So schützen große Unternehmen ihre Mitarbeiter vor dem Coronavirus

Das Thema Arbeits- und Mitarbeiterschutz wird gerade in Zeiten des Coronavirus groß geschrieben. Doch mit welchen Maßnahmen schützen die größten Arbeitgeber in der Region ihre Mitarbeiter? Das Tageblatt hat sich bei einigen Unternehmen umgehört. Novelis Göttingen: Im Rahmen der Corona-Krise habe die Firma Novelis „umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen“, erläutert Unternehmenssprecherin Anke Hoebelmann. Zunächst fallen die großen Zelte an den beiden Werkseingängen ins Auge. „Bei allen, die ins Werk gehen, wird die Fieber gemessen“, erklärt Hoebelmann. Wer erhöhte Temperatur aufweise, werde sofort nach Hause geschickt. Dies sei eine präventive Gesundheitsschutzmaßnahme, fährt die Sprecherin des Aluminium- und Metallverarbeiters fort. Der Datenschutz werde gewahrt, es erfolge keine Namenserfassung oder Datenspeicherung. Zudem habe die Firma ihren Mitarbeitern nahe gelegt, die eigene Temperatur Zuhause zu kontrollieren. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht im Vordergrund“, sagt Hoebelmann. Von den 650 Beschäftigten arbeitet derzeit der komplette administrative Bereich im Home-Office, für die Werksarbeiter wurden Schichten entzerrt und Arbeitsregelungen flexibilisiert. „Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, arbeiten alle Mitarbeiter, bei denen es möglich und sinnvoll ist, remote vom Zuhause“, teilt die Pressesprecherin mit. „Wir haben einen Pandemieplan aufgestellt, um Kontakte im Unternehmen so gering wie möglich zu halten und Hygienevorschriften zu gewährleisten.“ Die Abstandsregeln würden eingehalten, Arbeitsplätze umfangreich desinfiziert, zudem gelten derzeit strenge Einschränkungen für Dienstreisen, Meetings und Besucher. „Wir setzen verstärkt auf virtuelle Besprechungstechnologien“, so Hoebelmann. Die Produktion könne so „nahezu uneingeschränkt“ weiterlaufen. Sartorius AG Göttingen: Sartorius habe „bereits sehr frühzeitig Maßnahmen ergriffen, um die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen“, teilt Pressesprecher Timo Lindemann mit. Nahezu alle Mitarbeiter, die die Möglichkeit hätten, arbeiteten seit mehreren Wochen im Home-Office, nicht nur in Göttingen, sondern weltweit. Dazu zähle ein großer Teil der Administration, aber auch Marketing, Vertrieb und einige Mitarbeiter aus der Produktion. Für alle gelten die allgemeingültigen Kontakt- und Abstandsregeln, unabhängig davon, ob sie zu Hause arbeiten oder ins Werk kommen. „Vor allem in den Reinräumen arbeiten unsere Produktionsmitarbeiter bereits unter besonders geschützten Bedingungen“, so Lindemann. Darüber hinaus habe Sartorius begonnen, überall dort Schutzmasken zur Verfügung zu stellen, wo das Abstandhalten nicht immer möglich ist. In Kombination mit allen weiteren bereits eingeführten Maßnahmen wie Home-Office, Vorgehen bei Verdachtsfällen oder der Vermeidung von Reisen und persönlichen Kontakten seien die Beschäftigten damit „sehr gut geschützt“. Ottobock Duderstadt: Bei Ottobock in Duderstadt wurde der Ernst der Lage sehr früh erkannt. Bereits Ende Januar wurden Dienstreisen eingeschränkt und im Lauf des Februars auf ein Minimum reduziert, teilt Merle Florstedt mit. Seit dem 17. März seien die Mitarbeiter, wenn möglich, im Home-Office tätig, fährt die Unternehmenssprecherin fort. Das treffe auf knapp ein Drittel der 1700 Angestellten zu. „Für all diejenigen, die unseren Geschäftsbetrieb zum Beispiel in der Produktion vor Ort am Laufen halten, haben wir Schichten neu strukturiert, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten“, so Florstedt. Die Mitarbeiter würden sich zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz aller an die bestehenden Hygiene- und Abstandsregeln halten. Zudem würden sie über die Vorgesetzten und das firmeneigene Intranet informiert. In der Produktion hat Ottobock umgestellt: So stellt das Unternehmen derzeit Türöffner, Masken und Visiere in Eigenproduktion und teilweise mit 3D-Druckern her. KWS Saat AG Einbeck: Der Saatguthersteller KWS aus Einbeck habe „ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Schutz der Mitarbeiter implementiert“, teilt Pressesprecherin Sina Barnkothe mit. Angefangen mit Reiserestriktionen, der Absage von Veranstaltungen und Besuchergruppen, sowie der Arbeit im Home-Office würden außerdem Online-Meetings druchgeführt. Die Arbeitsabläufe seien zudem angepasst worden, die Arbeitsplätze räumlich entzerrt. Außerdem wurden Abstandsmarkierungen und -vorrichtungen in einigen Bereichen installiert. „Am Standort Einbeck befinden sich derzeit rund 75 Prozent der Mitarbeiter im Home-Office“, erläutert Barnkothe. „Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alle Regeln von den Kolleginnen und Kollegen sehr diszipliniert eingehalten werden.