Von der Baustelle bis zur Einrichtung

Bauen ohne Ecken und Kanten: So machen Sie Ihr Haus kindersicher

Nicht nur vor der Haustür lauern Gefahren. Auch in der heimischen Küche kann es für Kinder bedrohlich werden.

Nicht nur vor der Haustür lauern Gefahren. Auch in der heimischen Küche kann es für Kinder bedrohlich werden.

Kochendes Wasser auf dem Herd, scharfe Kanten an den Möbeln, rutschige Stufen im Treppenhaus: Was für Erwachsene normalerweise kein Problem darstellt, kann für Kinder zur Gefahr werden. Denn beim Spielen und Toben lassen sie nicht immer die nötige Vorsicht walten. „Der Bewegungsdrang von Kindern ist riesig. Sie krabbeln und laufen durch die Küche und das Wohnzimmer. Sie erklimmen das Hochbett und den Kleiderschrank im Kinderzimmer, nutzen Lattenrost und Matratze als Trampolin und erkunden jeden noch so abgelegenen Winkel des Hauses oder der Wohnung“, sagt Jochen Winning, Geschäftsführer der Deutschen Gütergemeinschaft Möbel (DGM). Vor allem Eltern kleiner Kinder sollten deshalb entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.

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Das fängt bereits bei der Auswahl der Innenausstattung an: „Filigrane Treppengeländer, bodentiefe Fenster und rutschige, harte Bodenbeläge zählen zu den naheliegendsten Gefahrenquellen“, erklärt der Lüneburger Innenarchitekt Marco Smith vom Büro Formwaende. Seine Kollegin Tanja Leicht vom Frankfurter Büro VRAI Interior Architecture empfiehlt unter anderem, in der Küche an unteren Schränken keine horizontalen Griffstangen zu verwenden, damit Kinder daran nicht hochklettern können. „Der Leitereffekt ist nicht zu unterschätzen“, betont sie. WC-Deckel mit Soft-Close-Automatik schützen vor eingeklemmten Fingern. Im Bad sind außerdem Armaturen mit Verbrühschutz zu empfehlen.

Achtung, Baustelle!

Auch während der Bauphase sollten Eltern das Thema Sicherheit im Blick haben, wenn sie mit ihren Sprösslingen die Baustelle besuchen. Eine Gefährdung stellten vor allem ungesicherte Treppen, gelagerte Materialien, offen liegende Installationen und Baustellenheizungen dar, sagt Christine Heidmann von der Aktion pro Eigenheim: „Kinder sollten deshalb immer beaufsichtigt werden.“ Sie hält es dennoch für sinnvoll, dass diese die Baustelle besuchen, um sich frühzeitig ein Bild vom neuen Zuhause machen zu können. Ältere Kinder könnten bei einem Umbau sogar helfen, indem sie zum Beispiel alte Tapeten abkratzen oder Bodenbeläge entfernen.

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Auszeiten sind wichtig

Die Phase des Hausbaus oder Umbaus ist für viele Familien eine große Belastung. Viele Entscheidungen müssen getroffen werden, regelmäßig schauen die Eltern auf der Baustelle vorbei und packen dort mit an. Hinzu kommen unerwartete Schwierigkeiten, etwa wenn Materialien fehlen oder Firmen nicht wie geplant kommen. Das alles zerrt an den Nerven und kostet Kraft. Damit das Familienleben nicht zu sehr beeinträchtigt wird und vor allem Kinder nicht leiden, ist es sinnvoll, sie frühzeitig einzubeziehen und mit ihnen über das Thema zu sprechen. So kann mit ihnen am Wochenende das neue Zuhause besichtigt werden. Außerdem können sie Ideen für ihr Zimmer entwickeln und kleine Tätigkeiten auf der Baustelle verrichten. Soweit es die Zeit zulässt, sollten Auszeiten eingeplant werden, in denen die Familie gemeinsam etwas unternimmt, das nichts mit dem Bauvorhaben zu tun hat.

Vor dem Einzug sollten einige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden, die später, wenn die Kinder älter sind, rückgängig gemacht werden können, erklärt Leicht. In alle Steckdosen werden am besten Kindersicherungen eingebaut. Fenster in oberen Geschossen sollten Kinder nicht ganz öffnen können. Vor Treppenstürzen schützen zum Beispiel Schutzgitter, die oben und eventuell auch unten angebracht werden. Türstopper, Magnetschlösser und Multifunktionsverschlüsse können ebenfalls leicht montiert und später schnell entfernt werden.

Schutzkappen und Sicherheitssperren

Bei der Einrichtung sollte darauf geachtet werden, alles, was für Kinder eine potenzielle Gefahr darstellt, geschützt oder für sie unerreichbar aufzubewahren. Das gilt etwa für Küchenwerkzeuge, Medikamente, Putzmittel oder Elektrogeräte wie Schneidemaschinen und Mixer. Auch spitze, kleine Gegenstände, die verschluckt werden können, sollten unter Verschluss gehalten werden, rät Winning. Bei abschließbaren Möbeln sollten die Schlüssel nicht stecken gelassen werden, weil sich Kinder daran verletzen können. Außerdem bekommen sie schnell heraus, wie sich der Schrank oder die Kommode öffnen lassen.

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Spitze Griffe, Ecken und Kanten seien ein Tabu, so Winning weiter. Das Gleiche gelte für bewegliche Teile, an denen sich Kinder klemmen und quetschen können, wie zum Beispiel bewegliche Tischplatten, Schaukelstühle oder Truhen. „Schon einfache Maßnahmen wie Schutzkappen an den Möbelecken und Sicherheitssperren an Schubladen und Schranktüren reduzieren das Verletzungsrisiko erheblich“, sagt der Möbelexperte.

Nicht alle Gefahren können beseitigt werden

Für äußerst wichtig hält es Leicht, Schränke und Regale fest an der Wand zu verankern. Ansonsten bestehe Kippgefahr und könne das Möbel das Kind unter sich begraben, sagt sie. „Wer aus Bequemlichkeit oder Unwissenheit die mitgelieferte Wandbefestigung von Möbeln vernachlässigt, handelt grob fahrlässig“, bekräftigt Winning. Griffe, die zum Klettern einladen, müssen eventuell im Laufe der Zeit versetzt werden, wenn die Kinder größer werden.

Eine weitere Gefahr, die von Möbeln für Kinder ausgeht, sind Schadstoffe. „Besonders kleine Kinder haben noch kein voll entwickeltes Immunsystem und sind besonders empfindlich“, betont Heidmann. Problematisch sei, dass sie viele Dinge in den Mund nehmen, ergänzt Winning. Er rät deshalb dazu, fürs Kinderzimmer ausschließlich qualitätsgeprüfte Kindermöbel zu kaufen. Zu erkennen seien diese am RAL-Gütezeichen „Goldenes M“.

Doch auch wenn viele Sicherheitsaspekte bedacht werden, geht Innenarchitektin Leicht davon aus, dass nicht alle Gefahrenquellen beseitigt werden können. „Man kann ein Haus nicht komplett kindersicher machen“, sagt sie. Das ist ihrer Ansicht nach auch gar nicht nötig: „Kinder müssen Gefahren erkennen und lernen, damit umzugehen. Zu Hause muss man sie immer wieder darauf aufmerksam machen.“ Mit der Zeit begreife der eigene Nachwuchs, wo er sich vorsichtig verhalten müsse. Problematischer sei es, wenn Besuch komme, sagt Leicht: „Die Gefahr für Gastkinder ist oft viel größer, weil sie sich noch nicht auskennen.“

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