Die Zimmerei liegt wohl in der Familie, deren Geschichte in Rosdorf sich bis in das Jahr 1611 zurückverfolgen lässt. Auf dem Stammbaum im Wohnzimmer der Bornemanns zeugt sich: Schon im 18. Jahrhundert gab es unter ihnen einen Zimmermann. 1934 gründete Wilhelm Hermann Heinrich Gustav, der Großonkel des jetzigen Juniorchefs, die heutige Zimmerei. Kurz darauf errichtete er die Nebengebäude und 1938 das Fachwerk-Wohnhaus.
Das Zeichen des Freien
Überhaupt habe die Zimmerei sehr viel mit Tradition zu tun, erklärt der Junior, der seine Zusatzausbildung zum Restaurator unter anderem im Holzwurm-Museum in Quedlinburg absolviert hat. Die Kluft, der Ohrring als Zeichen des freien Mannes, die Waltz: alles Bräuche eines der „ältesten Handwerke überhaupt“. Er selbst war als „freier Vogtländer“, einer Gesellenvereinigung, in Europa unterwegs. Der Wanderstab lehnt noch neben der Eingangstür. Schon früh habe ihn das Auftreten und die Unabhängigkeit der fahrenden Gesellen fasziniert, die er täglich beobachtete. „Das wollte ich auch“, beschreibt er seinen Weg in den Beruf. Noch heute kommen wandernde Zimmerer zu ihm. „Wenn es geht, geben wir ihnen Arbeit.“
Doch es geht nicht immer, auch für Handwerker sind die Zeiten schwerer geworden. Der Senior hofft: „Das Handwerk wird immer gebraucht.“ Sein Sohn glaubt: „Gutes Fachwissen zahlt sich aus.“ Deshalb bietet der Betrieb mit zwei Gesellen und einem Auszubildenden alles an, „von der Denkmalpflege über Neubauten bis zum Innenausbau, vom Kleinauftrag bis zur Großbaustelle.“ Besonders die energetische Gebäudesanierung stehe heute im Fokus, meint Bornemann junior.
Der größte Auftrag bisher sei die Restaurierung der St.-Martin-Kirche in Roringen gewesen, die nach einem Brand fast vollständig zerstört wurde. Manche der Balken in der über 250 Jahre alten Kirche konnten wieder hergerichtet werden, berichtet er. Altes Holz ist nur schwer kleinzukriegen.
Von Erik Westermann