“ Die KWS setze von Beginn an neben der Umsetzung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen auch auf eine regelmäßige Aufklärung und Information. So gebe es täglich neue Information über eine zentrale Seite im Intranet. Symrise Holzminden: In den Kantinen von Symrise in Holzminden werden derzeit ausschließlich abgepackte Speisen ausgegeben. Die Verzehr- und Aufenthaltsbereiche sind geschlossen, wie Christina Witter mitteilt. Die Unternehmenssprecherin nennt weitere Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus: „Wir haben die Schichten entzerrt, zwischen den Schichten gibt es Pausen zur Reinigung und Desinfektion. Zudem wird das Aufeinandertreffen der verschiedenen Schichten vermieden.“ Auch im Labor gebe es versetzte Arbeitszeiten und zusätzliche Reinigungseinheiten. In verschiedenen Gebäuden wurden zudem weitere Arbeitsplätze geschaffen, um den Abstand zu gewahren. Im gesamten Werk wurden Desinfektionsstationen aufgebaut. Auch bei Symrise seien viele Mitarbeiter im Home-Office tätig. Für Reiserückkehrer hat der Duftmittel- und Parfum-Hersteller eine Meldepflicht implementiert. Damit „dringend benötigte Dienstleister“ wie Reinigungsfirmen und Spediteure das Werk betreten dürfen, wurde ein Besuchsfragebogen erstellt. „Arbeitsschutz wird bei uns seit jeher groß geschrieben und wir achten zurzeit verstärkt darauf“, so Witter. Conti-Tech Northeim: Bei Continental am Standort Northeim werde nach einem Pandemieplan gearbeitet, der bereits bei der Schweinegrippe erfolgreich zum Einsatz gekommen ist, sagt Pressesprecher Jochen Vennemann. Technische und verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen wie Social Distancing, angemessene Desinfektion, Belüftung und persönliche Hygiene würden am Standort umgesetzt. Derzeit gebe es in den Werken keine Versorgungsengpässe bei Schutzausrüstung. „Der Lagerbestand wird kontinuierlich aufgefüllt“, so Vennemann. Alle Produktionsarbeitsplätze würden grundsätzlich einer engmaschigen Gefährdungsbeurteilung unterzogen, darüber hinaus seien weitere Maßnahmen getroffen worden. Erhöhte Reinigungsintervalle, die Abstellung der Stechterminals mit gemeinsam genutzter Bedienoberfläche, verlängerte Kantinenzeiten und größere Sitzabstände sowie versetzte Schichten zählen zu den Änderungen. Außerdem erfolge eine Risikoprüfung des Warenverkehrs durch den Werkschutz, auch die Warenannahme erfolge nach festgeschriebenen Sicherheitsstandarts. Weltweit würden an den Continental-Standorten mehr als 95 Prozent der Mitarbeiter, deren Aufgaben mobiles Arbeiten erlauben, diese Möglichkeit nutzen. Insgesamt handele es sich dabei um etwa 85 500 Personen. Die Bundesregierung hat zum Ende vergangener Woche neue Arbeitsschutzstandarts zum Coronavirus empfohlen. Das Papier zu SARS-CoV-2 enthält folgende Eckpunkte: 1) Arbeitsschutz gilt weiter – und muss bei einem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft zugleich um betriebliche Maßnahmen zum Infektionsschutz vor SARS-CoV-2 ergänzt werden. 2) Sozialpartnerschaft nutzen, Arbeitsschutzexperten einbinden, Angebot arbeitsmedizinischer Vorsorge ausweiten 3) Der Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern wird universell auch bei der Arbeit eingehalten – in Gebäuden, im Freien und in Fahrzeugen. 4) Abläufe werden so organisiert, dass die Beschäftigten möglichst wenig direkten Kontakt zueinander haben. 5) Niemals krank zur Arbeit gehen 6) Zusätzlichen Schutz bei unvermeidlichem direkten Kontakt sicherstellen 7) Zusätzliche Hygienemaßnahmen treffen 8) Arbeitsmedizinische Vorsorge nutzen; Risikogruppen besonders schützen 9) Betriebliche Beiträge zur Pandemievorsorge sicherstellen 10) Aktive Kommunikation rund um den Grundsatz „Gesundheit geht vor!“ Lesen Sie auch: Corona-Krise: Das rät der Duderstädter Unternehmer Näder Corona-Krise: Extrem viele Anfragen nach Kurzarbeitergeld Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Von Tobias Christ

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