„Ich bin sprachlos“, war nach einem kräftigen Schluck aus der Pulle zunächst das Einzige, was Kalusche von sich geben konnte. Und das soll bei der wandelnden Ulknudel des Göttinger Tanzsportteams etwas heißen. Routinier Winfried Reimann gelang es schon etwas besser, das Geschehene in Worte zu fassen: „Es war ein richtig cooler Durchgang und hat super viel Spaß gemacht.“
Völlig in Ordnung
Die fünftbeste Standardformation der Welt kommt aus Göttingen. Wie hoch diese Leistung einzuschätzen ist, bringt der TSC-Vorsitzende Jens Wortmann auf den Punkt. „Die Platzierung ist völlig in Ordnung. Mit einem fünften Platz bei der Deutschen Meisterschaft hat es angefangen. Und jetzt schaut mal, was daraus geworden ist.“
Was? Eine verschworene Gemeinschaft von 19 Tänzern, die in der Lauber-Arena, einem baustilistischen Schandfleck aus Sozialismus-Zeiten, nahe an ihrem Leistungsmaximum agiert. Es sind nur 0,8 Punkte, die Göttingen von einer Medaille trennen. Ein kleiner Bildfehler hier, eine Unsauberkeit da, vielleicht aber auch fehlende Bekanntheit bei den Wertungsrichtern und mangelnde Erfahrung auf internationalem Parkett sind am Ende ausschlaggebend.
Jede Menge Potenzial
„Wir gehören in die Weltspitze“, merkte Cheftrainer Markus Zimmermann korrekt an. Der überragende Champion Vera ist sämtlicher Konkurrenz enteilt. Aber schon der Braunschweiger TSC auf Platz zwei ist in Reichweite. Stärker als der Bronzemedaillengewinner Dance Impression aus den Niederlanden sahen die Wertungsrichter die Göttinger mit ihrer tollen Choreografie „Postmodern Jukebox“ zumindest in der Vorrunde, punktgleich auf Rang drei in der Zwischenrunde. Und: Der TSC hat jede Menge Potenzial, kaum eine Formation ist derart jung. Die Gegner dürfen sich warm anziehen, was die Kampfansage von Zimmermann verdeutlicht: „In der Bundesliga wird angegriffen.“
Unangefochtene Nummer eins ist das Tanzsportteam Göttingen bereits in einer Kategorie. Denn die Fans sind wahrhaft weltmeisterlich. 42 Anhänger begleiteten ihre Formation für vier Tage ins mehr als 1200 Kilometer entfernte Fünfkirchen, reisten zum Großteil im Reisebus mit. Mit Ausnahme der ungarischen Gastgeber wurde keine Mannschaft bei ihren Auftritten so frenetisch angefeuert. Wer so unterstützen kann, gehört fest zum Team und hatte sich bei der bis tief in die Nacht andauernden WM-Feier im Mannschaftshotel auch reichlich edle Tropfen verdient. Dort wurde dann allerdings Palinka anstatt Desperados verkostet.