„Elektromobilität und öffentlicher Nahverkehr – das ist eine Symbiose“, betonte Michael Neugebauer während seines Referates beim 53. niedersächsischen Mobilitätstalk, der diesmal bei den Göttinger Verkehrsbetrieben (GöVB) zu Gast war. Neugebauer ist Geschäftsführer der GöVB und bezeichnete Elektromobilität als „Dauer- und Zukunftsthema zugleich“. Als Stadt beziehungsweise Unternehmen ohne elektromobile Tradition wie etwa eine Straßenbahn mache man sich jetzt auf den Weg, den elektromobilen öffentlichen Nahverkehr in Göttingen zu etablieren. Aber allein der Schritt, Busse und anderen öffentlichen Personenverkehr elektrisch zu betreiben, löse nicht das Verkehrsproblem in den Städten, so Neugebauer. Die Stärkung des öffentlichen Verkehrs müsse mit einer generellen Umstellung auf Elektroantriebe einhergehen.
„Bisher verschenken wir die Energie“
Damit überreichte er das Mikrofon an Jörg Hausknecht. Dieser ist Referent im Kommunalmanagement von Energienetz Mitte – und kennt sich aus mit dem Thema Lade-Infrastruktur. Sein Unternehmen werde im Rahmen eines neues Förderprogramms neun weitere Schnelllade-Standorte aufbauen, gleichzeitig „dumme“ Ladesäulen abbauen und sie durch smarte, intelligente Säulen ersetzen. „Bisher verschenken wir die Energie“, erklärte Hausknecht und verwies stellvertretend auf die Lademöglichkeit am „Kauf Park“. Dort würden etwa sechs Fahrzeuge am Tag geladen.Es gäbe auch Ideen, Straßenlaternen mit entsprechender Ladetechnik auszurüsten. Aber auch bei der Standortsuche für Ladestationen zähle das Argument „Lage, Lage, Lage“. Die Zukunft des Elektro-Tankens sieht Hausknecht auch deshalb eher bei den Nutzern zu Hause, im Betrieb sowie an Knotenpunkten wie etwa Parkplätzen auf Autobahnen verortet. Sein Unternehmen selbst habe zwölf Elektro-Pkw im Fuhrpark. „Man muss mitdenken, und das Elektrofahren hat einen Erziehungsfaktor.“ Hausknecht meint damit das überlegte Benutzen des Gaspedals oder auch das Benutzen oder eben Nicht-Benutzen von Radio oder Klimaanlage, um die Reichweite zu erhöhen.
Verbreitungschance für E-Autos im Privatbereich
Ulf Farger, Projektleiter beim ADAC Niedersachsen, erläuterte schließlich, dass der Verband 2016 zur Elektromobilität gekommen sei. Aus dem E-Dienstwagen-Pool heraus würden inzwischen 59 Prozent aller Dienstfahrten unternommen – die Mitarbeiter hätten allerdings hohe Erwartungen an die Reichweite der Autos. Eine Verbreitungschance von E-Fahrzeugen im Privatbereich sieht Farger derzeit vor allem im entstehenden Elektro-Gebrauchtwagenmarkt. Ein Grund dafür seien die dort zu erzielenden niedrigeren Preise.
Von Markus Hartwig