Bei der Lufthansa hat das Bodenpersonal mit einem Warnstreik den Flugverkehr nahezu lahmgelegt. An den flächendeckenden Aktionen beteiligten sich am Montag mehrere tausende Mitarbeiter, wie die Gewerkschaft ver.di in Berlin mitteilte. Lufthansa hatte im Vorfeld fast alle Flüge gestrichen. Von insgesamt 1720 geplanten Verbindungen sollen nur 32 starten. Besonders betroffen von den Streichungen sind die Deutschland- und Europa-Verbindungen. Auch für den Dienstag sind bereits wegen der gestörten Umläufe erste Flüge abgesagt worden.
Der Warnstreik bei der Lufthansa hat am Montag in Hannover und Bremen zum Ausfall von insgesamt 48 Flügen geführt. Alleine in Hannover sind 35 Verbindungen betroffen. Zum Chaos ist es am Flughafen in Langenhagen jedoch nicht gekommen. In Terminal A ist es deutlich leerer als sonst. Die Schalter der Lufthansa sind nur von einer Notcrew besetzt. Zwei Lufthansa-Angestellte sitzen an der Gepäckaufnahme und führen gelegentlich Kundengespräche, andere stehen sich gelangweilt die Beine in den Bauch. "Wir haben alles gestrichen, aber die Leute sind informiert. Es ist ja seit Sonnabend bekannt", kommentiert ein Mitarbeiter die Situation lakonisch. Mehr gebe es nicht zu sagen.
Passagiere meiden den Flughafen Langenhagen
Die etwa 20 Streikenden, die sich vor den Lufthansa-Schalter versammelt haben, haben mehr mittzuteilen. Die Angst vor dem Sparprogramm der Konzernführung ist auch in Hannover groß. "Hannover ist nur eine kleine Station", sagt Gewerkschaftssektretärin Mira Ball. Die Lufthansa arbeite hier bereits mit Tochter German Wings und AHS zusammen. "Dort sind die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter", sagt Ball. Sie befürchtet, dass weitere Jobs dorthin ausgelagert werden könnten. "Die Arbeitgeber haben bisher keine Vorstellungen zur Beschäftigungssicherung geäußert", kritisiert die Gewerkschaftlerin.
Lufthansa-Passagiere sind am Flughafen keine anzutreffen. Andreas vom Sicherheitsdienst, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, hat nur zwei Passagiere gesehen, die vom Streik überrascht wurden. "Das war ein älteres Ehepaar, das sich dann von German Wings hat beraten lassen", sagt er. Für die Lufthansa-Kollegen äußert er Verständnis. "Die Arbeitsbedingungen dort sind besser als unsere, aber alles wird teurer und die Löhne werden nicht angepasst", meint der Sicherheitsmitarbeiter.
"Wir haben bisher keine ablehnden Reaktionen erhalten, sondern viel Verständnis", sagt auch Gewerkschaftlerin Ball. Gespräche mit Flughafenbesuchern bestätigen diese Einschätzung. "Wenn die Jobs in Gefahr sind, habe ich für den Streik Verständnis", sagt etwa Inge Gerth aus Lehre (Kreis Helmstedt). Allerdings ist sie auch froh, dass sie nicht selbst betroffen ist, sondern ihren Flug nach Rom bei German Wings gebucht hat: "Dann wäre ich echt sauer gewesen, wir fliegen ja nur für fünf Tage."
Fluggäste steigen auf Bahn um
Auch die Terminals etwa am Drehkreuz Frankfurt oder in Hamburg blieben weitgehend leer, weil die Kunden rechtzeitig über die Absagen informiert worden waren. Für Inlandverbindungen hatte die Fluggesellschaft ihre Kunden auf die Fernzüge der Deutschen Bahn verwiesen, auf die Flugtickets umgebucht werden konnten. „Die Lage ist entspannt. Wir haben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen“, sagte ein Bahnsprecher. Reservezüge seien zwar bereitgestellt, mussten aber noch nicht eingesetzt werden.
„Die Streiks sind überall angelaufen mit den ersten Schichten“, sagte ver.di-Sprecherin Martina Sönnichsen am Morgen. Schon am späten Sonntagabend hatten Lufthansa-Techniker in Stuttgart die Arbeit niedergelegt. Am Morgen blieb das Bodenpersonal fern. „Hier ist bisher kein Schalter besetzt“, schilderte ver.di-Sprecher Bernd Köster die Situation in Stuttgart.
