Aber sowohl die Arbeitnehmerseite als auch einige Kapitalvertreter stoppten den Vorstoß. Am späten Nachmittag jedenfalls ging Neumann – Stunden später als geplant – als Vorstandsvorsitzender in die Aufsichtsratssitzung, um seine Pläne für die Zukunft des Konzerns zu erläutern. Die Sitzung dauerte bis in den späten Abend, ein Ergebnis wurde noch nicht bekannt.
Ursprünglich hatten die beiden Konzerne einen Zusammenschluss vereinbart, weil Schaefflers Übernahmeversuch gescheitert ist. Das Familienunternehmen hält jedoch nach wie vor 49 Prozent der Conti-Aktien, ein ähnlich großes Paket halten Banken treuhänderisch. Vor wenigen Wochen wurde allerdings Schaefflers Vorstandschef Hans-Jürgen Geißinger mit den Worten zitiert, mit der geplanten Fusion könne man sich Zeit lassen. In Hannover reagierte man empört, Neumann schrieb einen Brief an die Schaeffler-Führung und warf ihr vor, die Zukunft der Unternehmen aufs Spiel zu setzen.
Der Conti-Chef hatte immer wieder darauf hingewiesen, dass Mitarbeiter, Kunden und Banken endlich Klarheit über die Zukunft des Konzerns bräuchten. Komme es nicht zur „großen Lösung“ einer Fusion, brauche Conti dringend eine Kapitalerhöhung. Neumann ging bereits auf Werbetour bei anderen Investoren.
Schaeffler ist gegen die Kapitalerhöhung, doch nach Neumanns Alarmruf zeichnete sich ab, dass der Großaktionär nicht alle Kapitalvertreter auf seine Seite bringen würde. Im Gremium sitzen auch hannoversche Manager wie TUI-Chef Michael Frenzel und Nord/LB-Chef Gunter Dunkel. Die Arbeitnehmerbank ist ohnehin auf Neumanns Seite und verlangte schon früh eine bessere Kapitalausstattung bei Conti, um das Schuldenproblem in der aktuellen Konjunkturkrise nicht noch weiter zu verschärfen.
Unklar ist die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden Rolf Koerfer. Er ist seit Jahren der Familie Schaeffler eng verbunden. Auf der Conti-Seite fürchtet man deshalb, er könne eher in deren Interesse handeln als in dem des Unternehmens Continental.