wasserstofferzeugung ersetzen. „Durch Energiezufuhr kann Gas in hochenergetisches Plasma überführt werden“, sagt Oswald: „Lasse ich das Plasma auf das Wasser los, wird es aufgespalten.“ Statt des teuren reinen Wassers für die Elektrolyse gebe es bei der Plasmalyse keinen Kontakt zwischen Elektrode und Wasser. Deshalb könne auch Wasser aus Gärresten verwendet werden, wie sie in Klär- und Biogasanlagen anfallen. Dabei entstehe neben Wasser- und Sauerstoff auch Stickstoff, und die organischen Reste in der Plasmakammer könnten als Düngemittel Anwendung finden. „Die Sache wird erst rund, wenn sowohl der Wasserstoff als auch die Nebenprodukte vermarktet werden können“, sagt der Wirtschaftsförderer. Darum drehe sich die Studie auch um die Machbarkeit einer solchen Kreislaufwirtschaft. Derzeit könne Wasserstoff in Südniedersachsen nur importiert werden – mit hohen Transportverlusten, berichtet Oswald. Als Beispiel nennt der 38-Jährige ein Chemie-Unternehmen im Harz, das den benötigten Wasserstoff via Tanklaster aus Leuna geliefert bekommt. Chance für Mobilitätswende: Bei der aktuellen Untersuchung steht der Verkehr im Vordergrund: „Es geht darum, ein Konzept für Wasserstoffbusse zu entwickeln, an dem auch regionale Busbetreiber Interesse haben.“ Oswald hofft, dass nach der Konzeptphase auch die Umsetzungsphase genehmigt wird. Langer Atem ist ohnehin gefragt. „Vor 2024 wird hier kein Wasserstoffbus rollen können“, vermutet der Experte – zumal die Göttinger Stadtwerke derzeit noch auf Elektrobusse setzen. „Ein früherer Zeitpunkt wäre wünschenswert, aber nicht realistisch“, sagt Oswald. Angedacht sei auch, den Individualverkehr einzubeziehen. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Die Druckverhältnisse beim Betanken von Lkws und Bussen unterscheiden sich stark von Personwagen: „Der Aufbau einer Wasserstoff-Tankstelle für Lastwagen und Busse ist schon schwer genug.“ Lesen Sie auch: Südniedersachsen-Stiftung will Weichen für Wasserstoff-Busse stellen Südniedersachsen Innovationscampus (SNIC) Innovationsscouts und Technologieberater arbeiten zusammen Von Kuno Mahnkopf

Energiepolitik - Gärreste können für Wasserstoff-Produktion eingesetzt werden