Zwei Schwestern werden in Göttingen zu Buch-Detektivinnen

Not macht erfinderisch: Viele kleine Familienunternehmen müssen sich derzeit etwas einfallen lassen, um die Corona-Krise zu überstehen. Das dachten sich auch die Schwestern Fenja und Pola Pretzsch vom Antiquariat Pretzsch No. 2 an der Groner Straße in Göttingen. Ausgerechnet mit virtuellen Ansätzen wollen sie die Menschen wieder für das Schmökern in gedruckten Werken begeistern: Als „Buch-Detektivinnen“ nehmen sie über das Internet aufgegebene Such-Aufträge an – kostenlos. Suchaufträge über das Netz: „Mehr noch als der Handel mit neuen Büchern lebt das Geschäft in Antiquariaten vom Suchen und Stöbern im Laden“, finden die beiden. Die Corona-Beschränkungen haben ihnen „schwer zugesetzt“. Hinzu komme, dass es in Zeiten von Amazon und Co. für kleine Buchläden ohnehin nicht leicht sei, zu bestehen. Doch jetzt machen sich die Schwestern das Internet zu Nutze. Stammkunden erhielten ohnehin bereits Benachrichtigungen, wenn ein passendes Werk im Laden eingetroffen sei. Diesen Service stellen Fenja und Pola Pretzsch neuerdings auch online zur Verfügung – für beide Seiten kostenfrei und unverbindlich. Auf der Internetseite des Geschäfts können Interessierte ein Suchprofil anlegen und die Schwestern als „Buch-Detektivinnen“ mit allgemeinen wie speziellen Anfragen auf die Suche schicken. Und die beiden haben offensichtlich Freude daran: „Es macht Spaß, sich über mögliche Buchempfehlungen Gedanken zu machen und im Antiquariat auf Stöbersuche zu gehen.“ Das besondere Fundstück: Das sei aber nur eine von mehreren Ideen, die das Antiquariat in den kommenden Wochen und Monaten verändern sollen. Im Blog „Neues aus alten Büchern“ stellen die Schwestern jeden Monat ein besonderes Fundstück vor – zuletzt etwa aus aktuellem Anlass „Friseurfachkunde: beraten – pflegen – gestalten“ aus dem Jahr 1991. Darüber hinaus soll auch „die eine oder andere persönliche Buchempfehlung“ veröffentlicht werden. Künftig seien die „Buch-Detektivinnen“ über die Website zudem in einem Chat ansprechbar. Keine Normprodukte, sondern Unikate: Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war, dass der Mehrwert eines Antiquariats in der individuellen Beratung liege. Weitere Argumente seien der besondere Wert des „gebrauchten Buches“ in Zeiten der Nachhaltigkeit – und nicht zuletzt der günstige Preis. „Antiquariate bieten keine Normprodukte und festen Bestände, sondern Unikate, Bücher mit Geschichte und Charakter – genau darin liegt ihre Stärke“, glauben Fenja und Pola Pretzsch, die zusammen mit ihrer Mutter Ulrike das Antiquariat Pretzsch No. 2 betreiben. Schätze, die häufig unentdeckt bleiben: „Der Büchermarkt ist voller spannender Schätze, die häufig unentdeckt bleiben – und täglich werden es mehr”, meint Pola. Kunden würden häufig in den Laden kommen, ohne eine konkrete Vorstellung davon zu haben, was sie eigentlich finden wollen: „Oft bestimmt der Zufall der Fund.“ Im Schnitt kämen mehr als ein Dutzend „neue alte Bücher“ Tag für Tag in die Filiale. Die Kunst bestehe darin, Bücher und ihre zukünftigen Besitzer zusammenzubringen. Darüber hinaus sehen es die beiden Antiquarinnen als Herausforderung an, einen „vom Aussterben bedrohten Beruf“ am Leben zu halten. Kontakt: Das Antiquariat befindet sich an der Groner Straße 5 in Göttingen, Telefon: 0551 / 4882202, Internet: antiquariat-pretzsch.de. Weitere Ideen, Aktionen und Services auf gturl.de/supportyourlocal. Mehr zum Thema: Immer mehr digitale Plattformen als Hilfe für den Göttinger Handel Die Region hält zusammen: der Kultur in Südniedersachsen helfen Zum Welttag des Buches: Lesen ist Kunst Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Von Markus Riese / r

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