„Im Herzen bin ich immer Göttingerin geblieben“, sagt die 45-Jährige, die es nach dem Abitur am Hainberg-Gymnasium in die große, weite Basketball-Welt gezogen hat. Erst mit zwölf Jahren hatte sie mit dem Sport begonnen, der sie bis in die Nationalmannschaft geführt hat. Bei den Veilchen begann alles, mit ihrem Team wurde sie in der Jugendzeit dreimal deutscher Meister. „Die BG hat eine tolle Jugendarbeit gemacht“, erinnert sie sich.
Ein Jahr College-Basketball
Nach dem Abitur ging sie an die University of California in Berkeley, wo sie ein Jahr College-Basketball spielte. Anschließend kehrte sie nach Deutschland zurück. Bei Wemex Berlin gab sie ihr Debüt in der ersten Liga, 1996 machte von Saldern einen Abstecher für eine Saison nach Australien und spielte bei den Brisbane Blazers. Im Jahr 1997 wechselte sie zum BTV Wuppertal, mit dem sie fünf Mal deutscher Meister und fünf Mal Pokalsieger wurde. Ebenfalls im Jahr 1997 gewann sie mit deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Ungarn die Bronzemedaille. Nach dem finanziellen Aus von Wuppertal ging sie im Jahre 2002 nach Italien zu Delta Basket Alessandria, anschließend schloss sie sich dem spanischen Erstligisten Puig d’en Valls Santa Eulàlia (Ibiza) an. Nach Deutschland zurückgekehrt, spielte sie ein Jahr für die BG Dorsten und zwei weitere für New Basket ’92 Oberhausen. Vom Verletzungspech verfolgt, beendete sie 2004 ihre Nationalmannschaftskarriere nach 106 Länderspielen für Deutschland und konzentrierte sich zunehmend auf ihre berufliche Laufbahn. Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist heute Personalchefin bei den Kölner Verkehrsbetrieben.
Nach einigen Jahren Basketball-Abstinenz ist sie nun mit ihrer Familie beim Miniturnier wieder dabei. Ihr neunjähriger Sohn Maximilian spielt für ART Giants Düsseldorf, Ehemann Lars von Saldern steht als Trainer am Spielfeldrand. Sie hat nicht viel Überzeugungsarbeit bei den Verantwortlichen und Eltern leisten müssen, um das Nachwuchsteam nach Südniedersachsen in ihre Heimatstadt zu locken. „Ich bin wahnsinnig schlecht im Zuschauen“, sagt Sophie von Saldern zu ihrer Mutter-Rolle im Basketball. „Maximilian musste beim Basketball landen. Einen Mannschaftssport sollte er machen, Fußball und Handball mussten es nicht unbedingt sein“, berichtet die 45-Jährige mit einem Augenzwinkern, die nie selbst beim Miniturnier gespielt hat, weil sie schlichtweg zu spät mit ihrem Sport begonnen hat und deshalb dem Turnier schon entwachsen war. Aber Basketball liege ihrem Sohn – der in dieser Hinsicht von beiden Seiten „belastet“ ist – im Blut. „Und es macht ihm riesengroßen Spaß.“
Übernachtung bei Sophies von Salderns Mutter
Das Miniturnier am Wochenende wird nun zu einem Familien-Unternehmen. Auf die Turnhallen-Übernachtung verzichten ihr Sohn und seine Mitspieler noch, Betten werden bei Sophie von Salderns Mutter belegt. „Ich freue mich schon wahnsinnig darauf, viele frühere Mitspielerin aus allen möglichen Vereinen und der Nationalmannschaftszeit zu treffen. Sie kommen alle mit ihren Kindern. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles unter einen Hut bekommen soll.“ Damit habe Europas größtes Turnier für dieses Altersstufe auch etwas von einem Klassentreffen. Sie freue sich auch, den Gründer dieser Konkurrenz, Wessel Lücke, wieder zu treffen. „Mit ihm und durch ihn ist das Turnier groß geworden. Ich finde es ganz, ganz grandios, was daraus geworden ist.“
