Göttingen: Pressehaus Tonollo bleibt nach Übernahme doch geöffnet

Die Tonollo-Filiale in der Göttinger Innenstadt wird zum Jahresende doch nicht schließen. Das Presse Grosso Mitte, zu dem der Presse-Großhandel Tonollo gehört, wird den Zeitschriftenladen übernehmen und den Betrieb dauerhaft weiterführen. Somit wird es zwar einen Inhaberwechsel geben, der Betrieb aber nicht aus der Innenstadt verschwinden. Seit vier Jahren betreibt Norman Hoffmann das Geschäft an der Weender Straße, zum Jahresende ist für ihn Schluss. „Es lohnt sich wirtschaftlich nicht“, hatte er dem Tageblatt vor wenigen Wochen gesagt, in der Filiale lagen Zettel aus, die die Kunden über die Schließung informierten. Nun jedoch die Kehrtwende – zwar ohne Hoffmann, dafür mit dem Namensgeber Tonollo selbst. „Bei der Übergabe leisten wir natürlich Unterstützung“, sagt Hoffmann zwei Tage vor dem Jahreswechsel. Er freue sich darüber, dass das Geschäft nun doch bestehen bleibe. Lesen Sie auch Göttinger Fleischer Wulff hat Filiale in der Innenstadt geschlossen Corona-Krise: Diese Läden schließen in der Göttinger City Tonollo Schließung: Auch diese Traditionsunternehmen in Göttingen haben geschlossen Göttinger Innenstadt: Pressehaus Tonollo bald geschlossen „Wir wollen es ausprobieren“, sagt Wolfgang Tonollo, Geschäftsführer des Presse-Großhandels Tonollo. Es habe sich um einen „sehr spontanen Entschluss“ gehandelt, das Geschäft weiterzuführen. Mit ausschlaggebend dafür sei die riesengroße Resonanz auf den Artikel zur Schließung im Göttinger Tageblatt gewesen, die das Pressehaus erfahren habe. „Wir bekamen Anrufe, Mails, teils aus dem Harz“, erläutert Tonollo, alle wünschten sich, dass der Zeitschriftenladen bestehen bleibt. „Die Kunden waren ob der bevorstehenden Schließung tief bestürzt“, sagt Tonollo. Er beschreibt die Rückmeldungen als „überwältigend“. Kurzzeitige Schließung geplant: Der Übergang solle reibungslos verlaufen, betont der Namensgeber des Geschäfts. Eine gewisse Zeit werde aber benötigt, um die Kassensysteme umzustellen, Inventur zu machen sowie einige Bereiche neu zu gestalten. Spätestens am 11. Januar soll der Betrieb aber anlaufen, sagt Tonollo. „Wenn wir es hinkriegen, dann auch früher.“ Er habe großes Verständnis für Hoffmann, das Pressehaus nicht weiterzuführen, nachdem sein Mietvertrag zum 31. Dezember ausläuft, sagt Tonollo. Denn das Zeitschriftengeschäft habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Viele Menschen würden sich ihre Zeitschriften im Internet bestellen oder online lesen, „aber ich finde, das Einkaufserlebnis gehört dazu“. Er hofft, dass auch zukünftig viele den Weg in die Innenstadt finden. Zum inoffiziellen Markenzeichen des Pressehauses Tonollo ist die lebensgroße Büste eines Indianers geworden, der seit vielen Jahren vor der Tür steht und Ausschau hält. Auf die Frage, was es mit diesem auf sich hat, lacht Wolfgang Tonollo laut los. „Als Norman Hoffmann den Tabakshop öffnete, brachte er den Indianer mit“, erklärt Tonollo. Als Eyecatcher und als Symbol habe er fungiert – allerdings ist die Figur mittlerweile nicht mehr vorhanden, um Wache zu halten. „Er ist in tausend Teile zerbrochen“, eine Reparatur sei nicht möglich. „Leider wird der Indianer nicht mehr Ausschau halten.“ Allerdings sei nicht ausgeschlossen, dass bald wieder eine ähnliche Figur vor der Tür platziert werde. „Wir werden uns da etwas überlegen“, meint Tonollo. Weiter Spezialtitel und Comics im Angebot: Das Pressehaus habe sich immer dadurch ausgezeichnet, dass es viele Comics und Zeitschriften in Kleinauflage gebe, erläutert Tonollo. Das solle auch in Zukunft so bleiben. Aber das große Sortiment an Spezialzeitschriften und außergewöhnlichen Magazinen könne man sich nur leisten, wenn auch die auflagenstarken Zeitungen guten Umsatz generieren würden. „Wir haben Kunden, die von weit her kommen, um ihre Zeitschriften zu kaufen. Wenn uns jemand sagt, dass es einen bestimmten Titel nur bei uns gibt, macht uns das stolz“, sagt Tonollo. Er hofft, dass die Geschäfte in der Innenstadt wieder anziehen, sobald die Corona-Pandemie überstanden ist – und das nicht nur bei Tonollo, betont er. „Es wäre tragisch, wenn es in der Fußgängerzone keine interessanten Ladengeschäfte mehr gibt“, meint er. „Das wäre ein Horrorszenario.“ Das Zeitschriftengeschäft an der Weender Straße 44 gibt es seit 1991. „Ich freue mich, dass es im neuen Jahr weiter geht“, so Tonollo, denn „das Geschäft liegt mir sehr am Herzen.“ Von Tobias Christ