Für ihn sind es angenehme Pflichten. Beispielsweise mit der Stadt Duderstadt verbinden ihn nur positive Erinnerungen. „Einer der Höhepunkte, der mir in Erinnerung geblieben ist, war der Besuch von Bundespräsident Gauck in Duderstadt“, erzählt der 58-Jährige, der sich auf ein Wiedersehen mit dem Staatsoberhaupt freut. „Er hat alle Ministerpräsidenten zum Abschiedsessen eingeladen“, verrät Weil.
Der Kontakt mit den Bürgern ist ihm sehr wichtig. Dabei profitiert er von seiner Erfahrung aus den Jahren, als er Oberbürgermeister in Hannover war, wie er selber sagt. Wichtig ist ihm dabei vor allem, ehrlich zu bleiben, authentisch zu sein. „Die Niedersachsen sind ausgesprochen nett zu mir“, sagt Weil.
Diese Erfahrung macht er auch während seines Ganges über die Duderstädter Marktstraße. Viele erkennen ihn sofort als Landesoberhaupt, suchen das Gespräch mit ihm. Es ist zu spüren, dass er seinen „Job“ gern macht. „Die Politik macht mir Spaß, aber ich genieße auch die wenige Freizeit“, erzählt der begeisterte Läufer.
Sicherlich eine Art von Stressabbau, angesichts des fast immer vollen Terminkalenders von Stephan Weil nicht verwunderlich. „Ich habe eine Grundgelassenheit“, berichtet er über eine Eigenschaft, um die ihn viele beneiden. Es gibt allerdings auch Tage, an denen es ihm nicht immer gelingt, ausgeglichen und entspannt zu sein. „Nur wenn ich einen allzu eng getakteten Terminkalender habe, dann kann es schon einmal sein, dass ich nicht ganz so ruhig bleibe. Dann entwickelt sich ein Domino-Effekt. Eine halbe Stunde später tut es mir dann aber schon wieder leid“, erzählt der Vater eines erwachsenen Sohnes.
Darüber hinaus ein wenig in Unruhe geraten kann der Fußball-Fan, wenn sein Lieblingsklub, Zweitligist Hannover 96, spielt. Allerdings ist er Profi durch und durch, ist vollständig fokussiert, als er mit den Ehrenamtlichen in Duderstadt spricht. Währenddessen liegen die Roten in Karlsruhe zurück und verlieren am Ende auch mit 0:2. Weil weiß nichts davon und wird von seinen Mitarbeitern auch von dieser Nachricht verschont. Zumindest vorerst, schließlich gibt es auf der Rückfahrt nach Hannover genug Gelegenheit, dieses Thema ausführlich zu erörtern.
Seit dem 19. Februar 2013 ist Stephan Weil niedersächsischer Ministerpräsident und möchte dies auch bleiben. Er befindet sich im „Vorwahlkampf“ wie er selber sagt. Im Moment ist es noch relativ ruhig, und so kann er Besuche wieden in Duderstadt auch noch genießen. „Duderstadt ist eine schöne, traditionsreiche Stadt. Südniedersachsen hat bekanntlich seine Herausforderungen, aber es tut sich viel. Es gibt eine neue Form der Zusammenarbeit, und es ist etwas in Bewegung gekommen“, berichtet er.
In Bewegung wird das Landesoberhaupt auch an seinem freien Sonntag sein. Dann tauscht er seinen Anzug gegen Sportkleidung und läuft ausgiebig. „Darauf freue ich mich schon.“ Normalerweise wünschen sich ja Wähler von Politikern etwas, doch auch Stephan Weil hat einen Wunsch. „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann würde ich mir wünschen, dass jeder Tag zwei Stunden länger wäre.“
Stephan Weil
Geboren am 15. Dezember 1958 in Hamburg, verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn. Seine Eltern (Vater Diplom-Ingenieur, Mutter Volkswirtin) stammen aus Oberschlesien. Weil lebt seit 1965 in Hannover
1977 Abitur am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium in Hannover
1978 Jurastudium in Göttingen 1980 Eintritt in die SPD
1983 erstes juristisches Staatsexamen 1986 zweites juristisches Staatsexamen
ab 1989 Tätigkeit als Staatsanwalt und Richter
ab 1994 Ministerialrat im Niedersächsischen Justizministerium
von 1997 bis Ende Oktober 2006 Stadtkämmerer in Hannover
1. November 2006 Antritt als Oberbürgermeister in Hannover
2012 Wahl zum Landesvorsitzenden der SPD
2013 Aufgabe des Oberbürgermeister-Amtes
19. Februar 2013 Wahl zum Ministerpräsidenten
Hobbys: Fußball, Laufen, Wandern und Lesen Fan des Fußball-Zweitligisten Hannover 96