Innovative Anbauform

Tiefer buddeln: Wie Sie Pflanzen durch Kraterbeete vor Hitze schützen

Gedeihen gut: Durch die trichterförmigen Beete und Steine sind die Weinpflanzen auf Lanzarote geschützt.

Gedeihen gut: Durch die trichterförmigen Beete und Steine sind die Weinpflanzen auf Lanzarote geschützt.

In südlichen Ländern, wo heiße Tage und wenig Niederschlag keine Seltenheit sind, sind Kraterbeete seit Langem etabliert. Ein Beispiel dafür ist das Weinanbaugebiet La Geria auf Lanzarote: Hier steht jede Weinpflanze in einem trichterförmigen Bodenaushub. Als zusätzlicher Schutz dienen die sogenannten Zocos – Vulkansteine, die im Halbkreis um den Trichter herum liegen und starke Winde von den Pflanzen abhalten. Die Vulkanasche, die die Wurzeln bedeckt, nimmt nachts Wasser aus der Luft auf und gibt es tagsüber an die Pflanzen ab. So gedeiht auf La Geria der Wein seit fast 300 Jahren – trotz wenigen Regens.

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Wegen des Klimawandels wird die alte Beetform auch in Deutschland langsam beliebter. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen Interesse daran haben, Gemüse selbst anzubauen. Und: „Einen eigenen Beitrag zum Naturschutz leisten zu können, sorgt für ein Gefühl der Selbstwirksamkeit“, sagt Gartenbauwissenschaftler Thomas Kirsch vom Zentralverband Gartenbau (ZVG). So suchen Gärtner und Gärtnerinnen nach Anbaukonzepten, mit denen sich Ressourcen effizienter nutzen und Erträge steigern lassen. „Insgesamt lässt sich mit einfachen topografischen Veränderungen im Garten ein gutes Kleinklima erzeugen, etwa mit Hügeln, Windschutzhecken oder mit Mulchen“, sagt Kirsch. Auch das Kraterbeet zählt für ihn dazu. Klassischerweise besteht es aus einer Vertiefung mit einem Erdwall darum. Die höchste Stelle des Beets – auf dem Kamm des Walls – liegt etwa 25 Zentimeter über dem Normalniveau des Gartens, die niedrigste im Zentrum des Beets 25 Zentimeter darunter.

So funktioniert die Methode

An den höhergelegenen Stellen erhalten die Pflanzen mehr Sonne, dafür aber weniger Wasser. In die tieferliegenden Zonen des Beets gelangt weniger Sonne. Gleichzeitig sind sie besser vor Wind geschützt und fangen Regenwasser auf. So fühlen sich dort Pflanzen wohl, die nicht so viel Sonne und dafür umso mehr Wasser benötigen. „Auf diese Weise werden unterschiedliche Vegetationszonen geschaffen, die sich ideal für gemischten Gemüseanbau eignen“, sagt der Gartenbauwissenschaftler. Während der kalten Jahreszeit bietet solch ein Beet zusätzlich Vorteile für frostempfindliche Pflanzen – „durch den Windschutz und dadurch, dass sich Kraterbeete leicht abdecken lassen“.

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Um die Klimaverhältnisse auszugleichen und Ressourcen besser zu nutzen, eignet sich ein traditionelles Kraterbeet.

Um die Klimaverhältnisse auszugleichen und Ressourcen besser zu nutzen, eignet sich ein traditionelles Kraterbeet.

Passenden Standort wählen

Um selbst ein Kraterbeet anzulegen, braucht es zunächst einen geeigneten Standort. „Wer gezielt Gemüse anbauen will, sollte für möglichst viel Licht sorgen“, empfiehlt Kirsch. „Ein Kraterbeet unter Bäumen oder auf der Nordseite eines Hauses macht nur Sinn, wenn es nicht für Gemüse, sondern für Zierpflanzen mit geringerem Lichtbedarf genutzt werden soll.“ Für das Beet an sich empfiehlt er, eine Größe von etwa vier Metern Durchmesser einzuplanen.

Der tieferliegende Teil sollte etwa zwei Meter Durchmesser haben, der ihn umgebende Wall eine Breite von einem Meter. Nun können Gärtner und Gärtnerinnen die Erde in der Mitte 20 bis 30 Zentimeter tief ausheben. „Der Aushub kann gleich als Wall aufgeschüttet werden“, sagt der Experte. „Das hat auch den Vorteil, dass man nicht ganz so tief graben muss. Insgesamt ist der Krater dann etwa 50 Zentimeter tief.“ Für eine Extraportion Nährstoffe sorgen Humus oder Kompost, die mit der ausgehobenen Erde vermischt werden.

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Wer mehr Platz hat, kann Kirsch zufolge auch größere Krater anlegen – möglich seien etwa solche von zehn bis 15 Metern Durchmesser. „Im Inneren können größere Kraterbeete dann auch einen kleinen Teich haben“, sagt er. Dabei ist es ratsam, die verschiedenen Ebenen stufenförmig anzulegen und mit Steinen zu befestigen, damit die Erde nicht nach unten rutscht.

Auf gute Bewässerung achten

„Trotz der generell guten Wachstumsvoraussetzungen empfiehlt sich ein intelligentes Bewässerungssystem“, sagt Kirsch. Zum Beispiel eine Tröpfchenbewässerung mithilfe von Schläuchen findet er sinnvoll. Darüber hinaus hängt der Ernteerfolg ihm zufolge auch von der Bodenbeschaffenheit ab. Insofern sollte diese auch bei der Beetplanung beachtet werden. „Bei sandigen Böden versickert das Wasser schneller, damit sind zusätzliche Bewässerung und gutes Mulchen unter Umständen sinnvoll. Bei tonhaltigen Böden kann sich viel Wasser sammeln, sodass Gärtner und Gärtnerinnen hier auf geeignete wassertolerante Pflanzen achten müssen.“

Die richtigen Sorten auswählen

Ganz unten, wo der Krater am tiefsten ist, fühlen sich etwa Tomaten, Paprika, Auberginen und Buschbohnen wohl. An den Hängen wachsen Sorten mit durchschnittlichen Ansprüchen wie Zwiebeln, Radieschen und Karotten recht gut. Für den Wall, wo am wenigsten Wasser hinkommt, sind trockenheitsliebende Kräuter eine gute Wahl, etwa Salbei, Thymian und Oregano. Wer nicht sich selbst, sondern primär Insekten versorgen will, kann auf dem Wall statt Gemüse Wildstauden pflanzen. Wegwarte, Natternkopf oder Malven bieten Schmetterlingen, Hummeln, Bienen und anderen Insekten Nahrung. Im Herbst dienen manche von ihnen mit ihren Sämereien zudem als Futterquelle für Vögel.

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Mit Folie wird es zum Frühbeet

Zudem lässt sich die Erntezeit verlängern: Wer im Zentrum des Kraterbeetes einen Pfahl einschlägt, kann eine Folie über das gesamte Beet spannen. Im Herbst schützt die Folie die Pflanzen vor zu niedrigen Temperaturen. Und zu Beginn der Pflanzsaison können Gartenliebhaber das Beet als Frühbeet nutzen und es – je nach Region – bereits im Februar oder März bepflanzen.

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