Doppelt ärgerlich macht die Niederlage, dass der Sieg des bieder und mit einfachsten Mitteln agierenden Rotenburger SV durchaus verdient war.
„Wir sind vorn einfach zu ungefährlich, müssen mehr Risiko eingehen. Rotenburg ist ein Gegner von unten, den müssen wir in unserer Situation schlagen“, sagte RSV-Coach Jozo „Jelle“ Brinkwerth vor dem Spiel. Um zurück in die Erfolgsspur zu finden, verpasste er seinem Team ein neues taktisches Konzept. Zum einen wollte er die seit drei Spielen andauernde Torflaute beheben, zum anderen mit attraktivem Offensivfußball die Niederlagenserie beenden.
Dass das Experiment scheiterte, hatte zwei wesentliche Gründe. Zum einen interpretierte Außenangreifer dos Santos seine Rolle falsch. Es zog den Brasilianer, der vornehmlich über links für Tempofußball sorgen sollte, all zu oft zu früh in die Mitte. Das geplante 4-3-3-System war demnach eher ein rechtslastiges 4-4-2, da neben dem rechten Mittelfeldmann Huck auch Jan-Henrik Matthes oft über rechts agierte.
Zudem wurde Angreifer Özkan Beyazit vom herein rückenden dos Santos nach rechts geschoben. Huck hatte einige gute Ansätze, besonders in der zweiten Hälfte, als er im 4-2-3-1-System ein wenig offensiver agieren durfte. Der 25-Jährige spielte sich oft bis auf die Grundlinie durch, doch seine Hereingaben waren viel zu unpräzise.
Das wesentliche Manko im Spiel des RSV 05 war der mangelnde Spielaufbau. An Patric Förtsch, der am Sonnabend sein 100. Spiel für die Schwarz-Gelb-Grünen machte, lief die Partie vollkommen vorbei. Da Nikolaj Streater sich überwiegend um die Defensive bemühte, war die 05-Schaltzentrale meist verwaist. Die Innenverteidiger Christian Horst und Julian Keseling produzierten beim Versuch des Spielaufbaus teilweise haarsträubende Abspielfehler. Dass der Pass mehrere Meter am Mitspieler vorbei ins Aus flog, war keine Seltenheit.
Die kompakt im 4-4-2-System stehenden Rotenburger mussten auch nach der 1:0-Führung (38.) defensiv nicht einmal über sich hinaus wachsen, um die Angriffsbemühungen des RSV zu überstehen. „Wir hätten in Führung gehen müssen. So war Rotenburg ein unbequemer und cleverer Gegner“, sagte der sichtlich enttäuschte Teammanager Jan Steiger. Er hat die Hoffnung, dass sich sein Team in den kommenden Aufgaben gegen spielstarke Top-Teams wie Lüneburg und Braunschweig leichter tut.
RSV 05: Holzgrefe – Timocin, Horst, Keseling, Zeibig – Huck, Förtsch (71. Bruns), Streater – Matthes, Beyazit, dos Santos (56. Rudolph).
Tore: 0:1 Demaku (38.), nimmt den Ball nach 05-Kopfball-Abwehr in die Mitte aus 20 Metern an und schließt mit einem satten Linksschuss ins rechte untere Eck ab; 1:1 Beyazit (75.), köpft nach präziser Bruns-Flanke am langen Pfosten stehend ein; 1:2 Gülalan (90.+1), köpft freistehend Klützke-Freistoß aus kurzer Distanz über die Linie. Bes. Vorkmn.: Gelb-Rot für Rudolph wegen wiederholten Foulspiels (90.+3).