Heiligabend in Gemeinschaft: Freude ist das schönste Geschenk

Der Offene Heiligabend hat jahrzehntelange Tradition – bis 2017 in der Stadthalle, die bis zur Neueröffnung nicht zur Verfügung steht. Seit vergangenem Jahr ist das Göttinger Studentenwerk Gastgeber dieser Veranstaltung der Tageblatt-Weihnachtshilfe „Keiner soll einsam sein“ (KSES). Wolfgang Stoffel, Vorsitzender des Vereins KSES, und Benjamin Wolff von der Festfabrik (Veranstaltungsagentur des Tageblatts) erwarten wie rund 400 Gäste in der Zentralmensa am Platz der Göttinger Sieben. Um 15.30 Uhr öffnet Stoffel die Türen der Mensa; um 16 Uhr begrüßt er die Gäste. Zwischenzeitlich haben etwa 80 ehrenamtlich tätige Helfer Kuchen, Kaffee und Tee serviert – auf Tischen die sie ab 14 Uhr nicht nur eingedeckt, sondern auch festlich dekoriert haben; auch mit kleinen Weihnachtssternen, die bei den Gästen als Souvenir beliebt sind. Die Weihnachtsandacht: Hoffnung angesichts der Hoffnungslosigkeit: Nach der Begrüßung hält Thomas Harms, bis zum 31. Dezember Pastor im Grenzdurchgangslager Friedland, die Weihnachtsandacht. „Wie am Heiligabend in der Kirche“, sagt der 54-Jährige. Und mit Liedern wie bei anderen zu Hause: „O du fröhliche“, „Tochter Zion“, „Stille Nacht“. Angehörige sind gestorben, Kinder im Ausland, Familienbande gerissen, zur Flucht gezwungen: Etwas von der Stimmung, die im Wohnzimmer und in der Heimat nicht mehr möglich ist, machen die Veranstalter in der Mensa möglich: „Wir haben seit vielen Jahren den Gegenentwurf“, sagt Harms, „wollen Licht in die Finsternis bringen. Wir genießen die Gemeinschaft an einem weltlichen Ort.“ Harms hält seit 2005 die Andacht. „Am Dienstag predige ich über Hoffnung angesichts der Hoffnungslosigkeit in dieser Welt.“ Die Musik zu den Liedern spielt Pianist Klaus Faber, deren Texte bekommen die Gäste in die Hand. Faber musiziert seit 24 Jahren für diese Veranstaltung – „auch Titel, die sich die Besucher des Öfteren gewünscht haben“. Zum Beispiel „Lasst uns froh und munter sein“ und „White Christmas“ im lockeren Übergang zu Titeln der Genres Swing, Ragtime, Jazz und Klassik: „Es ist immer wieder eine Freude, in die Gesichter der Gäste zu schauen.“ Und in die der jüngsten Gäste, denn für sie gibt es ein Präsent. Das Abendessen: Geschnetzeltes, Erbsen/Möhren, Spätzle und Soße : Um 18 Uhr bringen Helfer die Teller mit dem Abendessen – direkt aus der Küche der Campus-Gastronomie auf den Tisch: Schweinegeschnetzeltes, Erbsen/Möhren, Spätzle und, ganz wichtig, die Soße. Von den Köchen über Hauswirtschaftsmitarbeiter bis zu Betriebstechnikern sind 20 bis 25 Mitarbeiter des Studentenwerks im Einsatz. Um 18.45 haben Comedy-Zauberer Andy Clapp und Ehefrau Barbara Bodamer-Clapp die volle Aufmerksamkeit des Publikums. „Eine Show mit herrlichen Slapsticks und feinem britischen Humor für die ganze Familie“, sagt Faber. „Das Programm ist eine Überraschung“, sagt Clapp; und „für alle Generationen“. Clapp und Bodamer treten alle zwei Jahre beim Offenen Heiligabend auf: „Ich mag es“, betont der 63-Jährige. „Die Gäste sind sehr dankbar, die Atmosphäre ist schön. Es ist einfach positiv, mit Leuten, die sonst einsam wären, den Tag zu erleben.“ Der ist um 19.45 Abfahrt zu Ende. Exklusiv für diese KSES-Veranstaltung des Tageblatts bringen Busfahrer der Verkehrsbetriebe die Gäste in drei Gelenkzügen nach Haus. Tageblatt-Chefredakteur: „Von den Sorgen des Alltags ablenken helfen“: „Der Offene Heiligabend gehört seit vielen Jahren in Göttingen und der Region zum Weihnachtsfest dazu“, sagt Tageblatt-Chefredakteur Uwe Graells. „Für uns als Göttinger Tageblatt ist es ein besonderes Anliegen, bedürftigen Menschen ein paar Stunden Freude zu schenken und von den Sorgen des Alltags ablenken helfen. Daher möchte ich allen Helfern, Organisatoren und vor allen den zahlreichen Spendern danken, die diesen Offenen Heiligabend überhaupt möglich machen. Besonders hervorheben möchte ich das Studentenwerk und den Verein ,Keiner soll einsam sein’. Unzählige Stunden an Vorarbeit sind notwendig, damit alles klappt.“ Die Weihnachtshilfe „Keiner soll einsam sein“ sei die größte Hilfsaktion in der Region, betont Graells. „Das über Monate eingesammelte Geld kommt ausschließlich Bedürftigen im Landkreis Göttingen zugute.“ Lesen Sie auch: Offener Heiligabend Göttingen: Busfahrer bringen Gäste nach Hause Hilfsaktion bringt Mutter und Kind wieder zusammen Die Schulden und die Schuldgefühle: Von einer Mutter, die immer da sein muss So hilft „Keiner soll einsam sein“ einer Großfamilie mit kranken Kindern Von Stefan Kirchhoff

„Keiner soll einsam sein“ - Weihnachten in Gemeinschaft: Das steckt hinter dem offenen Heiligabend in Göttingen