Möbelhäuser im Landkreis Göttingen öffnen mit Einschränkung

Nachdem am Montag in und um Göttingen fast alle Geschäfte mit einer Fläche bis 800 Quadratmeter wieder geöffnet hatten, werden ab Dienstag auch Möbelhäuser öffnen. Allerdings mit Einschränkungen. Die behördlichen Vorgaben in der Bundesrepublik sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen gibt es quasi keine Beschränkungen mehr, abgesehen vom Mindestabstand, den Kunden aufgrund des Infektionsschutzes einhalten müssen. In Thrüringen gelten Ladenöffnungsverbote noch bis Freitag. Hessen wiederum hat sich am Wochenende bei den Flächenbeschränkungen den Vorgaben angeschlossen, die in Niedersachsen gelten: Geschäfte mit mehr als 800 Quadratmetern Fläche dürfen öffnen, müssen aber alles absperren, was über die magischen 800 hinaus geht. Wohnzimmer in Witzenhausen, Küchen in Göttingen: Kurzfristig haben die Geschäftsführer der Firma Möbel Jaeger mit Hauptsitz in Witzenhausen ihre Leute zum Neustart zusammen getrommelt. Ab Dienstag öffnen die Möbelhäuser in Witzenhausen sowie in Göttingen (Lutteranger) im 800-Quadratmeter-Modus. „In Witzenhausen werden wir die Wohnzimmer-Abteilung öffnen, in Göttingen die Küchenabteilung“, erläutert Geschäftsführer Bernd Jaeger. Die Reduzierung auf 800 Quadratmeter findet er fragwürdig. Es würde doch sehr viel mehr Sinn machen, die Anzahl der Kunden auf einer größeren Fläche zu verteilen, was in den Möbelhäusern leicht möglich wäre. „Jedenfalls nach gesundem Menschenverstand“, meint Jaeger, der die Regelung als „sehr willkürlich“ bezeichnet. Seit knapp zwei Wochen galt in der Firma Kurzarbeit. Zuvor hatten die Mitarbeiter Überstunden abgebaut beziehungsweise Urlaub genommen. Achten müssen sie nun darauf, dass sich in Göttingen nicht mehr als 80 Kunden auf den abgeteilten 800 Quadratmetern aufhalten. In Witzenhausen dürfen es nur 40 sein. Jaeger kann das nicht so ganz ernst nehmen: „Sind die Hessen dicker oder wie“, hinterfragt er die Regelung. Die Öffnungszeiten der Jaeger-Häuser werden ab Dienstag so sein wie vor der Corona-Zwangsschließung: 10 bis 19 Uhr, sonnabends bis 18 Uhr. Einlass nur mit einem Atemschutz: Diese Öffnungszeiten gelten auch für Bono Möbel + Küchen und für Bono Pick + Pay Mitnahmemöbel an der Großen Breite in Göttingen. „Ja, wir öffnen auch, aber es wird ein eingeschränkter Verkauf sein“, sagt Geschäftsführer Sebastian Schwill. Es werde das Küchenstudio geöffnet sein, geschlossen bleibe hingegen die Boutique bei Pick + Pay. „Seit drei Wochen bieten wir einen Online-Shop an. Aber viele Kunden wollen die Möbel gerne real in Augenschein nehmen“, weiß er aus Telefonanrufen. Man werde so gut wie möglich versuchen, die „Bestseller“ im sichtbaren Bereich zu positionieren. Kunden bekommen bei Bono allerdings nur Einlass mit einer Atemschutzmaske, es werde Einlasskontrollen geben. Bereits seit Montag wieder geöffnet hat Diekmann-Einrichtungen in der Göttinger Innenstadt. Das Geschäft verfügt über knapp 160 Quadratmeter Verkaufsfläche, muss sich also nicht einschränken. „Wir achten darauf, dass nicht mehr als zwei Personen im Geschäft sind“, sagt Geschäftsführer Peter Tönnies. Die großen Einrichtungshäuser Sconto SB und SB Möbel Boss waren für Nachfragen telefonisch nicht zu erreichen. Wenn der Kunde am Möbelcenter klingelt: Seit Montag geöffnet hat das Eichsfelder Möbelcenter in Gieboldehausen – wenngleich