Augen auf beim Küchenkauf: Diese Tipps sollten Sie beherzigen, um eine teure Fehlplanung zu vermeiden
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Eine Küche zu planen ist ein großes Projekt, das Zeit in Anspruch nimmt.
© Quelle: Getty Images/iStockphoto
Downdraft-Dunstabzug, Kochinsel, Klavierlack- oder Kupferfront? Unterbauleuchten, integrierter Dampfgarer, Einhebelmischer? Wer umzieht oder umbaut, weiß: Eine Küche richtet man nicht ein, man plant sie. Das kostet Zeit, Nerven und Geld, ist aber notwendig, wenn man vermeiden will, was einer jungen Frau jüngst im baden-württembergischen Lörrach passiert ist: Die Klappe eines sich selbst öffnenden Geschirrspülers hatte den Zugang zum angrenzenden Bad blockiert, während sich die 22-Jährige dort aufhielt. Immerhin hatte sie ihr Handy zur Hand, um Hilfe zu ordern. Polizei und Feuerwehr mussten anrücken, um sie aus der ausweglosen Lage zu befreien.
Sicher, eine Küchenfehlplanung muss nicht gleich zu einer Notsituation führen, doch es kann ärgerlich sein, wenn man Steckdosen vergisst, die Arbeitsplatte zu niedrig anbringt oder den Platz für den Kühlschrank falsch ausmisst. Es gibt viel zu bedenken – zumal die Ansprüche an Design und Funktion der Küche über die Jahrzehnte gewachsen sind. Heute wird dort nicht nur gekocht, sondern sie ist der Lebensmittelpunkt für Familien, Singles und Wohngemeinschaften. Der Raum habe sich zum Ess- und Wohnbereich entwickelt, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche (AMK), dem Fachverband der deutschen Küchenbranche.
Käuferinnen und Käufer investieren durchschnittlich 10.337 Euro
Mit dem Bedeutungsgewinn gehen Preissprünge einher. „Der Trend geht zu immer hochwertigeren Küchen“, sagt Irle. Wurden dafür vor zehn Jahren durchschnittlich noch rund 5800 Euro bezahlt, waren es im vergangenen Jahr bereits 10.337 Euro. Nach oben gibt es keine Grenzen. In der Designedition geht es mit rund 25.000 Euro los. Wer bereit ist, so viel Geld anzulegen, hat hohe Erwartungen. Doch die werden nicht immer erfüllt: So stellen Käuferinnen und Käufer beispielsweise nach einiger Zeit manchmal fest, dass die Möbel unpraktisch angeordnet sind, dass die Technik nicht das leistet, was sie leisten soll, oder dass Oberflächen zu schnell Schaden nehmen. Damit muss dann lange Zeit gelebt werden, denn Küchen werden nur etwa alle 15 bis 18 Jahre erneuert.
Vielleicht ist die Sorge vor einem Fehlkauf der Grund, warum es vielen Menschen schwerfällt, sich für eine Küche zu entscheiden. Ein anderer ist sicherlich die Qual der Wahl: Es gibt schier unzählige Ausstattungsvarianten und zahlreiche Anbieter. Soll die Küche u-förmig oder l-förmig sein? Wo liegen Messer griffbereit? Wie können Töpfe übersichtlich angeordnet werden? Wo befinden sich die Elektrogeräte? Welches Material und welches Design sollen es sein? Und von wo kommt das Licht? Etliche Fragen gelte es zu klären, sagt Irle: „Jede Küche ist ein Einzelstück. Lösungen von der Stange sind selten geeignet.“
Der Traum von der Kücheninsel
Die Planung sei eine komplexe Angelegenheit, bekräftigt Philipp König, Leiter Einkauf von Küche & Co., neben Roller, Plana Küchenland, Küchen Aktuell und anderen eine der größten Küchenfachmarktketten in Deutschland. Nicht immer passten Wunsch und Wirklichkeit zusammen – vor allem, wenn das Budget nicht ausreiche, sagt König: „Gefühlt möchte jeder eine Kücheninsel.“ Allerdings geben das viele Räume gar nicht her. Oft wird die Größe der Küche überschätzt. Außerdem werde die Lage von Wasseranschlüssen, Steckdosen, Schaltern und Fenstern nicht berücksichtigt.
