Volksbank Kassel Göttingen ist gut durch die Corona-Krise gekommen

„2020 war das Jahr der leeren Schulreihen und abgesagten Feste“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Kassel Göttingen, Wolfgang Osse, in seinem Rückblick während der Jahresauftaktveranstaltung des Kreditinstituts. „Digitalisierung bedeutet auch, neue Wege zu gehen“, fügte er hinzu, und gab damit den thematischen Rahmen der Online-Konferenz vor: Denn es ging weniger um das Bankenwesen als vielmehr um die Corona-Pandemie und neue Medien. „Wer hätte gedacht, dass wir als Bank uns im Frühjahr mit Hygienekonzepten und Home-Office beschäftigen müssen? Wer hätte gedacht, dass die Fußball-EM und die Olympischen Spiele verschoben werden müssen?“, fragte er. Er sei stolz darauf, dass die Volksbank gut durch die Krise gekommen sei und untermauerte das mit Zahlen: So sei das Kundenanlagevolumen auf 1,4 Milliarden Euro angewachsen, die Bilanzsumme werde die Drei-Milliarden-Marke deutlich überschreiten, so Osse. Erwartet werde ein operatives Ergebnis von 20 Millionen Euro. „Damit sind wir sehr zufrieden.“ Lesen Sie auch Göttingen: Die Volksbank-Modernisierung ist abgeschlossen Coronabedingt: „Leiser“ Weltspartag bei Banken in Südniedersachsen Volksbank Kassel Göttingen spendet 18 000 Euro für Deutschlandstipendium Göttinger Sparkasse und Volksbank erhöhen ihre Kontoführungsgebühren Volksbank Kassel Göttingen zahlt in diesem Jahr keine Dividende aus Corona-Pandemie wie eine Baustelle auf der Autobahn: Der Professor für Finance und Wirtschaftstheorie an der Frankfurt University of Applied Sciences, Christian Rieck, verglich in seinem Impulsvortrag das vergangene Jahr mit einer Autobahn, auf der man unerwartet in eine Baustelle gerät, die sinnbildlich für die Covid-19-Pandemie stehe. Plötzlich gehe es gar nicht mehr weiter – diesen Punkt setzte er mit dem ersten Lockdown gleich. „Man ist auf einer Straße, auf der alles richtig ist – und plötzlich ändert sich alles“, fasste der Zukunftsforscher das Frühjahr 2020 zusammen. Der Ablauf sei nahezu derselbe, nach dem im Theater und Film meist Geschichten erzählt würden: Erst weigere man sich, die neue Realität zu akzeptieren, dann folge der Aufbruch. Die nächste Phase sei die der Bewährung, bevor man ins Tal der Tränen stürze: „An diesem Punkt befinden wir uns jetzt“, sagte Rieck. Es folge die Prüfung. „Bestehen wir die, landen wir in einer besseren Welt“, laute seine Überzeugung. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Osse stellte vorläufige Zahlen zum Geschäftserfolg der Volksbank Kassel Göttingen im Jahr 2020 vor. Die Bilanzsumme der Volksbank Kassel Göttingen übersteigt mit 3,2 Milliarden Euro die Dreimilliarden-Euro-Linie (2019: 2,9 Milliarden Euro). Das ordentliche Betriebsergebnis liege bei gut 20 Millionen Euro. Getragen werde das Ergebnis durch ein bemerkenswertes direktes Kundengeschäft. So habe die Bank im vergangenen Jahr Kundenkredite im Gesamtvolumen von rund 510 Millionen Euro neu vergeben oder verlängert. Osse: „Im Kreditgeschäft können wir ein Zehnjahreshoch vermelden. Dabei handelt es sich in erster Linie um zukunftsgerichtete Investitionen, denn 95 Prozent der Kredite haben mit der Corona-Pandemie nichts zu tun.“ Aber nicht nur im Kreditgeschäft war die Bank erfolgreich. So hätten die Kunden im vergangenen Jahr ihrer Volksbank weiter vertraut. Insgesamt konnten die Vermögenswerte aller Geldanlagen der Kunden um mehr als 240 Millionen Euro (+6,2 Prozent) gesteigert werden. Das Anlagevolumen auf Konten und Depots wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr auf mehr als 4,1 Milliarden Euro an. Das Virus sorge überall für wesentliche Veränderungen, führte der Zukunftsforscher weiter aus. So erlebe man eine gesteigerte Regionalität, spüre aber zugleich Angst vor Nähe zu anderen Menschen. Und das digitale Know-how habe im vergangenen Jahr einen Sprung von mehreren Jahrzehnten unternommen: „Jedes einzelne Unternehmen musste jetzt die Weichen stellen“, betonte Rieck. Auch die Symbiose von Mensch und Maschine habe stark zugenommen. „Wir merken kaum noch, wie wir mit der Technik verschmelzen. Das müssen wir aber wahrnehmen.“ Besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI): So könnten Menschen mittlerweile nicht mehr nachvollziehen, wie die KI Dinge lernt. In der Bankenwelt sei die KI beispielsweise schon stärker vertreten, „als wir wahrnehmen“. „Der Mensch ist dort an manchen Stellen nur noch prüfendes Organ.“ Impfungen werden das Virus nur verlangsamen: Zu welchen Prognosen die KI imstande sei, verdeutlichte der Forscher anhand der selbst lernenden Software GPT-3. Dieser wurde die Frage gestellt, ob Impfungen die Corona-Pandemie beenden könnten. Die Antwort war eindeutig: Das Coronavirus werde sich dadurch nicht aufhalten, sondern nur verlangsamen lassen, bis sich das System angepasst habe. Zu dieser Anpassung gehöre eine Reduzierung menschlicher Kontakte – diese würde nicht nur das Coronavirus ausbremsen, sondern alle übertragbaren Krankheiten. So prognostizierte die Software kurzfristig „Leid und Tod“, langfristig werde Covid-19 verschwinden, das werde aber viele Jahre dauern. Dabei seien die Risiken beim Einsatz von künstlicher Intelligenz „andere, als wir denken“, meinte der Wissenschaftler: „Terminator wird es nicht geben, denn Maschinen haben kein Interesse an der Weltherrschaft.“ Die Gefahr liege vielmehr bei den Personen, die die KI kontrollieren: Da bestehe das Risiko des Missbrauchs. „Wir müssen weiterhin am Steuerknüppel sitzen“, so Rieck. Die Zukunft liege im Hybridmodell, meinte der Zukunftsforscher: Virtuelle und reale Treffen werden koexistieren müssen – und auch der Präsenzunterricht müsse reduziert werden. Von Tobias Christ