nur auf einer Fläche von 800 Quadratmetern. An der Eingangstüre befindet sich eine Klingel, die der Kunde betätigt. Ein Mitarbeiter gewährt dann Einlass und weist freundlich darauf hin, die bereitsgestellten Desinfektionsmittel und Einweg-Masken zu nutzen. Der Aufwand, 800 Quadratmeter zu öffnen, ähnele dem, als wenn für die Kundschaft die Gesamtfläche von rund 10000 Quadratmetern geöffnet würde, sagt Geschäftsführer Jörg Glimmann. Die Besucher des Eichsfelder Möbelcenters müssten sich aufgrund der Vorgaben zurzeit mit der aktuellen Möbelpräsentation im Erdgeschoss begnügen – Polster- und Wohnzimmermöbel sowie Speisezimmer von Henders & Hazel sowie der Marke Xooom, wie Glimmann sagt. Kunden, die sich für ein Bett oder eine Küche interessierten, müssten hingegen vertröstet werden. Für die Umsetzung des Beschlusses über das teilweise Wiedereröffnen von Geschäften sind die Länder verantwortlich. Deshalb gibt es Abweichungen von der 800-Quadratmeter-Regel. In Rheinland-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und dem Saarland zum Beispiel dürfen auch größere Läden aufmachen, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter begrenzen. Gleiches gilt in Hessen. In Schleswig-Holstein, Brandenburg und Niedersachsen dürfen auch Geschäfte mit bis zu 800 Quadratmetern öffnen, die in Einkaufszentren liegen. In Sachsen-Anhalt orientiert sich die Genehmigung für eine Öffnung allein an der im Miet- oder Pachtvertrag vermerkten Größe des Geschäfts. Inhaber dürfen ihre Geschäfte nicht teilweise öffnen oder verkleinern. Am Montagabend hieß es, dass auch Media Markt und Saturn ihre Märkte nach Möglichkeit wieder öffnen wollen: auf 800 Quadratmeter begrenzt. Onlinehandel kein ernsthafter Ersatz beim Möbelkauf: Die Öffnung von Verkaufsflächen bis 800 Quadratmetern geht dem Möbelhandel allerdings nicht weit genug. So könne die Händlerschaft nicht nachvollziehen, warum die benachbarten Autohäuser und Baumärkte öffnen dürfen, ihm es bei mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche jedoch untersagt bleibe, teilte der Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) mit. Zumal der Onlinehandel oder branchenfremde Vertriebswege für den Kauf von Möbeln und Küchen kein ernsthafter Ersatz seien. „Die allermeisten Kunden möchten Möbel und Küchen anschauen, eine reale Vorstellung von Material und Wirkung erhalten. On- und offline ergänzen sich gegenseitig, sie ersetzen sich jedoch nicht“, so der Verband. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Möbelmärkte sind ideal für Hygieneregeln: Möbelmärkte hätten aufgrund ihrer Größe die geringste Zahl an Kunden pro Quadratmeter, Hygieneregeln könnten dort optimal eingehalten werden. Durch die großen Verkaufsflächen von oftmals mehr als 10000 Quadratmetern komme es zu keiner Verdichtung der Menschen, auch nicht im Außenbereich. Zahlreiche Häuser hätten eine Frequenzmessung, mit der sich die Zahl der anwesenden Personen pro Etage ermitteln lässt. Die Beratung lasse sich mit der notwendigen Distanz von mindestens 1,5 Metern durchführen. Der Handelsverband Möbel und Küchen appelliert daher an Bund und Länder, „die Ausgrenzung dieser Branche so schnell wie möglich zu beenden und die Öffnung des Möbelhandels generell zu erlauben“. 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800-Quadratmeter-Modus - Möbelhäuser im Landkreis Göttingen öffnen mit Einschränkung