Auf den meisten Flughäfen in Deutschland starteten die Warnstreiks des Bodenpersonals gegen 5.00 Uhr. Auch am Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt blieben die Schalter am Morgen leer, wie Gerold Schaub von ver.di Frankfurt berichtete. Großer Andrang herrschte zunächst nicht. „Das Terminal ist fast leer, weil die meisten Passagiere wohl darauf vorbereitet waren.“ Für den Vormittag waren Kundgebungen geplant
Die Fluggesellschaft empfiehlt allen Reisenden, sich frühzeitig vor Reiseantritt auf www.lufthansa.com unter "Aktuelle Fluginformationen" und unter «Meine Buchungen» über den Status ihres Fluges zu informieren. Darüber hinaus hat Lufthansa für Anrufe aus Deutschland die kostenfreie Telefonnummer (0800) 8506070 geschaltet.
Passagiere können für Montag gebuchte Flüge kostenfrei umbuchen. Fluggäste gestrichener Verbindungen können ihre Buchungen kostenlos stornieren. Reisende, die innerhalb Deutschlands unterwegs sind, können die Züge der Bahn nutzen
Es ist bereits die zweite Welle von Arbeitsniederlegungen in dem Tarifkonflikt um Entgelte und Arbeitsbedingungen von rund 33.000 Technikern und Serviceleuten. Am 21. März waren bei einem weit kürzeren Warnstreik 700 Flüge ausgefallen.
Das Unternehmen erwartet in der Folge einen zweistelligen Millionenschaden, hatte am Freitag ein Sprecher in Frankfurt gesagt. Personalvorstand Stefan Lauer erklärte in einer Mitteilung: "Ein 24-stündiger Warnstreik ist faktisch von seiner Wirkung her ein Vollstreik und vor dem Hintergrund erster Verhandlungsfortschritte eine völlig überzogene Arbeitskampfmaßnahme, die sich definitiv nicht mit dem aktuellen Verhandlungsstand begründen lässt." Die nächste Verhandlung steht am 29./30. April an. Das Unternehmen prüft rechtliche Schritte gegen die Gewerkschaft.
ver.di-Verhandlungsführerin Christine Behle hatte das am Mittwoch vorgelegte erste Angebot der Lufthansa als keinesfalls hinnehmbar bezeichnet. Es bedeute für die Beschäftigten mit Entgeltsteigerungen zwischen 0,4 und 0,6 Prozent im ersten Jahr deutliche Reallohnverluste. Lufthansa verweigere Zusagen zur Beschäftigungssicherung und spiele so mit den Ängsten der Mitarbeiter.
Lufthansa hatte die Verdi-Forderung nach Jobgarantien und 5,2 Prozent mehr Geld mit einem nach Geschäftsfeldern modifizierten und in Teilen erfolgsabhängigen Vergütungsangebot gekontert. Über einen Zeitraum von 29 Monaten kämen einzelne Berufsgruppe auf eine Steigerung von mehr als drei Prozent, hatte Personalvorstand Lauer erklärt. Jobgarantien macht Lufthansa von strukturellen Änderungen etwa zu längeren Arbeitszeiten und verschobenen Stufensteigerungen abhängig.
Diese Flüge fallen am Montag in Hannover aus | ||
Verbindungen von Hannover nach München |
LH 2105 |
06:40 Uhr von Hannover nach München |
LH 2089 |
08:45 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2093 |
11:05 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2095 |
12:45 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2097 |
15 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2099 |
17:35 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2101 |
19 Uhr von Hannover nach München |
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LH 2103 |
21 Uhr von Hannover nach München |
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Verbindungen von München nach Hannover |
LH 2088 |
06:55 Uhr von München nach Hannover |
LH 2092 |
09:05 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2094 |
10:55 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2096 |
13:20 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2098 |
15:45 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2100 |
17:15 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2102 |
19:15 Uhr von München nach Hannover |
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LH 2104 |
21:40 Uhr von München nach Hannover |
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Verbindungen von Hannover nach Frankfurt/Main |
LH 049 |
06:20 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
LH 051 |
08:10 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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LH 053 |
09:50 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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LH 055 |
11:20 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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LH 057 |
15:05 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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LH 059 |
18:25 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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LH 061 |
19:55 Uhr von Hannover nach Frankfurt/Main |
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Verbindungen von Frankfurt/Main nach Hannover |
LH 046 |
06:45 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
LH 048 |
08:15 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
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LH 050 |
09:40 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
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LH 052 |
13:30 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
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LH 054 |
16:40 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
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LH 056 |
18:20 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
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LH 058 |
21:40 Uhr von Frankfurt/Main nach Hannover |
cli/dpa/mhu
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