Spielen, bevor sich Moos auf den Plätzen bildet

Zwei Spieler, getrennt durch ein Netz, auf einer Anlage unter freiem Himmel. Tennis könnte eine der ersten Sportarten sein, die ihre Vereinsanlagen wieder nutzen dürfen. Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hat sich an die politischen Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene gewandt und dabei auf die Besonderheiten der Individualsportart „Tennis im Freien“ hingewiesen. Eine Kontaminierung durch das Spielgerät sei nicht möglich, Körperkontakt nicht Teil der Sportart Tennis. „Nach wie vor absolut notwendige Infektionsschutzmaßnahmen können umgesetzt werden“, heißt es in dem Schreiben. Hingewiesen wurde darin auch auf die Einhaltung des Mindestabstandes beim Betreten der Plätze, bei Pausen und beim Seitenwechsel. Jeder Verein solle einen Corona-Beauftragten nennen. Derer 1,4 Millionen Mitglieder zählende Verband denkt auch an einen Trainingsbetrieb und Mannschaftsspiele und betont in seinem Schreiben, dass es ihm nicht um „einen Sonderweg für den Tennissport“ gehe. Mittlerweile haben die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg seit dem 20. April Lockerungen im Freizeitbereich (auch für Tennisanlagen) zugelassen, sodass der Tennisbetrieb unter bestimmten Auflagen der Landesregierungen und unter der Beachtung der Empfehlungen des DTB wieder starten kann. Auf den Plätzen in Bremen darf seit Sonnabend, 25. April, wieder gespielt werden. Das hatte der Senat der Hansestadt einen Tag zuvor während einer Pressekonferenz mitgeteilt. Voraussetzung sei die Einhaltung des Kontakt- und Versammlungsverbotes sowie das Erstellen eines Hygiene- und Pandemiekonzeptes. Als nächstes Bundesland wird Schleswig-Holstein voraussichtlich ab 4. Mai den Tennisspielern ermöglichen, ihren Sport unter Auflagen wieder auszuüben. Plätze werden seit vier Wochen gewässert: „Wir stehen in den Startlöchern und warten sehnsüchtig darauf, dass es endlich losgeht“, sagt Martin Rudolph, Vorsitzender des TC Gieboldehausen. Noch vor den drastischen Kontaktbeschränkungen im März hatte der 150 Mitglieder zählende Verein seine fünf Plätze so weit vorbereitet, dass sie von einer Firma hergerichtet werden konnten. „Inzwischen bewässern wir seit vier Wochen täglich. Das haben Vereinsmitglieder übernommen, die in diesem Zuge ihre Arbeitsstunden ableisten. Jetzt wird es aber auch Zeit, dass gespielt und danach regelmäßig abgezogen wird, denn die Moosbildung setzt schon ein“, berichtet der langjährige Clubchef. Er betont, dass er für seinen Sport keine Ausnahmeregelung fordere, sich dieser aber bestens eigne, um Vereinssport wiederzubeleben. „Es können Einzelpersonen und Familien auf die Anlage kommen. Wir reden nicht vom Trainingsbetrieb in Gruppen“, betont Rudolph. Am vergangenen Wochenende hätte der 42 Jahre alte Verein schon seine ersten beiden Leistungsklassen-Turnier ausgerichtet. „Auch das Osterfeuer mussten wir ausfallen lassen. Das sind alles Einnahmequellen, die weggebrochen sind“, sagt Rudolph, der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, dass ab Mitte Juni auch wieder Punktspiele stattfinden werden. „Ich hoffe, dass wir mit dabei sind, wenn es jetzt auch im Sport Lockerungen geben soll. In Bremen wird schon gespielt, in Niedersachsen noch nicht. Ein Verband und zwei Lösungen. Das muss ja nicht sein.“ Entschädigung für ausgefallene Hallenstunden: Auch beim SCW in der Göttinger Nordstadt stehen die Tennisspieler in den Startlöchern. Die sechs Sandplätze sind präpariert, die 220 Mitglieder hoffen darauf, dass sie bald loslegen können. „Wir verfolgen die Vorstöße des Verbandes und werden regelmäßig über Newsletter informiert. Wenn es dann tatsächlich losgeht, müssen wir sehen, wie wir mit den Vorgaben umgehen“, sagt Abteilungsleiterin Svenja Kettwig. Die Hallensaison musste der SCW vorzeitig abbrechen, an einer Lösung, wie die Mitglieder für die ausgefallenen Stunden entschädigt werden können, arbeitet der Abteilungsvorstand. TSC Göttingen wartet auf grünes Licht: Als größter Verein in Göttingen wartet auch der Tennis- und Skiclub (TSC) auf grünes Licht, dass die Mitglieder spielen können. „Die Plätze auf unserer Clubanlage sind hergerichtet, die auf der Schillerwiese werden im Laufe der Woche fertig sein“, sagt der Vorsitzende Ulrich Wiese, der die gesamte Situation als „schon bitter“ bezeichnet. An die Stadt Göttingen sei man herangetreten, die Erbpacht für das Vereinsgelände „maßvoll zu reduzieren“, eine Entscheidung stehe aber noch aus. Mit dem regelmäßig über Pfingsten ausgetragenen offenen Stadtmeisterschaften fällt ein renommiertes Turnier Ende Mai aus. Schrittweise Wiederaufnahme des Sportbetriebs: Von Kathrin Lienig

Tennis hoffen auf Öffnung der Anlagen - Spielen, bevor sich Moos auf den Plätzen bildet