Küchenplaner und Planerinnen raten, die Küche in einem möglichst frühen Stadium des Hausbaus zu planen. Ist der Raum schon vorhanden, sollte davon eine grobe Skizze angefertigt werden, in der alles eingezeichnet wird, was für die Planung relevant sein könnte. Empfehlenswert ist, ein oder sogar mehrere Fachgeschäfte aufzusuchen. Die Beraterinnen und Berater sprechen meist Aspekte an, die vorher häufig nicht bedacht werden. Etwa wie viele Personen die Küche benutzen. „Für Familien ist eine andere Einrichtung nötig als für einen Singlehaushalt“, sagt König.
Smarte Anwendungen in der Küche
Möglicherweise muss ein Kompromiss für die Arbeitshöhe gefunden oder eine Arbeitsplatte gewählt werden, die sich auf- und abbewegen lässt. „Ergonomie ist ein großes Thema“, weiß Irle. Damit der Rücken entlastet wird, gibt es inzwischen viele Elektrogeräte, die auf Augenhöhe angebracht sind. Doch dafür muss die Gesamtkonstruktion geeignet sein.
Auch Wege, Übersichtlichkeit und Funktionalität spielen eine Rolle. Im optimalen Fall sind die Elemente so angeordnet, dass alle Arbeitsschritte geschmeidig ineinander übergehen – vom Bereitstellen der Zutaten und Kochutensilien über das Waschen von Gemüse und das Zubereiten der Speisen bis zum Kochen und Garen. Profis teilen die Küche deshalb bei der Planung in verschiedene Zonen ein.
Ebenfalls wichtig: das passende Licht. Es sollte hell genug sein, aber nicht blenden. Arbeitsbereiche sollten nicht verschattet werden. Der Essplatz wiederum sollte gemütlich ausgeleuchtet sein. Dafür bieten sich etwa Lichtquellen unter den Oberschränken und Hängeleuchten über der Kochinsel und dem Tisch an. Ein weiterer Aspekt: die hygienische und übersichtliche Trennung und Entsorgung von Abfall. Zunehmend halten auch smarte Anwendungen in der Küche Einzug und werden multifunktionale Geräte gekauft. So besitzen einige Backöfen inzwischen eine Mikrowellenfunktion.
3-D-Animationen vermitteln einen realistischen Eindruck
„Gute Küchenplaner sind eine Art Innenarchitekt und analysieren, was die Kundinnen und Kunden wollen und was sie brauchen“, sagt Irle. König spricht dabei von „Kann- und Mussoptionen“. Oft spiele der Wunsch nach Exklusivität eine Rolle in der Beratung: „Zwei Drittel des Portfolios der Anbieter ist ähnlich, aber es gibt auch viele Unikate“, berichtet Irle. Zwar dominierten in der Küche seit Jahren Weiß-, Schwarz- und Grautöne, ergänzt er. Aber immer häufiger würden farbige Akzente gesetzt, vor allem bei den Fronten, die meist als Erstes ins Auge fallen. Auch bei den Materialien gebe es eine Tendenz zum Ungewöhnlichen, etwa zu Arbeitsplatten aus Quarzstein oder Keramik.
In der Beratung ändern und schärfen sich die Wünsche und Vorstellungen der Kundinnen und Kunden. Manchmal hilft das Ausschlussverfahren, oft ist es wichtig, Musterküchen zu sehen – und zu fühlen. Die Haptik ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Onlineküchenplaner und 3-D-Animationen vermitteln einen realistischen Eindruck von der künftigen Einrichtung – und was sie am Ende kostet.
Nach der Kaufentscheidung wird eine Kette von Arbeiten in Gang gesetzt: Zunächst wird ein professionelles Aufmaß erstellt. Anschließend wird die Küche so konfiguriert, dass sie perfekt passt. Die Komponenten werden bestellt, angeliefert und montiert – idealerweise so, dass nichts fehlt oder stört. Ist bereits beim Aufbau ein Mangel sichtbar, sollte man als Kunde die Abnahme verweigern, rät die Verbraucherzentrale Niedersachsen.