Maskenpflicht gegen Corona: Das sagt der Göttinger Einzelhandel

Kein Einkauf ohne Maske. Ob es die Tafel Schokolade aus dem Süßigkeitenwarenladen ist, die Flasche Shampoo aus der Drogerie, der Wochenendeinkauf oder der neue Sessel aus dem Möbelhaus: Maske auf. Die Maskenpflicht beim Einkaufen ist eine der von der Landesregierung vorgegebenen Hygienemaßnahmen zum Schutz gegen Covid-19. „Die Alltagsmaske verhindert nämlich, dass sich Viren beim Husten und Niesen verbreiten“, heißt es auf niedersachsen.de/coronavirus. Doch die Maskenpflicht in Geschäften ist umstritten. Sie trage ihren Teil dazu bei, dass weniger Kunden einkaufen gehen, weil ihnen das Stück Stoff vor der Nase lästig ist, Kunden würden nur das Nötigste kaufen, argumentieren Vertreter der Branche. Masken schützen Kunden und Mitarbeiter: Also weg mit dem Gesichtstextil, wenn die Infektionszahlen in einem Landkreis niedrig sind? „Der Mund-Nasen-Schutz wird im öffentlichen Leben weiterhin wichtig bleiben, bis eine Impfmöglichkeit zur Verfügung steht“, setzt Alexander Grosse auf Sicherheit. Grosse ist der Vorsitzende des Kreisverbandes Göttingen des Handelsverbands Hannover (HVH). Wenn nämlich keine ausreichenden Abstände in kleinen Räumen eingehalten werden können, verhindere der Nasen-Mund-Schutz ein rasantes Ausbreiten der Infektion und schütze so Kunden und Mitarbeiter vor dem Virus, betont er. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach „Wir freuen uns auf ein Lächeln ohne Maske“: Gerade zur beginnenden Urlaubs- und damit auch Reisezeit könnten sich kleine, lokale Infektionsherde ohne Mund-Nasen-Schutz rasant verbreiten und so eine zweite Welle der Viruserkrankungen auslösen. „Die allermeisten Kunden und Mitarbeiter des Handels haben sich mittlerweile an diesen Schutz und die damit verbundenen kleinen Einschränkungen gewöhnt. Natürlich freuen wir uns trotzdem darauf, unseren Kunden wieder ohne Maske ein Lächeln schenken zu können, wissen aber, dass dies momentan für unsere Gesellschaft nicht hilfreich wäre“, hält Grosse fest. Kauflust ist mit Mundschutz getrübt: Der Center-Manager des Göttinger „Kauf Park“, Jürgen Brunke, differenziert. Er könne Kunden verstehen, die sagen, es nervt. „Aber wir stehen schon hinter der Maskenpflicht. Das ist auch die Einschätzung unserer Mieterschaft“, verweist er auf den Aspekt der gegenseitigen Rücksichtnahme und des Infektionsschutzes. Unterschieden werden müsse zudem zwischen den einzelnen Geschäften. Im Bereich Mode und Textil gehöre eben auch Kauflust dazu, um zu Stöbern, zu Vergleichen und Anzuprobieren. Masken würden das Shopping-Vergnügen dämpfen, das sei nicht zu leugnen. Als klaren Wettbewerbsnachteil sieht er die Vorgabe, dass in der Göttinger Innenstadt keine Maskenpflicht besteht, in der Ladenstraße des „Kauf Park“ hingegen schon, obwohl auch hier genug Platz zum Abstandhalten sei. „Macht sonntags auf und gut – reicht nicht“: Den Vorschlag von Landeswirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU), verkaufsoffene Sonntage zu ermöglichen, mag Brunke so pauschal keinen Applaus schenken. „Ich begrüße, dass Herr Althusmann es gut meint mit dem Handel“, setzt der Center-Manager voraus. „Es ist aber nicht damit getan zu sagen, ‚macht sonntags auf und gut‘“, gibt Brunke zu bedenken. Ein verkaufsoffener Sonntag sollte immer etwas Besonderes sein, dann habe der Kunde auch Lust, dieses Angebot wahrzunehmen. Ansonsten würden diese Tage nur zu Verdrängungswettbwerb und Kosten führen. Also kein generelles, sondern ein anlassbezogenes Öffnen? Brunke bejaht. Wenn sich in Göttingen Innenstadt, Weende und „Kauf Park“ mit verkaufsoffenen Sonntagen abwechseln, sei das genau der richtige Weg. „Ansonsten hat keiner von uns etwas davon.“ Für den von ihm verantworteten Bereich stellt er aktuell fest, dass die Kundenfrequenz weiter unter der liegt, die vor Corona festzustellen war. Ein Rückgang zeige sich auch deutlich am Umsatz der Geschäfte. „Die Maske ist doof, aber sie ist sinnvoll“: Elisabeth von Alvensleben von Pro City Göttingen ist die Dritte im Bunde, die auf Nummer sicher setzt. Es gebe auch andere Meinungen von Einzelhändlern, aber die Maske gebe ein Gefühl des Schutzes, wenn sich alle an diese Vorgabe halten. „Es ist doof, dass sie sein muss, aber es ist sinnvoll, dass es gemacht wird“, findet sie. Gerade angesichts der Corona-Hotspots, die es in Göttingen gegeben hat, sollte klar sein, dass ein Ausbruchsgeschehen jederzeit wieder möglich ist. „Beim Blick in andere Länder wird deutlich, was alternativ auf uns zukommen könnte“, verweist die Vertreterin des Innenstadtvereins etwa auf die USA. Hinzu komme, dass in der Urlaubszeit viele Menschen andere Länder bereisen und dann zurückkommen – mit was auch immer im Gepäck. „Die Maßnahmen sollten freilich auch dem Infektionsgeschehen angepasst sein“, setzt von Alvensleben auf auch auf etwaige Rücknahmen von Hygienebestimmungen, wenn es die Lage in einer Stadt oder einer Region hergibt. Den Autor erreichen Sie per Email unter u.meinhard@goettinger-tageblatt.de Die Deutsche Presseagentur (dpa) veröffentlicht die Daten einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGovunter unter erwachsenen Bundesbürgern. Auf die Frage „Was halten Sie von Überlegungen zur Abschaffung der Maskenpflicht im Handel in Bundesländern mit aktuell geringen Corona-Infizierten, sofern dort die Einhaltung des Mindestabstands gewährleistet werden kann“ zeigten sich 54 Prozent diesem Vorschlag gegenüber ablehnend, 37 Prozent befürworteten ihn, neun Prozent hatten dazu keine Meinung. Die 16 Gesundheitsminister der Länder einigten sich darauf, die Maskenpflicht nicht aufzuheben, wie dpa nach einer Schalte der Ressortchefs mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Zur Begründung hieß es, es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie wäre vorbei. Um die Wirtschaft in der Corona-Krise anzukurbeln, will Niedersachsen zwischen August und November vier anlassfreie verkaufsoffene Sonntage genehmigen. Ziel der Maßnahme sei es, die Innenstädte wieder zu beleben, so Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU). Von Ulrich Meinhard