Sartorius und Symrise sind Dax-Kandidaten

Angestoßen durch den Wirecare-Skandal will sich die Deutsche Börse einem Selbstreinigungprozess unterziehen. Als eine der geplanten Maßnahmen soll der Deutsche Aktienindex (Dax) um zehn auf dann insgesamt 40 Mitglieder erweitert werden. Zudem sollen Dax-Kandidaten künftig leichter zu identifizieren sein. Berechnungsgrundlage ist dann nur noch die sogenannte Marktkapitalisierung – der Betrag, den man aufbringen müsste, um alle umlaufenden Aktien eines Unternehmens aufzukaufen. Nach dieser Berechnung gehören nach aktuellem Aktienwert zwei südniedersächsische Unternehmen zu den heißen Kandidaten für den 40er-Dax: Der Göttinger Pharma- und Laborausrüster Sartorius sowie der Holzmindener Duft- und Geschmacksstoffproduzent Symrise werden in die erste Aktien-Liga aufsteigen, sollte sich an der aktuellen Marktlage nicht grundsätzlich etwas ändern. Erfolgreich durch die Krise: Damit ist allerdings kaum zu rechnen. Beide Unternehmen sind erfolgreich durch die bisherige Corona-Krise gekommen und expandieren. Sartorius vermeldete im ersten Halbjahr 2020 Auftragseingänge auf Rekordniveau und korrigierte seine Umsatzprognosen um mehrere Prozentpunkte nach oben. Die weltweite Impfstoffforschung sorgte für volle Auftragsbücher. Auch bei Symrise rechnet man im Krisenjahr 2020 damit, erneut schneller zu wachsen als der relevante Markt. Zum Halbjahr erhöhte man seine Gewinnerwartung, die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen und Abgaben) werde in der Bandbreite von 21 bis 22 Prozent liegen. In den jüngst veröffentlichten Dax-Kandidaten-Ranglisten rangieren die Symrise AG mit einem Marktwert von 14,43 Milliarden Euro und die Sartorius AG mit 24,54 Milliarden Euro auf sicheren Aufstiegsplätzen. Bei den Zahlen für das Göttinger Unternehmen habe sich jedoch bei einigen Medien ein Fehler eingeschlichen, so Unternehmenssprecherin Petra Kirchhoff. Entscheidend für die Berechnung der Marktkapitalisierung sei nicht die Gesamtmarktkapitalisierung von Sartorius, sondern die Marktkapitalisierung der Sartorius-Vorzugsaktien nach Abzug von nicht frei handelbaren Aktien (Freefloat market cap der Vorzugsaktien). 8,8 statt 24,54 Milliarden Euro: Die Zahl der frei handelbaren Sartorius Vorzugsaktien beträgt 24,6 Millionen, die entsprechende Marktkapitalisierung lag am Freitag bei rund 8,8 Milliarden Euro. „Damit sind wir deutlich niedriger platziert, als zuletzt veröffentlicht“, so Kirchhoff weiter. Doch auch damit bewegt sich das Göttinger Unternehmen, das 2018 in den M-Dax aufgestiegen war, noch sicher im Feld der künftigen Aufsteiger. Bezüglich der Aussicht, Teil des Dax zu werden, gibt man sich bei Sartorius allerdings gelassen. Es bleibe abzuwarten, ob sich dadurch ein Imagegewinn für das Unternehmen ergebe, sagt Kirchhoff. Lesen Sie auch: Holzminden: Symrise bleibt auch in Corona-Krise erfolgreich Göttingen: Sartorius übernimmt slowenische Firma mit 120 Mitarbeitern Göttingen: Darum boomt Sartorius während der Corona-Pandemie Sartorius steigt in den MDax auf Symrise Holzminden: Aromenhersteller zieht nicht für Wirecard in den Dax ein Ähnlich zurückhaltend äußerte man sich am Freitag in der Holzmindener Firmenzentrale. Symrise-Sprecherin Christina Witter sprach zwar von „einer großen Ehre“. Allerdings sei eine gesunde Entwicklung des Unternehmens und ein nachhaltiges Wirtschaften wichtiger als die mögliche Aufnahme in den Kreis der Dax-Werte. Zumal die Erweiterung erst im September 2021 geplant ist. Und bis dahin könne schließlich noch eine Menge passieren. „Wir wirtschaften bis dahin einfach ordentlich weiter“, so Witter. Ab September 2021 gelten an der Deutschen Börse neue Regeln. Bevor Anfang der Woche die Erweiterung des Deutschen Aktienindex, Auflagen und Bedingungen bekannt gegeben wurden, waren Akteure aus der Finanzindustrie, Unternehmen, Verbänden und anderen Interessengruppen befragt worden. Die wichtigsten Eckpunkte: Künftig gehören 40 statt 30 Unternehmen zum Dax. Im Gegenzug schrumpft der Nebenwerteindex MDax wieder auf 50 Werte. Ziel ist eine größere Abdeckung wichtiger Branchen in der deutschen Wirtschaft. Grundlage für die Aufnahme in den Dax ist die Marktkapitalisierung. Die Höhe der Börsenumsätze spielt künftig keine Rolle mehr. Dax-Kandidaten müssen vor Aufnahme in den Index ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den letzten zwei Finanzberichten vorlegen. Wer Zahlenwerke, Geschäftsberichte und vierteljährliche Quartalsmitteilungen nicht fristgerecht offenlegt, wird aus dem Index nach einer Warnfrist von 30 Tagen entfernt. Zweimal jährlich wird die Zusammensetzung des Index einer Hauptprüfung unterzogen. Das sollte reichen, um auch die letzte Hürde zu nehmen, die die Deutsche Börse zur künftig besseren Absicherung des Leitindex eingebaut hat. So gilt, dass alle Dax-Kandidaten ab Dezember 2020 vor Aufnahme ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den letzten zwei Finanzberichten vorlegen müssen. Von Markus Scharf