Das halten Göttinger Gastronomen von Restaurant-Prüfberichten im Internet

Die Berichte zur Sauberkeit in Gastronomiebetrieben, die auf der Internetplattform „Topf Secret“ veröffentlicht werden – so sie denn mehr umfassen als den Termin der bislang letzten Prüfung – reichen in Göttingen von „keine Mängel festgestellt“ bis hin zu langen Mängellisten. Doch auch wenn Mängel nach einer Prüfung zügig nachgebessert wurden, bleibt der Eindruck langer Fehlerlisten im Gedächtnis. Hotel- und Gaststättenverband bleibt skeptisch: Genau daran stört sich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband, kurz: Dehoga. Der Verband hat sich von Beginn an kritisch gegen „Topf Secret“ positioniert. Nicht zuletzt deshalb landeten in mehreren Bundesländern Anfragen, die über die Plattform gestellt wurden, vor Gericht – zuletzt in Baden-Württemberg und jetzt in Niedersachsen. Olaf Feuerstein, der Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbandes Göttingen-Duderstadt, misst dem jüngsten Urteil des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Niedersachsen keine sehr große Bedeutung zu: „Das sind alles Entscheidungen im Eilverfahren. Eine endgültige Entscheidung steht immer noch aus.“ Solange die Einwände seines Verbandes nicht geklärt seien, bleibe er „Topf Secret“ gegenüber skeptisch. Bei Dehoga sehe man in einer Plattform wie „Topf Secret“ in erster Linie eine Form der „Verbraucherverwirrung“, sagt Feuerstein. Denn zum einen mangele es an einheitlichen Regeln zum Umgang mit Prüfberichten – zum anderen schadeten lange Mängellisten den betroffenen Gastronomiebetrieben lange über die Beseitigung der monierten Fehler hinaus. Lesen Sie auch: Hygiene in Gastronomiebetrieben: So können sich Göttinger informieren „Diese Seite verbessert nichts“: Feuerstein fordert bundesweit einheitliche Regeln, zum Beispiel für Löschfristen. Denn: Bei einer Betriebsprüfung könnten zwar diverse Mängel festgestellt werdenm, doch diese würden innerhalb weniger Tage beseitigt. Dennoch bekäme jeder, der auf „Topf Secret“ nach dem betroffenen Restaurant suche, den Eindruck, die Sauberkeit im Betrieb sei mangelhaft. „Eine Kontrolle ohne Kritikpunkt ist fast nicht möglich“, sagt Feuerstein. Selbst ein kurzzeitig leerer Seifenspender oder ein beschädigtes Insektenschutzgitter im Winter würden in die Berichte aufgenommen – und die so entstehenden langen Mängellisten prägten die Wahrnehmung der potentiellen Besucher. „Panikmache und Polemik“ sieht Feuerstein in Seiten wie „Topf Secret“. Auch sonst hält der Dehoga-Kreisvorsitzende den Nutzen der Seite für begrenzt: „Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Seite und ihre Listen etwas verbessern.“ Sein Verband hingegen biete Hygieneschulungen an und informiere über neue Richtlinien, um ihnen bei der Verbesserung der Sauberkeit zu helfen. Eine „Hygieneampel“ als Alternative? Nicht alle Gastronomen finden die Idee von „Topf Secret“ schlecht. Wolfgang Spies ist der Besitzer des Restaurants „Kartoffelhaus“ in Göttingen. Er befürwortet die Veröffentlichung von Prüfberichten im Internet. Wer die Hygienestandards einhalte, habe schließlich nichts zu befürchten. Im Gegenteil: Wer sich um Sauberkeit bemühe, werde durch entsprechende Berichte vielleicht sogar belohnt. Doch auch Spies sieht die Problematik des negativen ersten Eindrucks, den die Berichte hervorrufen können: Oft erscheine die Situation schlimmer, als sie tatsächlich sei. Denn für die Prüfer könne praktisch alles ein Mangel sein. „Die langen Listen muss man richtig einordnen“, sagt Spies. Ebenso wie Feuerstein spricht sich Spies für die Einführung einer „Hygieneampel“ aus. Diese Alternative biete eine lebensnahe Bewertungsgrundlage für die Verbraucher, sagt Feuerstein: „Ein Betrieb kann so sauber sein, dass er ohne Probleme eine grüne Hygieneampel bekommen würde. Aber selbst dann würden in einem Prüfbericht sieben Punkte stehen.“ Von Tammo Kohlwes

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