Smart heizen: Im Handumdrehen Energie sparen
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Beim Heizen verbrauchen deutsche Haushalte eine Menge Energie.
© Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Laut Umweltbundesamt gehen etwa 30 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland auf den Gebäudesektor zurück. Verantwortlich dafür ist insbesondere das Heizen mit fossilen Brennstoffen. Noch immer werden in knapp drei Viertel aller Haushalte Gas- oder Ölheizungen betrieben. Die Umstellung auf regenerative Energien wird voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern. Umso wichtiger ist es, bereits jetzt Maßnahmen zu ergreifen, die den Energieverbrauch senken. Damit werden auch Kosten gespart – in Zeiten steigender Preise ein nicht zu vernachlässigender Aspekt.
Intelligente Geräte helfen beim Sparen
Bereits kleine Veränderungen können einen großen Effekt bewirken – dazu zählt vor allem der Einbau smarter Technologie. Das Anbringen intelligenter Thermostate ist ganz einfach: Sie müssen lediglich am Heizkörper angeschraubt werden. Dafür ist kein Handwerker erforderlich. Die Geräte können anschließend so programmiert werden, dass die Heizkörper nur dann warm werden, wenn die Räume genutzt werden. „Ich kann festlegen, an welchen Wochentagen und in welchen Zeitperioden wie viel geheizt werden soll“, erklärt Johannes Rohe von eQ-3, dem Hersteller des Smarthome-Systems Homematic IP.
Werden die Thermostate mit Sensoren an Fenstern und Türen gekoppelt, kann vermieden werden, dass unnötig Wärme verloren geht. Denn sobald diese geöffnet werden, wird die eingestellte Solltemperatur automatisch gesenkt. Werden sie wieder geschlossen, springt die Heizung wieder auf den ursprünglichen Wert. Studien zufolge bewirken intelligente Thermostate und Sensoren einen großen Energiespareffekt: „Mehrere Modellversuche haben gezeigt, dass der Verbrauch um bis zu 30 Prozent gesenkt wird“, erläutert Severin Beucker vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit.
Neben Dämmungen und regenerativen Heizanlagen sei smarte Technologie eine von drei Säulen der Dekarbonisierung, führt Beucker weiter aus. Bei einer großen Verbreitung in deutschen Haushalten könnten in Zukunft jährlich bis zu 7,5 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Damit werde ein wichtiger Beitrag zum klimaneutralen Gebäudebestand geleistet, der nach bisheriger politischer Zielsetzung 2050 erreicht werden soll.
Viele Gadgets sind auch mietfreundlich
Der Einbau von einfacher smarter Technologie sei ein niedrigschwelliges Angebot und verursache nur geringe Investitionen, betont Beucker: „Im mehrgeschossigen Wohnbau fallen nur etwa 25 Euro pro Quadratmeter an.“ Starter-Sets sind schon für weniger als 100 Euro zu haben. Die Technik reicht von eigenständigen Geräten, die bereits auf leichte Fallwinde reagieren, bis hin zu komplexen Systemen, die beispielsweise über Apps auf dem Tablet oder dem Smartphone eingerichtet werden und anschließend automatisch laufen. Sie könnten auch mit anderen smarten Geräten vernetzt sowie ferngesteuert werden, erläutert Rohe: „Damit habe ich von überall Zugriff auf meine Geräte. So kann ich zum Beispiel mein Heizköperthermostat im Bad hochregeln, bevor ich nach Hause komme und unter die Dusche gehe.“
Ein weiterer Vorteil der smarte Technologie für den einfachen Hausgebrauch ist, dass sie auch von Mieterinnen und Mietern verwendet werden dürfen und diese damit ihre Heizkosten senken können, erläutert Günther Ohland, Vorstandsvorsitzender der Smarthome Initiative Deutschland. Vermieterinnen und Vermieter hätten hingegen in der Regel keinen eigenen Nutzen davon, wenn die Nebenkosten sinken. „Sie haben auch keine Abschreibungsmöglichkeit“, bedauert er. Allerdings könne der Einbau smarter Technologie die Vermietungschancen verbessern, wenn das Angebot auf dem Wohnungsmarkt größer sei als die Nachfrage.
Die Smarthome Initiative wirbt nach eigenen Angaben nicht nur für die Technik, um den Absatz der Geräte zu beschleunigen. Sie hat das sogenannte Bürger-CO₂-Projekt ins Leben gerufen, um allen Menschen in Deutschland Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen und sie zum Energiesparen und zum individuellen Klimaschutz zu motivieren.
Heizkosten analog senken
Nicht nur mit smarter Technologie kann der Energieverbrauch gesenkt werden. Auch „analoge“ Verhaltensänderungen bewirken einen Effekt: So werden mit jedem Grad weniger Raumtemperatur rund sechs Prozent Energie gespart. Nicht in jedem Zimmer muss es kuschelig warm sein und ein dicker Pullover gleicht den Temperaturunterschied oft aus. Werden zugige Fenster mit speziellen Klebestreifen abgedichtet, geht weniger Heizenergie verloren. Fenster sollten in beheizten Räumen nicht auf Kipp stehen.
Besser ist es, mehrmals am Tag stoßzulüften. Dabei sollten die Heizkörper ausgestellt werden. Diese arbeiten effektiver, wenn sie nicht etwa mit Möbeln zugestellt oder mit Vorhängen verhangen sind und bei Bedarf gereinigt werden. Ist ein Gluckern zu hören, sollte mit einem speziellen Schlüssel Luft abgelassen werden, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen.