Hindernislauf in Göttingen Mehr als 3200 Teilnehmer beim Great Barrier Run 2019

Sonnabendvormittag, 9 Uhr. Es ist noch recht kühl. Der Rasen im Stadion ist noch nass. Doch Carla und Kathi haben kein Erbarmen mit der ersten Gruppe, die auf den Rundkurs geht. Hinlegen, rumrollen. „Nass werdet ihr unterwegs sowieso.“ Die beiden Sportstudentinnen wärmen die Sportler auf. „Wir sorgen dafür, dass die Sportler sich möglichst nicht verletzen und machen Stimmung“, erklärt Kathi. Und das alle fünf Minuten aufs Neue, bis 16 Uhr. Die Bildergalerie zum Great Barrier Run: „Wir sind in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen“, erzählt Mischa Lumme, Sprecher des sechs Personen umfassenden Organisationsteams. Nahmen an der Premiere vor fünf Jahren 400 Sportler teil, so steigerte sich die Zahl in den Folgejahren deutlich über 1200 und 2000 auf bereits rund 3000 im Jahr 2018. „Dort haben wir uns jetzt erst einmal eingependelt“, so Lumme. Der Spaß stehe im Vordergrund, erklärte der Organisator. „Es ist das gemeinsame Erlebnis.“ Die Leute würden sich gegenseitig helfen. „Deshalb sind die Zeitergebnisse sekundär.“ Es gebe nur einige wenige Teilnehmer, die für eine gute Zeit laufen. „Wir machen zum Beispiel auch keine Siegerehrung.“ Am Ende erhalten die Teilnehmer eine Medaille und können sich online eine Urkunde ausdrucken. Aus dem Dunkel auf die Strecke: Kathi und Carla sind mit dem Aufwärmen fertig. Die Gruppe geht in die abgedunkelte Startbox. Ein Schild warnt, dass der Raum nicht für Menschen mit Platzangst geeignet ist. Drinnen ist es eng. Von lauter Musik untermalt läuft auf zwei Bildschirmen ein Video mit Impressionen des Vorjahres. Künstlicher Nebel steigt hoch. Dann ein kurzer Countdown und die vordere Zeltplane öffnet sich. Es geht los. Die Strecke sei in diesem Jahr angepasst worden, erzählt Lumme. „Wir haben unsere Lehren aus dem Vorjahr gezogen.“ Hindernisse seien optimiert und in der Reihenfolge angepasst worden. „Wir wollen, dass die Leute nicht allzu lange vor den einzelnen Hindernissen warten müssen.“ Aus dem gleichen Grund seien auch immer maximal 600 Läufer auf der Strecke. Das Video vom Great Barrier Run: Um den Teilnehmern, die zum wiederholten Mal dabei sind, etwas Neues zu bieten, wurden auch zwei neue Hindernisse mit den Namen Hip Hop und Mount Madness entworfen. Hip Hop sind versetzt gegenüberstehende Schrägen, die an ein Starthindernis der Fernsehshow Ninja Warrior erinnern. Mount Madness ist eine lang gezogene und steile Schräge. Beim Aufbau des Parcours haben in den vergangenen Wochen 15 bis 30 Helfer mitgewirkt, berichtet Lumme. Insgesamt sind am Wettkampftag sogar rund 140 Helfer, zumeist Studenten, im Einsatz. Der Einsatz hat sich gelohnt, wie René Stange aus Ebergötzen bestätigt. Er ist zum dritten Mal dabei. „Es macht immer wieder Spaß“, sagt er. Der Lauf sei angenehm, das Wetter spiele auch mit. Die neuen Hindernisse haben ihm ebenfalls gefallen. „Die Laufwand ist anspruchsvoll, aber gut“, beurteilt er Mount Madness. Hip Hop habe er aber ohne Probleme bewältigen können. Unterwegs war er mit zwei weiteren Mitstreitern unter dem Teamnamen „Harzer Keiler“. Am Morgen ist seine Tochter im Kinderrennen mitgelaufen. Für sie war es die Premiere, doch es habe auch ihr gefallen. „Auch der Lauf für die Kinder ist gut gemacht. Die müssen ja zum Teil die gleichen Hindernisse überwinden wie wir.“ Leiden beim Junggesellenabschied: Ein besonderer Tag ist der Great Barrier Run für alle Teilnehmer. Für Ron Kaufmann war er noch ein bisschen bedeutender. Nicht nur, weil er im Samurai-Kostüm auf die Strecke ging, sondern weil es sein Junggesellenabschied war. „Die Jungs wollten mir etwas anderes bieten als die übliche Kneipentour“, sagte er kurz vor dem Start. „Sie wollen mich vorher noch leiden sehen.“ Deshalb ging die Gruppe auch auf die Zehn-Kilometer-Strecke. Aus Hamburg angereist war der frühere BG-Göttingen-Geschäftsführer Marc Franz. „Ich kenne noch viele aus dem Organisationsteam“, erzählte er. Der Great Barrier Run habe ein tolles Konzept. Im vergangenen Jahr sei er eher zufällig als Zuschauer dabei gewesen. „Jetzt habe ich ein Jahr gebraucht, um ein Team zu finden.“ Das startete unter dem Namen „Einfach mal machen, könnte ja gut werden“. -------------------- Und noch mehr Läufe: Great Barrier Run 2018 boomt mit Teilnehmerrekord 3000 Teilnehmer starten beim Great Barrier Run 2018 Mehr Matsch und Wasser bei der Bystopen-Attacke 2019 in Waake --------------------------- Ebenfalls als sehr gut und sehr angenehm beschrieb Simon Westphal aus Groß Ellershausen die Veranstaltung. Ihm habe die steile Wand gefallen, an der sich die Teilnehmer mit Seilen hochziehen mussten. Die neuen Hindernisse seien schon besondere Herausforderungen gewesen. „Da musste man erstmal herausfinden, wie es am besten geht.“ Dass er vollen Einsatz gezeigt hat, davon zeugt sein mit Matsch überzogenes Gesicht. „Wenn der trocknet, ist es schon etwas eklig“, sagt er. „Aber der Matsch macht natürlich auch am meisten Spaß.“ Hilfe überall: Das sieht auch Elisa Bade aus Göttingen so. Der Lauf sei „sehr cool“ gewesen. Besonders eben die Matschkuhle und „alles, wo man sich dreckig machen konnte“. Ihr vormals rosefarbenes Hemd ist im Ziel braun. Auch im Gesicht sind Matschspuren. Ihr Team aus sechs Jurastudenten, alle im rosefarbenen Hemd, heißt „Die Seitenstecher“. Seitenstechen habe aber niemand bekommen. Als Läuferin habe sie mit der Kondition keine Probleme. „An manchen Stellen fehlten mir die Armmuskeln, aber man bekommt ja überall Hilfe.“ Ein bisschen außer Atem ist ihr Teamkollege Florian Schillings, wie er zugibt. „Aber es war eine gute Erfahrung.“ Theda Schulz lobte die „super vielseitigen Hindernisse“. Probleme mit der Kondition hatten auch die Mitglieder des „LC Atemnot“ nicht. „Wir haben es geschafft. Es war machbar“, lautete das Fazit. Sie seien eben nicht die „toptrainiertesten“, deshalb der Name. Trainiert hatten sie einmal auf einem Spielplatz beim Überwinden der Spielgeräte und der Tischtennisplatte. Spaß hatten aber auch die Kinder bei ihren Läufen, so wie der elfjährige Luca aus Barbis, der mitgemacht hat, „weil es cool ist“. Er gibt zu, dass es „ein bisschen anstrengend“ sei. Dafür hätten aber der Matsch und die Wasserrutschen viel Spaß gemacht. Auf die Idee gekommen ist er durch seinen Cousin Arne Hoffschlaeger aus Scharzfeld. Der hatte ursprünglich mal mit dem Keiler Run im Harz begonnen, startete aber auch schon zweimal in Göttingen. Dieses Mal war er Lucas Begleiter. Aufwärmprogramm: „Die Kinderstrecke ist für uns das Aufwärmprogramm“, sagt Heiko Tostmann. Später gehe es noch auf die Erwachsenenrunde. Sein achtjähriger Sohn Karl fand den Lauf allerdings nur „so mittel“. Da passten auch die Aufschriften auf den T-Shirts. „Die Kinder waren gleich dagegen“ bei den Eltern und „Wir wollten ja ins Rastiland“ bei den Kindern. „Cool und lustig“, urteilte hingegen die elfjährige Hannah. Sie war bereits im vergangenen Jahr mit ihrer Mutter am Start. „Dieses Jahr war es schöner“, sagt sie. Das bestätigte auch Mutter Annette. „Es ist super organisiert und sogar das Wetter haben sie besser hingekriegt.“ Und die steigenden Temperaturen sorgten dann auch für zahlreiche Zuschauer, die den Weg zu dem Großereignis fanden. Insgesamt seien alle positiv gestimmt gewesen, zog Lumme ein positives Fazit. „Es war eine tolle Atmosphäre.“ Wenn Teilnehmer die Organisatoren angesprochen hätten, habe es immer konstruktive Gespräche gegeben. „Wir haben eben ein sehr, sehr nettes Klientel.“ Das könnte euch auch interessieren: Rekorde und Überraschungen beim Great Barrier Run Von Rüdiger Franke

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