Zahlen
1600 Mädchen und Jungen spielen in 16 Leistungsklassen
1891 haben sich an zwei Tagen für die Frühstücksversorgung angemeldet
5200 Brötchen und Weißbrotscheiben stehen zum Verzehr bereit
90 Kilogramm Nuss-Nougat-Creme und Marmelade können auf Brot und Brötchen verteilt werden
2300 Bratwürstchen, Krakauer und Bockwürstchen werden gegrillt und erhitzt
1100 Brezeln dienen als Snack
320 Kilogramm Pommes Frites wandern in die Friteuse
90 Kilogramm Ketchup, Mayonnaise und Senf wurden geordert
6000 Kilometer legen die neun Shuttle-Busse an den Turniertagen im Stadtgebiet zurück
850 Turnier-T-Shirts sind bereits vorbestellt, 250 können vor Ort noch spontan erworben werden
5 Fototeams sind in den zwölf Sporthallen unterwegs, machen Teamfotos, die später zum Download zur Verfügung gestellt werden
Für Späder ist es das Wochenende des Jahre
Ohne sie ginge nichts: die zahlreichen Helfer beim Miniturnier der BG 74. Einer von ihnen, der schon von Beginn an dabei ist, ist Uwe-Peter Späder. Für ihn steht „das Wochenende des Jahres“ bevor. Der Göttinger bezeichnet sich selbst als „Wasserträger“, der überall dort einspringt, wo er gebraucht wird. „Ich gehöre nicht zum inneren Kreis der Organisatoren. Ich bin da, wo Hilfe notwendig ist.“
Die zurückliegende Woche hat sich der Rentner frei gehalten für die Vorbereitungen. Am Mittwoch hat er den Apfelsaft für die Kinder herangeschafft, am Freitagnachmittag beim Aufbau der Verpflegungsstände vor der FKG-Halle geholfen. Das Wochenende verbringt er in der Halle II am Felix-Klein-Gymnasium als Aufsicht. Zu seinen Aufgaben gehört, auf die Einhaltung der Anfangszeiten auf den Spielfeldern zu achten, für Sauberkeit in der Halle zu sorgen und die Schiedsrichter an ihre Pflichten zu erinnern. Und wenn dann am Sonntagabend bei einem Bier gemütlich das Fazit gezogen wird, „werde ich bestimmt schön kaputt sein. Aber die Kinder bringen einem viel Spaß und man gibt etwas zurück.“
Deutscher Jugendmeister
Seit seinem 16. Lebensjahr hat Späder Basketball gespielt, angefangen hat er beim ASC-Vorgänger Hellas. Eher konnte man damals kaum beginnen. „Die Wortschöpfung ,Minis’ war damals noch nicht erfunden.“ Deutscher Jugendmeister ist er einmal geworden, bis kurz vor seinem 70. Geburtstag hat er in diversen Seniorenmannschaften der BG 74 gespielt. „Es war schön, dass viele Basketballer in Göttingen geblieben oder zurückgekommen sind, sodass es in allen Altersklassen immer eine Mannschaft gegeben hat.“ Heute geht der 76-Jährige regelmäßig zu einer „Fitness-Truppe“ und hilft beim Basketball noch aus, wenn Not am Mann ist. „Zum Glück funktionieren Knie und andere Gelenke bei mir noch.“
Mit seiner Frau gemeinsam hat er früher Mini-Basketballer trainiert, sein Sohn hat in jungen Jahren alle Miniturniere als Spieler miterlebt. „Wenn meine Enkelkinder in Göttingen leben würden, wären sie bestimmt auch Basketballer geworden. Das war immer unser Familiensport.“ Heute ist er Dauerkarten-Besitzer für die Heimspiele beider Göttinger Erstligisten: Ich gehe zu den Damen und Herren. Es passt ja immer gut, dass ich beide Mannschaften anschauen kann.“
Von Kathrin Lienig