Der Auftritt der Aikido-Gruppe des MTV Grone am kommenden Sonntag bei der Benefizgala Sport meets music verspricht einen großen Kontrast: Denn dort wird die japanische Kampfkunst von klassischer Musik des Göttinger Symphonie-Orchesters (GSO) begleitet werden.
Weil Aikido-Trainer Jan Evers weiß, dass er und seine drei Kollegen bis zu zwei Meter weit geschleudert werden, bereitet ihm der Auftritt schon jetzt ein klein wenig Kopfzerbrechen: „Meine größte Sorge ist, dass jemand von der Bühne fliegt“, verdeutlicht der 54-Jährige. „Wir haben zwar eine Choreographie entwickelt – bis ins Detail festlegen lässt sich die aber nicht.
Denn beim Aikido sind Winkel, Tempo und Krafteinsatz der Bewegungen immer ein klein bisschen anders“, erklärt Evers.
Harmonie in der Kampfkunst-Philosophie
Beim erstmaligen Hören der Musik, der Ouvertüre zu „Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethoven, sei der Aikidoka arg skeptisch gewesen. Aber inzwischen findet Evers, „dass Klassik vielleicht ganz gut zum Aikido passt: Die Musik baut sich nämlich langsam auf, wird schneller und strebt allmählich dem Höhepunkt entgegen.“
Diese Harmonie entspreche der Philosophie der Kampfkunst: Schließlich gilt es beim Aikido zum einen, im Einklang mit dem Gegenüber zu agieren. Zum anderen steht das „Ai“ für den Begriff Harmonie, während „Kido“ sich als Lebenskraft und Ziel übersetzen lässt.
Freuen dürfen sich die Zuschauer der vom Stadtsportbund (SSB) organisierten Benefizgala, wenn die MTVer zur Verlängerung des Armes ein hölzernes Schwert nutzen. Wobei den Höhepunkt jene Szene bildet, in der ein Aikidoka sich allein gegen drei Angreifer verteidigen muss – ähnlich, wie man es aus dem ein oder anderen Hollywood-Klassiker kennt.
„Der Unterschied ist, dass wir nicht so aktiv zu Werke gehen, den Gegenüber zwar wegwerfen – aber danach in Ruhe lassen“, erklärt Evers.
Nur sechs mal sechs Meter
Um während der Aufführung im Zeitplan zu bleiben, hat sich das MTV-Quartett etwas einfallen lassen: Evers´ Tochter wird akustische Signale geben. „Sie ist unsere Souffleuse, die uns den Takt vorgibt“, sagt Vater Evers, der befürchtet, „im Eifer des Gefechts die Musik gar nicht mehr wahrzunehmen“.
Aikidoka Heiko Siebert betont: „Ich weiß, dass man im Theater Bewegungen etwas größer aussehen lassen muss, damit sie auch in der Ferne wirken.“ Erzwungenermaßen werde in der Stadthalle also „die Ergonomie, die für Aikido typisch ist“ ein wenig vernachlässigt.
Als größte Herausforderung sieht der 47-Jährige neben diesem Aspekt den begrenzten Platz: Nur sechs mal sechs Meter sind für den schwungvollen Auftritt vorgesehen. „Ich hoffe wirklich, dass keiner auf die erste Geige knallt“, sagt er.
Von Timo Holloway
Die Benefizgala in der Stadthalle beginnt am Sonntag, 28. September, um 18 Uhr. Tickets erhalten Sie in der Geschäftsstelle des Göttinger Tageblatts an der Jüdenstraße 13c. |