Sartorius-Geschäftsführer Kreuzburg: „Südniedersachsen als Start-up-Standort sichtbarer machen“

Auch 2021 wird Göttingen das Format Life-Science-Start-up-Day beheimaten. Nach der erfolgreichen Premiere im Januar 2020 soll das Veranstaltungsformat für Lebenswissenschaften am Mittwoch, 20. Januar, erneut regionale und überregionale Akteure der Life-Science-Gründerszene vernetzen, um Gründungsinteressierte zur Umsetzung innovativer Projekte zu inspirieren und zu motivieren. Dieses Mal als reines Online-Format. Im Januar 2020 feierte der Göttinger Life-Science-Start-up-Day Premiere. Die im Januar 2021 erneut stattfindende Konferenz hat das Ziel, regionale und überregionale Akteure der Life-Science-Gründerszene zu vernetzen, um Gründungsinteressierte zur Umsetzung innovativer Projekte zu inspirieren und zu motivieren. Wie hat sich das Projekt im vergangenen Jahr entwickelt? Joachim Kreuzburg: Der erste Life-Science-Start-up-Tag im vergangenen Jahr hat rund 200 Teilnehmer aus dem lokalen Gründerökosystem miteinander und mit potenziellen Industriepartnern und Förderern vernetzt. Der gelungene Auftakt hat uns motiviert, daraus ein jährliches Format zu machen. Die zweite Auflage wird aufgrund der Corona-Pandemie ausschließlich digital laufen. Wird das bestehende Format eins zu eins ins Digitale transformiert oder gibt es neue Ansätze? Joachim Kreuzburg: Auch wenn die Veranstaltung virtuell stattfindet, bleibt ein persönlicher Austausch möglich. Nobelpreisträger und Gründer Stefan Hell ist dabei und Referenten wie Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann, Philipp Schulte-Noelle von Ottobock oder Stefan Dübel von der TU Braunschweig geben Impulse aus Wissenschaft und Wirtschaft. Zudem stellen mehrere Start-ups aus der Region ihre Innovationen und Gründungserfahrungen vor, wie Silent HighTech Solutions aus Göttingen, das die Audiokommunikation in OP-Sälen verbessern will. Es heißt, die Bedeutung von Innovationen und Start-ups aus den Lebenswissenschaften habe stark zugenommen. Stimmt das und können Sie die Aussage präzisieren sowie Beispiele nennen? Joachim Kreuzburg: Absolut! Nicht zuletzt die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Life-Science-Forschung und Unternehmertum zusammenkommen, damit medizinischer Fortschritt nicht nur erdacht wird, sondern auch schnell beim Patienten ankommt. Die gesamte Life-Science-Branche erlebt gerade eine sehr dynamische Phase. Quasi täglich gibt es Innovationen aus Diagnostik und Analytik, therapeutischen Ansätzen und der biotechnologischen Produktion. Diese Innovationen kommen sehr häufig von Start-ups oder kleinen Unternehmen, die sich dann Partner unter den etablierten Pharmaunternehmen suchen, wenn es um aufwendige Tests, großvolumige Produktion oder die weltweite Vermarktung geht. Das war übrigens auch bei den verschiedenen Corona-Impfstoffen so, denken Sie an BioNTech mit seinem Partner Pfizer oder Curevac mit Bayer. Es besteht die große Chance, dass nach diesen Erfolgen die Potenziale dieser Branche für das Gesundheitswesen und die wirtschaftliche Wertschöpfung auch in Deutschland besser erkannt und genutzt werden. Beispiele für innovative Ansätze gibt es auch in Göttingen, zum Beispiel die Start-ups Repairon und Curexsys, und einige weitere sehr spannende junge Firmen. Lesen Sie auch das Interview von Philipp Schulte-Noelle (Ottobock) Warum engagiert sich Ihr Konzern so stark für den Life-Science-Start-up-Day und warum ist diese Konferenz so wichtig für Göttingen? Joachim Kreuzburg: In Göttingen gibt es im Bereich der Lebenswissenschaften eine Reihe weltweit führender Forschungsinstitute sowie erfolgreiche, weltweit tätige Unternehmen. Der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu marktfähigen Anwendungen gelingt jedoch zu selten. Um das hohe wissenschaftlich-technologische Potenzial zu heben, arbeiten Universitätsmedizin, Universität, die Life Science Factory und lokale Unternehmen an dem Aufbau eines leistungsfähigen Ökosystems für Life-Science-Start-ups. Für die Life Science Factory, die ja Unternehmensgründungen und Innovationen fördert, nehmen wir rund 15 Millionen Euro in die Hand, dazu kommen rund acht Millionen Euro Fördergelder, für die wir gerade den Förderbescheid erhalten haben. Der Life Science Start-up Day ist einer der Bausteine, Göttingen und Südniedersachsen als Start-up-Standort sichtbarer zu machen und auch Kapitalgeber darauf aufmerksam zu machen. Was wünschen Sie sich für den dritten Life-Science-Start-up-Day 2022 in Göttingen? Joachim Kreuzburg: Den dritten Life-Science-Start-up-Day wollen wir 2022 in der neuen Life Science Factory stattfinden lassen und in einer Hybrid-Veranstaltung das jeweils Beste aus der virtuellen und der physischen Welt zusammenführen. Gründungsinteressierte, Innovatoren und Investoren treffen sich an einem in Deutschland einmaligen Ort, und gleichzeitig funken wir ein starkes Signal in der digitalen Welt. Damit machen wir die Veranstaltung einer noch breiteren, diverseren Zielgruppe zugänglich und fördern die Vernetzung der Life-Science-Gründerszene auch überregional und international. Welchen Lehren zieht Ihr Konzern aus der Corona-Pandemie? Joachim Kreuzburg: Natürlich bestätigt die Entwicklung des vergangenen Jahres die Richtigkeit unserer Strategie, unsere Leistungsfähigkeit und die Bedeutung digitaler Werkzeuge und Prozesse. Aber aus meiner Sicht ist noch deutlicher geworden, wie wichtig Vertrauen, Kreativität, Zusammenarbeit und Kampfgeist sind. Ich bin begeistert und dankbar zu sehen, was rund 11 000 Menschen jeden Tag bei Sartorius zusammen leisten und erreichen. Von Mark Bambey