Göttingen: Sartorius investiert 400 Millionen Euro in verschiedene Standorte

Der Göttinger Life-Science-Konzern Sartorius hat seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2020 vorgestellt. In einer Online-Pressekonferenz bestätigte das Unternehmen nicht nur den bereits vermeldeten Umsatzrekord von 2,336 Milliarden Euro, sondern gab einen Ausblick auf das Jahr 2021: In diesem sollen 400 Millionen Euro an verschiedenen Standorten weltweit investiert werden. „Wir haben sehr ambitionierte Ziele“, sagte Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg, die Summe stelle fast eine Verdoppelung des Investitionsbudgets zu den Vorjahren dar. Sartorius möchte in Göttingen bis Ende dieses Jahres ein neues Gebäude für zehn Ziehmaschinen errichten, um die Produktionskapazitäten für Membrane, „das Herzstück der Filter“, wie Kreuzburg es bezeichnete, zu erhöhen. Auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung soll einen neuen Bau für Laborräume bekommen. Die Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2022 geplant. Die Gebäude befänden sich bereits im Bau, sagte Kreuzburg. Möglicherweise werde auch die Filterproduktion in Göttingen ein weiterer Baustein, der in Göttingen bald losgetreten werde, sagte der Vorstandsvorsitzende. Lesen Sie auch Göttingen: Sartorius rechnet mit fünf Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2025 Göttinger Sartorius-Konzern schlägt Dividende von 71 Cent pro Aktie vor Sartorius-Chef Kreuzburg: „Göttingen hat das Zeug, in der Spitzenliga zu spielen“ Bauvorhaben in China, Amerika und Finnland: Auch an den Unternehmensstandorten in Guxhagen und Kajaani (Finnland) sollen die Produktionskapazitäten erweitert werden. Während in Hessen eine Erweiterung der Bioprozessanlagen (bis Ende 2021) sowie eine Fläche für Werksabnahmen der Systeme durch Kunden (bis 2023) geplant sind, werden in Finnland neue Fertigungszellen für Pipettenspritzen entstehen. Dort ist eine umfangreiche Gebäudeerweiterung vorgesehen. Auch in Übersee wird gebaut: In Puerto Rico ist der Aufbau einer Zellkulturmedienproduktion geplant, die Anfang 2022 den Betrieb aufnehmen soll. Zusätzliche Reinraum-Flächen und Separationstechnik sollen dort ebenfalls entstehen. In Neubauten für Werksabnahmen wird außerdem in Marlborough (nahe Boston, USA) und in Peking (China) investiert. Im Reich der Mitte werden auch neue Produktionsflächen für die Filterproduktion und Reinräume für die Beutelproduktion entstehen. Zudem habe Sartorius in Songdo (Südkorea) einen neuen Standort erworben, dort soll ein 25 000 Quadratmeter großes Zentrum mit Zellkulturmedien, Montage, Laboren und Applikationsräumen errichtet werden. Baubeginn soll dort in diesem Jahr sein, die Produktion im Jahr 2023 aufgenommen werden. Weitere Umsatzsteigerung erwartet: Für das Jahr 2021 rechnet das Unternehmen mit einer Steigerung des Konzernumsatzes von 19 bis 25 Prozent. Zu diesem Wachstum sollen die Erstkonsolidierungen der Akquisitionen mit etwa 5,5 Prozentpunkten beitragen. Der Einfluss der pandemiebezogenen Geschäfte sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt schwer abschätzbar und dürfte sich auf bis zu sechs Prozentpunkte belaufen. Bei der Profitabilität rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg der operativen Ebitda-Marge, also dem Gewinn vor Steuern und Abschreibungen, auf etwa 30,5 Prozent nach 29,6 Prozent im Vorjahr. Nicht nur der Umsatz, auch die Mitarbeiterzahl hat einen neuen Rekord erreicht: So beschäftigte das Unternehmen zum Jahresende 2020 weltweit 10 637 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahresstichtag hat sich die Zahl damit um 1601 erhöht, teilte Sartorius mit. Der Anstieg resultiere neben den Akquisitionen vor allem aus der Einstellung zusätzlicher Produktionsmitarbeiter in besonders hoch ausgelasteten Werken. Dies ist auch der Corona-Pandemie geschuldet: Denn nahezu alle Impfstoffhersteller greifen auf Sartorius-Produkte zurück. Regional betrachtet waren am Ende des Berichtszeitraums rund 7100 Menschen in der Region Europa-Mitteleuropa-Afrika beschäftigt, mehr als 1900 in der Region Amerika und etwa 1600 in der Region Asien-Pazifik. Kreuzburg bezeichnete dies als „sehr erfreuliche Entwicklung“. Zudem werde das Unternehmen internationaler, jünger und weiblicher: Der Frauenanteil der Belegschaft liege bei 39 Prozent, teilte der Sartorius-Chef mit. Und auch der Ausblick steht auf Wachstum: So rechnet das Unternehmen mit mehr als 1000 neuen Mitarbeitern pro Jahr bis 2025. Allerdings sei die Situation in diesem Jahr weiterhin von „Unsicherheiten“ geprägt, wies Kreuzburg auf die Corona-Pandemie hin. Im vergangenen Jahr hätten harte Lockdowns, beispielsweise in China, für geschlossene Labore gesorgt. Aber: „Unsere Lieferketten sind stabil.“ Von Tobias Christ