Heizen mit Blumentöpfen: Funktioniert der Teelichtofen?
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Es ist gefährlich, mehrere Teelichter nebeneinander anzuzünden.
© Quelle: Christoph Soeder/dpa
Teelichtöfen, Blumentopfheizung oder Teelichtheizung: Früher waren diese Konstruktionen vor allem in der Prepper- und Survivalszene bekannt. Dort sagen viele: So warm wie durch eine Heizungsanlage werde es mit der Teelichtheizung nicht. Aber sie helfe im Notfall, etwas Kälte zu vertreiben. Aktuell, wohl der Angst vor Gasengpässen geschuldet, interessieren sich jedoch deutlich mehr Menschen für den Teelichtofen – mit der Absicht, so im Winter die eigene Wohnung vielleicht warm zu halten.
Wie sieht eine Teelichtheizung aus?
Als Fuß dient eine Terrakottaschale mit einem Loch in der Mitte. In diesem Loch ist eine lange Gewindestange montiert. An der Gewindestange wiederum sind – mit etwas Abstand zur Schale – zwei übereinandergestülpte Terrakottatöpfe befestigt. Der innere Topf ist kleiner als der äußere. Die Öffnungen beider Töpfe zeigen gen Schale. Auf der Schale stehen Teelichter. Manche Youtuber empfehlen, Löcher in den oberen, äußeren Topf zu bohren.
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© Quelle: RND
Funktioniert das Heizen mit einer Teelichtheizung?
In den Videos zücken Heimwerker und Bastler Thermometer und Temperaturmessgerät, um zu demonstrieren, wie warm Töpfe und Raumtemperatur dank des improvisierten Wärmespenders werden. Nach einer Stunde Betrieb beträgt die Temperatur des inneren Topfes rund 80 Grad, die des äußeren Topfes stellenweise fast 50 Grad, misst etwa der Kanal „Ralf & Moni auf Tour“.
„Die Wärmewirkung ist homöopathisch“, schreiben jedoch die Faktenchecker des Vereins Mimikama. Das Flackern der Kerzen beruhige und suggeriere Wärme. Ein wenig Wärme strahle die Blumentopf-Teelicht-Konstruktion sogar aus. Sobald man aber nicht mehr direkt neben dem Ofen sitze, sei der Effekt nicht mehr spürbar, „denn die Wärme strahlt bei der geringen Leistung nun mal nicht sonderlich weit“. Außerdem hätten die Terrakottatöpfe auch keine besondere Wirkung, die die entstehende Wärme verstärke.
Rechenbeispiel: pro Quadratmeter ein Ofen
Der Teelichtofen sei eine nette Dekoration und nicht mehr, sagt auch Reinhard Loch. „Die Heizleistung ist zu gering, um einen Raum zu beheizen“, erklärt der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Und liefert ein Rechenbeispiel: Ein Teelicht wiegt 25 Gramm. Es verbrennt in fünf Stunden. Pro Stunde werden also fünf Gramm Wachs verbrannt. Loch spricht hier von „Umsatz“. Diesen Umsatz müsse man mit dem Faktor Zehn multiplizieren. Das Ergebnis ist die Wattleistung des Teelichts. Sie liegt also in diesem Beispiel bei 50 Watt.
„50 Watt reichen aus bauphysikalischer Sicht gerade einmal aus, um einen Quadratmeter zu heizen“, erklärt Loch. Normalerweise rechneten Fachleute mit einer Heizleistung von 50 bis 100 Watt pro Quadratmeter. Ein Heizkörper in einem 15 Quadratmeter großen Zimmer habe in der Regel eine Leistung von 750 bis 1000 Watt – wobei sich hier schlecht eine pauschale Aussage treffen lässt. Denn welche Leistung gebraucht wird, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem, wie gut ein Haus isoliert ist.
Um beim vereinfachten Beispiel zu bleiben: Wer – rein rechnerisch – einen wahrnehmbaren Wärmeeffekt durch Teelichtöfen herbeiführen möchte, müsste pro Quadratmeter einen Ofen mit je einem Teelicht aufstellen. „Das macht ja keiner. Und das wäre außerdem hochgefährlich“, sagt der Energieexperte.
Teelichtofen: Wie steht es um die Sicherheit?
Eine Blumentopfheizung im Innenbereich zu benutzen ist aus mehreren Gründen gefährlich. „Wir kennen es vom Weihnachtsbaum mit echten Kerzen: Die Gefahr, dass ein Brand entsteht, ist einfach hoch“, sagt Loch. Denn meist stehen mehrere Teelichter in der Schale des „Ofens“ dicht aneinander.
Emissionen sind bei Teelichtern zwar normalerweise kein Problem. Doch wenn man zahlreiche aufstellt, um den Versuch zu starten, damit die Wohnung zu heizen, „kriegt man auf Dauer ein Schadstoffproblem“. Regelmäßiges Lüften sei also wichtig. Dann ist die Wärme aber wieder weg – und durch den Wind tänzeln die Flammen, was im schlimmsten Fall zu einem Brand führt.
Wie gefährlich ein Teelichtofen werden kann, zeigt Marcus Richter vom Youtube-Kanal „Low Budget DIY Ideen“ in einem Video. Nach rund zwei Stunden Betrieb gerät das Feuer außer Kontrolle. Bei einigen Teelichtern hat sich das komplette Wachs entzündet und brennt lichterloh. Richter demonstriert: Auspusten lassen sie sich nicht mehr. Am Ende seines Experiments zerspringt die Schale, auf der die Teelichter stehen. Spätestens jetzt hätten in der Wohnung wohl Tischdecke oder Teppich Feuer gefangen.
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Solch ein Teelichtbrand ist ähnlich gefährlich wie brennendes Öl in der Pfanne. Er lässt sich nur mit einer speziellen Löschdecke oder einem für Flüssigkeitsbrände zugelassenen Feuerlöscher löschen, rät die Feuerwehr Nürnberg. Was vorbeugend helfe: Einzelne Teelichter sollten weit genug auseinanderstehen.
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