Gasthaus Lockemann in Herberhausen kommt mit blauen Auge davon

„Ab 12 Uhr?“ Ein Pärchen im Wanderlook geht am frühen Donnerstagvormittag am Gasthaus Lockemann vorüber. Die Frage gilt Christian Lockemann, dem Betreiber der traditionsreichen gastlichen Stätte in Herberhausen. Der grüßt zurück, ruft: „Ab 11 Uhr. Da müsst Ihr halt etwas schneller wandern.“ Im Innen und im Außen der Gaststätte wird derweil alles hergerichtet für die Gäste, die kommen werden an diesem Himmelfahrtstag. Die Tische haben einen Abstand von zwei Metern zueinander, wer sich bewirten lässt, muss ein Zettelchen mit seinen persönlichen Daten ausfüllen, das Personal trägt Mundschutz. Das sind die Bedingungen für Gaststätten, um in diesen Corona-Zeiten wieder öffnen zu dürfen. „Viele sind sehr vorsichtig“, weiß Lockemann. Er ist sich aber auch sicher, dass die Menschen froh sind, wieder essen gehen zu können. Kaum hatte Landesvater Stephan Weil die teilweise Wiedereröffnung gastronomischer Betriebe verkündet, rief auch schon der erste Gast an. „Er sagte, er wolle für nächste Woche einen Tisch bestellen. Ich fragte ihn, ob er mich auf den Arm nehmen wolle“, berichtet der Gastwirt, der von der kurzfristig ergangenen Lockerung überrascht wurde. Da mussten er und sein wieder aktiviertes Team sich erst einmal informieren, was geht und was nicht geht. Außer-Haus-Angebot gut angenommen: Durch die - freilich noch andauernde - Corona-Krise sei der Familienbetrieb mit einem blauen Auge hindurchgekommen. Mit mindestens einem blauen Auge, sagt Lockemann. Zum Glück sei das Angebot des Außer-Haus-Verkaufes gut angenommen worden. Mit dem Shutdown habe er gerechnet beim Blick auf Italien. „Für mich war der Schritt folgerichtig. Allerdings war ich von zwei Wochen ausgegangen und davon, Ostern wieder eröffnen zu können“, blickt der 44-Jährige zurück. Nein, entlassen habe er niemanden, sagt er und fügt hinzu: „Gott sei Dank nicht.“ Die Bundesregierung habe gut reagiert mit den angebotenen Hilfen, lobt der Vater von drei Kindern. Er hat für seinen Betrieb die Kurzarbeiterregelung in Anspruch genommen. Einen Koch allerdings, den er einstellen wollte, musste er vertrösten. Im Moment sei die Einstellung wirtschaftlich nicht darstellbar. Zuviel Bürokratie im Gastgewerbe: Während der Zwangspause habe er alles auf links gedreht: Neben dem Außer-Haus-Verkauf war recht viel Zeit für die Kinder da. Aber deren Begleitung beim Home Schooling sei durchaus anstrengend. Alles in allem findet Lockemann am Shutdown positiv, dass man einmal aus dem Hamsterrad heraus kam. Auf die Frage, was die Politik, wenn sie den schon mal dabei ist, zu handeln, dem Gastgewerbe Gutes tun kann für die Zukunft, verweist er auf die Bürokratie, die immer mehr werde. „Das Finanzamt geht davon aus, dass man IT-Spezialist ist und mindestens ein halbes BWL-Studium absolviert hat. Dass wir in der Küche stehen, kochen und bewirten und genau das auch wollen – ich glaub, das können die sich gar nicht richtig vorstellen.“ Lesen Sie auch: Wegen Corona: Investitionen im Kronprinzen in Fuhrbach verschoben Roringer Gasthof Zum Drakenberg während Corona-Pause renoviert Landgasthaus Wollenweber in Lichtenhagen mit erster Ausstellung Von Ulrich Meinhard

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