Göttingen: NBank stellt Förderprogramm für kleine Unternehmen vor

Es ist eine erfreuliche Tendenz: In Zeiten der Corona-Pandemie setzen Unternehmen weiterhin auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Welche Möglichkeiten kleine Firmen besitzen, die Fortbildungen finanziell fördern zu lassen, wurde im Online-Vortrag zum Thema „Beschäftigte qualifizieren und Weiterbildungsförderung nutzen“ deutlich. Während der Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH stellte NBank-Förderberater Harald Karger als Beispiel das Programm zur Weiterbildungsförderung in Niedersachsen, kurz WIN, vor. WIN ergänze die Förderprogramme der Arbeitsagenturen in Niedersachsen, leitete Karger ein. Um sich für das Programm zu qualifizieren, müssen Unternehmer einige Voraussetzungen erfüllen: So muss der Firmensitz in Niedersachsen liegen. Die Unternehmensgröße ist irrelevant. Zudem muss es sich bei der Weiterbildung um eine Maßnahme, die am Arbeitsmarkt verwertbare Qualifikationen vermittelt und mit Zertifikat abschließt, handeln, um als förderfähig beschieden zu werden. Die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) hat während des Online-Vortrages ein neues Projekt zur Digitalisierung und Förderung vorgestellt. Mitarbeiter Eike Matthies erläuterte, was es mit „Digitale Kompetenzen in der Weiterbildung“, kurz DiKom“, auf sich hat: „Wir wollen Weiterbildung für digitale Kompetenzen verstehen“, deshalb würden Unternehmen nach dem abgefragt, was sie im digitalen Bereich benötigten. Dazu würden Interviews mit den Firmen geführt, um „die Herausforderungen von Unternehmen bei der Digitalisierung zu verstehen“. Firmen könnten sich bei der HAWK melden, um darüber zu sprechen. Welche digitalen Kompetenzen das Unternehmen in der Zukunft benötige werde ebenso abgefragt und analysiert wie die Vorbereitung von Mitarbeitern zur Qualifizierung im digitalen Bereich. Auch die Frage „Welche Kompetenzen benötigen die Beschäftigten?“ sei eine wichtige, so Matthies. Interessierte Unternehmen können sich per E-Mail an eike.matthies@hawk.de wenden. Programm gilt auch für Solo-Selbstständige: Und es gibt noch weitere Rahmenbedingungen: Die Fortbildung muss mit mindestens 2000 Euro veranschlagt sein, damit sie mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent gefördert werden kann. Förderfähig sind Lehrgänge mit 25 Euro pro Stunde sowie Personalausgaben mit 19 Euro pro Qualifizierungsstunde. Letzteres sind die sogenannten Freistellungsausgaben, also quasi eine Kompensation für den Arbeitgeber für die Zeit, in der Beschäftigte wegen des Lehrgangs nicht arbeiten können. Lesen Sie auch Welche Fachkraft 2030 noch gebraucht wird und welche nicht Landkreis Göttingen: Leichter Anstieg der Arbeitslosenzahl Und: „Das Programm gilt auch für Solo-Selbstständige ohne Mitarbeiter“, sagt er. Diese seien von der Corona-Krise oftmals schwer getroffen und würden sich mehrmals überlegen, ob sie eine Weiterbildung starten. Einen Förderausschluss gibt es für Unternehmer, die einen freien Beruf ausüben, wie etwa selbstständige Ärzte, Steuerberater oder Journalisten – deren Beschäftigte sind aber förderfähig. Förderfähig seien Inhouse- und Onlineschulungen, so Karger, pro Maßnahme mit bis zu 50 Personen. Der NBank-Mitarbeiter weist darauf hin, dass für jeden Arbeitnehmer die Förderprogramme einzeln zu beantragen seien, es könnten also keine Gruppen mit einem Schreiben angemeldet werden. Die Anträge müssten zudem vier Wochen vor Beginn der Qualifizierung vorliegen, elektronisch und in Papierform, eine vom Bildungsträger ausgefüllte Beschreibung der Fortbildung müsse mit eingereicht werden. Zudem dürften die Kurse maximal bis zum 30. Juni 2022 dauern, da dann das Förderprogramm der EU auslaufe. „Dann gibt es eine neue Förderperiode“, erläutert Karger. Die Weiterbildung dürfe zudem erst nach Bewilligung des Antrags begonnen werden, eine Anmeldung könne aber vorher erfolgen. Firma muss in Vorleistung gehen: Für die Fortbildung müsse die Firma zudem in Vorleistung gehen, eine Auszahlung des Fördergeldes erfolge erst nach erbrachtem Qualifizierungsnachweis. Dass sich das für Unternehmer lohnen könnte, demonstrierte Karger anhand eines Rechenbeispiels: Dabei sei er von Lehrgangskosten von 2000 Euro und 100 Stunden Maßnahmedauer ausgegangen. Die Lehrgangskosten würden dann mit 25 mal 100 Euro, also 2500 Euro, angesetzt. Davon könnten „natürlich nur 2000 Euro anerkannt werden“, die zu 50 Prozent gefördert würden. Somit läge die Firma bei einer Förderung von 1000 Euro ohne Freistellungsausgaben. Unter Einbezug der Lohnfortzahlung ergäbe sich jedoch ein förderfähiger Betrag von 3900 Euro, davon würden 200 Euro Eigenbehalt abgezogen, sodass am Ende abgerundet 1800 Euro Fördersumme herauskämen. Von Tobias Christ