Gastronomie im Landkreis Göttingen tischt vorsichtig wieder auf

Viele von der niedersächsischen Landesregierung in dieser Corona-Krise verfügten Verbote sind inzwischen wieder gelockert oder aufgehoben worden. Das gilt auch für die Gastronomie. Öffnungsverbote gelten jetzt nur noch für Shisha-Bars, Discotheken und Clubs. Läuft es also wieder recht gut für die Gastronomen in der Region? Ein verhaltenes Zwischenfazit zieht der 1. Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbandes Göttingen-Duderstadt, Olaf Feuerstein. „Das Hochfahren ist schwer, viel schwerer, als erwartet“, schätzt er ein. Deshalb seien die Öffnungszeiten der Cafés und Restaurants oft noch eingeschränkt. Feuerstein weiß von einigen Betrieben vor allem im Hotelfach, die am liebsten noch ein Stück weiter runterfahren wollen, weil die Gäste längst nicht in ausreichender Zahl kommen. Fahrradtourismus vor allem am Wochenende: Wie gut oder wie schlecht ein gastronomischer Betrieb läuft, hänge auch von dessen Lage ab, gibt der Branchenvertreter zu bedenken. In Urlaubsregionen wie der Ost- oder der Nordsee gehe jetzt die Post ab. „In unserer Region werden einige Betriebe sicher vom Fahrradtourismus profitieren“, erwartet Feuerstein. Allerdings beschränke sich der auf die Wochenenden, was letztlich nicht ausreiche, um auskömmlich Einnahmen zu generieren. Von Geschäftsaufgaben ist dem geschäftsführenden Gesellschafter des Göttinger Hotels Freizeit In aber nichts bekannt. „Das würde ich ja auch nur aus der Zeitung erfahren oder aus Insolvenzbekanntmachungen. Ich weiß davon nichts, weder für die Stadt, noch für den Landkreis Göttingen.“ Feuerstein kann gut nachvollziehen, dass ein Unternehmer an manchen Tagen auch mal den Mut verliert und alles hinschmeißen möchte, wenn die Situation gar zu schwierig erscheint. In der Regel komme der Mut aber zurück. Konkret nach eher abgelegenen Landgasthäusern und der Gästezahl dort befragt, kann er sich vorstellen, dass es „vielleicht einige gibt, die gar nichts abbekommen“. Vorsichtig zurück zu einer Form der Normalität: Im Gasthaus Rennschuh in der Kasseler Landstraße (ehemals „Eisenpfanne“) ist der Restaurantbetrieb in diesen Corona-Zeiten eng mit dem Buchungsgeschehen im angeschlossenen Hotel verzahnt. Vorsichtig ist die Geschäftsführung an den Neustart herangegangen. „Wir wollten zuerst einmal die Werktage abdecken“, verweist Inhaberin Katharina Schüle-Rennschuh auf den Wiedereinstieg nach Augenmaß. Deshalb war das Restaurant in der Pfingstwoche wieder geschlossen – Sonn- und Feiertage sind hier stets Ruhetage. Es habe sich gezeigt, dass es vornehmlich Hotelgäste waren, die das Angebot annahmen, weniger die Göttinger. „Viele Menschen sind nach wie vor verunsichert“, meint Schüle-Rennschuh. Aber: „Seit Juni sind wir mutiger. Wir öffneten auch an den Samstagen. Die Resonanz ist aber sehr verhalten. Trotz aller Vorkehrungen zur Hygiene.“ Den Umsatz bezeichnet sie als „mau“. Seit der zu Pfingsten bekannt gewordenen Infektionswelle habe die Zurückhaltung noch einmal zugenommen. „Das spüren wir auch im Hotelbereich. Es gab Stornos.“ Vorerst gibt es keine feste Küchenzeit: Aktuell hat das Restaurant von Montag bis Freitag ab 17.30 Uhr geöffnet - so, wie auch vor der Corona-Krise. Neu ist jetzt, dass es keine feste Küchenzeit gibt, die war zuvor auf den Zeitraum bis 22.30 Uhr definiert. „Jetzt schauen wir, wie hoch das Gästeaufkommen ist und schließen, wenn der letzte Gast gegangen ist“, erklärt Schüle-Rennschuh. Entlassungen habe sie keine vornehmen müssen. Die Mitarbeiter – ausgenommen die Auszubildenden, bei denen das nicht möglich ist – sind während des Lockdowns in Kurzarbeit geschickt worden. Geringfügig Beschäftigte mussten gänzlich zu Hause bleiben. „Wir wollen alle zurückholen“, betont die Chefin. Sie geht davon aus, dass alles wieder in Gang kommt. Ein anderes Denken mache keinen Sinn: „Dann könnten wir gleich aufhören.“ „Wir warten auf die Nachfrage der Gäste“: Der Betreiber des Göttinger Bar & Café „Esprit“, Robert Vogel, sagt: „Nein, wir haben noch nicht die ausgedehnten Öffnungszeiten der vergangenen Jahre erreicht. Wir dehnen sie sukzessive aus und warten die Nachfrage der Gäste ab.“ Das Gästeaufkommen könne den Vor-Corona-Stand noch gar nicht erreicht haben, da nur knapp 40 Prozent der Sitzplätze zur Verfügung stehen. „Wir halten uns an die Auflagen der Tischabstände“, betont Vogel. Das Gasthaus Wollenweber in Lichtenhagen hatte in den vergangenen Wochen ebenfalls eingeschränkte Öffnungszeiten. Derzeit sind Betriebsferien. Das Ausflugslokal öffne im August wieder, versichert Wolfgang Wollenweber. Immerhin: Eierbestellungen sind möglich. In einem Fünf-Stufen-Plan hat die niedersächsische Landesregierung nach dem Herunterfahren der Wirtschaft Mitte März Lockerungen der Vorgaben definiert. Am 6. Mai trat Stufe 1 in Kraft, Betriebskantinen konnten wieder öffnen. Am 11. Mai konnten Gäste zurück in Gaststätten, Restaurants, Cafés und Biergärten, allerdings für die Wirte verbunden mit der Maßgabe „50 Prozent“. Am 25. Mai fiel die 50-Prozent-Grenze weg. Am 8. Juni durften wieder Bars (ausgenommen Shisha-Bars) und Kneipen öffnen. Die nächsten Änderungen für die fünfte und nach vorliegendem Plan letzte Phase der Verordnung sollen zum 22. Juni in Kraft treten. Was dann darin stehen wird, könne im Moment noch nicht definitiv gesagt werden, informiert die Sprecherin der Staatskanzlei, Anne Pörksen. Die Verbandsbeteiligung stehe noch aus. Die anstehenden Änderungen würden am Freitag, 19. Juni in der Landespressekonferenz (LPK) ab 10.30 Uhr veröffentlicht. Lesen Sie auch: Bilanz nach einer Woche: Wie läuft das Geschäft in Göttingens Kneipen? Bilanz nach einer Woche: Wie läuft das Geschäft in Duderstadts Kneipen? 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