Thimm plant neue Fabrik in Northeim – für bis zu 100 Millionen Euro

Das Northeimer Verpackungsunternehmen Thimm will in den nächsten Jahren kräftig in den Firmenhauptsitz investieren. Wie der Vorsitzende der Geschäftsführung, Mathias Schliep, am Donnerstagvormittag mitteilte, plant die Firma den Neubau einer Fabrik auf der anderen Seite der Bahngleise in Northeim. Der Bau einer solchen Fabrik, wie sie im neuen Industriegebiet West entstehen soll, umfasse nach den Erfahrungen vergleichbarer Projekte ein Investitionsvolumen von 80 bis 100 Millionen Euro umfassen und werde „in mehreren Stufen realisiert“. Bevor es an die Detailplanung und somit an die genaue Kostenplanung gehen kann, fehlt allerdings noch eine nicht unerhebliche Kleinigkeit: So muss die Stadt Northeim erst den Bebauungsplan für das Areal beschließen. Dies soll laut Bürgermeister Simon Hartmann während einer Ratssitzung im August geschehen: „Der Bebauungsplan steht kurz vor der Finalisierung.“ Die Thimm-Gruppe werde dann umgehend eine elf Hektar große Fläche erwerben, betonte Schliep, denn das Unternehmen müsse in den nächsten Jahren dringend erweitern. Derzeit erstreckt sich das Firmengelände über etwa acht Hektar. Der jetzige Standort wird nicht aufgegeben: „Die bestehende Fabrik ist an der Baugrenze angekommen und wird ihre Kapazitätsgrenze in den nächsten Jahren erreichen“, sagte Schliep. Eine moderne Wellpappenfabrik benötige Platz für zwei- bis dreihundert Millionen Quadratmeter Wellpappe – das könne am bisherigen mehr als 70 Jahre alten Standort in Northeim nicht realisiert werden. Auch das Alter der Produktonsstätte spiele bei den Bauplanungen eine Rolle. In fünf bis zehn Jahren müsste die bestehende Fabrik komplett neu aufgebaut werden, erläuterte der Geschäftsführer. Auch deshalb solle die Unternehmenszentrale innerhalb der nächsten fünf Jahre als neue Fabrik an den neuen Standort gebaut werden. Die alten Gebäude würden aber nicht aufgegeben, ergänzte Schliep: „Es gibt bereits Überlegungen, wie am alten Standort weitergearbeitet wird.“ Auch das Thema Logistik werde immer relevanter. Derzeit halte Thimm mehrere Lager an unterschiedlichen Orten vor, wo die Verpackungen zwischengelagert werden, bevor sie zu den Kunden ausgeliefert werden. „Das ist ineffizient und kostenintensiv“, so Schliep. Deshalb solle eine „Verdichtung an unserem Standort“ geschaffen werden. „Für die Zukunft müssen wir in Northeim investieren.“ Facharbeiter werden weiterhin gesucht: Dass durch den Neubau am Ende Arbeitsplätze wegfallen werden, weil der Automatisierungsgrad der hochmodernen Fabrik steigt, glaubt Schliep nicht, im Gegenteil: „Es soll vielmehr in qualifizierte Ausbildung investiert werden.“ Denn Facharbeiter würden händeringend gesucht, vor allem Elektriker und Mechatroniker. „Die Arbeitsplatzsituation wird sich positiv verändern“, so der Geschäftsführer. Ideal wäre eine direkte Anbindung des jetzigen an den neuen Standort, meinte Schliep. Dafür bedürfe es aber einer Brücke über die Bahngleise – und die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn gestalteten sich „zäh“. Eine Brücke sei zwar wünschenswert, aber keine Voraussetzung für den Bau der neuen Produktionsstätte. Neuer Standort nicht perfekt, aber sehr gut: Vor wenigen Jahren noch habe Thimm den gewünschten Platz im neuen Industriegebiet West als den perfekten Standort angesehen, mittlerweile sei er immer noch „sehr gut“, beteuerte Schliep. Denn die Fabriken benötigten aufgrund neuer Technologien immer mehr Fläche. Mit der Einschränkung, dass eine Erweiterung über die elf Hektar hinaus nicht möglich sei, werde man leben müssen. „Flächen mit 15 oder mehr Hektar sind in ganz Deutschland kaum zu finden“, und ein Standortwechsel des Firmensitzes stehe nicht zur Debatte. Schließlich weise Northeim eine hervorragende Infrastruktur auf und sei eine Region mit viel Potenzial. Die Thimm-Gruppe hat im Jahr 2019 einen Jahresumsatz von rund 623 Millionen Euro erwirtschaftet. 3512 Mitarbeiter (davon 532 in Northeim) beschäftigt das Unternehmen an 22 Standorten. Dort befindet sich die Firmenzentrale. International ist Thimm mit Werken in Rumänien, Polen, Frankreich und Mexiko vertreten. Das Portfolio des Unternehmens umfasst Transport- und Verkaufsverpackungen aus Wellpappe, Verpackungssysteme aus verschiedenen Materialkombinationen sowie Druckprodukte für die industrielle Weiterverarbeitung. Eine breite Palette verpackungsrelevanter Dienstleistungen entlang der Lieferkette ergänzt das Angebotsspektrum. In den vergangenen Jahren hat die Firma mehrere neue Werke gebaut, unter anderem in Polen. Eine hochmoderne Fabrik wurde in Bayern in Betrieb genommen, eine ähnliche Produktionsstätte soll in den nächsten Jahren nun auch in Northeim entstehen. Die reine Bauzeit für eine solche neue Fabrik beträgt laut Geschäftsführer Mathias Schliep ungefähr ein Jahr. Von Tobias Christ