Göttingen: Mitarbeiterin der Kita Faßberg muss Essen für 40 Kinder selbst kochen

In der Kita Faßberg herrscht große Aufregung unter den Kindern: Der Wintereinbruch, der große Mengen Schnee brachte, sorgt unter den Kleinen für helle Begeisterung. Ebenfalls für gute Stimmung sorgt es, dass es heute Bratkartoffeln gibt, ein Favorit vieler Kinder hier. Gekocht wird, nicht wie normalerweise, von einer Großküche, sondern in der eigenen Küche der Kita. Hauswirtschaftskraft Heidi Jausly steht dort in der geräumigen Küche mit einer riesigen Schüssel geschnittener Kartoffeln, die müssen für die rund 50 Kinder und Angestellten reichen. Denn: Die Kita musste für eine Woche selbst für Essen sorgen, da es beim Essenzulieferer einen Corona-Fall gab. Die folgende Quarantäne legte den Betrieb lahm. Auch andere Kitas in Göttingen waren betroffen. „Wir arbeiten hier mit einem ganz normalem Haushaltsherd, vier Kochfelder, ein Backofen und das für etwa 50 Leute“, beschreibt Jausly die Küchensituation in der Kita. Da es eine Ganztagsverpflegung gibt, ist die Küche quasi ganztägig im Betrieb. Somit ist auch Jausly im Dauereinsatz, gemeinsam mit den beiden Absolventen eines Freiwilligendienstes, die ihr in der Küche zur Seite stehen. Die Quereinsteigern Jausly hat vor rund zwei Jahren ihre Leidenschaft zum Kochen und Backen zum Beruf gemacht. Die ausgebildete Konditoreifachverkäuferin arbeitet jetzt Hauswirtschaftskraft in der Kita und kümmert sich auch ums Kochen. Hygieneregeln auch beim Essen: „Es ist alles mit mehr Arbeit verbunden“, berichtet Jausly. „Früher haben wir den Kindern beispielsweise ein Buffet beim Essen aufgebaut, wo sie sich alles selbst nehmen konnten. Jetzt müssen wir den Kindern die Portionen auffüllen, selbst nehmen geht nicht mehr. Das nimmt natürlich auch viel von der Geselligkeit und Gemütlichkeit beim Essen“, so Jausly weiter. Was ebenfalls schade ist: gemeinsames Kochen mit den Kindern ist ebenfalls unmöglich, wie Jausly erzählt: „Wir haben gern mit den Kindern gekocht, es macht ihnen ja auch viel Spaß, aber das ist leider unmöglich, eben wegen den Auflagen.“ Lesen Sie auch: Neue Kita heißt „Entdeckerland am Faßberg“ Forscher am Göttinger Max-Planck-Institut sind besonders innovativ Dass es eine Hauswirtschaftskraft gibt, sei laut Jausly eher die Ausnahme. „Wir haben es hier in unserer Kita wirklich gut, wir haben eine geräumige Küche, und ich kann mich ausschließlich ums Essen kümmern. Beispielsweise in sozial schwächeren Gegenden könnte so ein Ausfall die Kitas wirklich schwer treffen“, sagt Jausly. Gemeinsam mit ihren Kollegen arbeitet sie hart, um den reibungslosen Betrieb trotz der außergewöhnlichen Situation zu ermöglichen. „Das möchte ich wirklich würdigen, was die Erzieher im Moment leisten. Mit wirklich wenig Schutz wird sich in allen Belangen um die Kinder gekümmert“, so Jausly weiter. Die Kindertagesstätte auf dem Gelände der Max-Planck-Institute (MPI) am Faßberg gibt es schon seit Oktober 2003. Bescheiden startete sie mit einem Betreuungsangebot für zehn Kinder in einer ehemaligen Dienstwohnung auf dem Gelände des MPI für Biophysikalische Chemie. Zwei Jahre später, im Sommer 2005, wurde die kleine Kindertagesstätte um zehn weitere Plätze im Nachbarbungalow erweitert. Beide Einrichtungen wurden zwischen 2008 und 2009 mit Bundes- und Landesmitteln räumlich erweitert und zu Häusern mit insgesamt 30 Plätzen umgewandelt. 2015 wurde im Zuge einer Bedarfserhebung am Institut entschieden, dass für die stetig wachsende Anforderungen der MPI eine möglichst familienfreundliche Gestaltung der Arbeitsumgebung nötig ist. Im Jahr 2016 startete dann die Planung für den Neubau auf dem Institutsgelände. Am 10. Dezember 2018 wurde eine neue sechszügige Kita am Faßberg eröffnet. Sie bietet 50 Kindergarten-, 45 Krippen- und elf Säuglingsplätze. Den Kindern schmeckt es: Und das allerwichtigste stimmt – nämlich der Geschmack. „Bei den Kindern kommt mein Essen wirklich super an, das macht mich natürlich stolz. Es gibt nichts Schöneres zu sehen, dass die Kinder sich schon freuen, wenn ich mit dem Essen ankomme“, sagt Jausly. Kein Wunder, denn die Hauswirtschaftskraft merkt sich sogar, welche Gruppe was besonders gern mag. „Das ist für die Planeten-Gruppe, die mögen lieber Frischkäse als Butter“, ruft sie einem ihrer Freiwilligendienstler zu. Auch auf religiöse Essgewohnheiten, Allergien und Unverträglichkeiten muss Jausly achten, denn die Kinder der Kita sind bunt gemischt und kommen aus aller Welt. „Da muss ich dann schauen, ob jemand beispielsweise aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen darf“, erklärt Jausly . Ab Mittwoch kommt das Essen dann wieder vom Lieferanten, und in der Kita Faßberg ist man stolz, die nächste Herausforderung der Pandemie gemeistert zu haben. Von Max von Schwartz