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Gärtnern auf dem Balkon

Erdbeeren, Aprikosen und Zucchini selbst ziehen: So klappt der Urban Jungle auf dem Balkon

Wachsen im Topf oder Kübel: Tomaten sind ideal für den Balkon, mögen es allerdings sonnig und geschützt.

Wachsen im Topf oder Kübel: Tomaten sind ideal für den Balkon, mögen es allerdings sonnig und geschützt.

Wer auf dem Balkon Gemüse- oder Obstpflanzen setzen möchte, muss erst mal herausfinden, wie viel Licht dort tatsächlich ankommt. „Die Himmelsrichtung allein ist jedoch nicht entscheidend dafür“, schreibt Melanie Öhlenbach in ihrem Buch „Pflückbar – Balkonobst und Topfgemüse“ (Kosmos-Verlag, 144 Seiten, 18 Euro). Bäume, Gebäude, ein Sonnenschirm oder der Balkon über dem eigenen: Das alles sind Schattenspender. „Fenster und helle Wände wiederum reflektieren Sonnenlicht und erhellen so dunkle Ecken“, erklärt Öhlenbach. Den Balkon bezeichnet sie als „extremen Standort“. Die Gebäudefassade speichert Wärme und gibt diese ab. Dächer verhindern, dass Pflanzen Regen abbekommen. Stürmt es, bekommen die Balkonpflanzen das unter Umständen jedoch stark zu spüren.

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Spinat und Radieschen wachsen recht schnell

Die Auswahl an geeignetem Obst und Gemüse für den Balkon ist groß. Wer noch nicht so viel Erfahrung oder Geduld hat, kann im Frühjahr zum Beispiel mit Spinat und Radieschen starten. Beide Pflanzen wachsen recht schnell und brauchen wenig Pflege. Auch Salate wie Lollo Rosso oder Eichblattsalat gedeihen problemlos in Balkonkästen oder Kisten.

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Petersilie und Schnittlauch lassen sich schon ab März direkt in den Topf säen. Mediterrane Kräuter wie Salbei oder Rosmarin sind robust und überstehen in der Regel – an einem geschützten Standort und mit Vlies ummantelt – den Winter auf dem Balkon. Basilikum verträgt dagegen keine Kälte und darf erst im Sommer nach draußen.

Ab Mitte Mai können Zucchini nach draußen

Drinnen kann man Tomaten oder Zucchini vorziehen. Etwa ab Mitte Mai dürfen die vorgezogenen Pflanzen nach draußen umziehen. Für Tomaten und Zucchini ist ein sonniger, geschützter Standort ideal. Sie wachsen in großen Kübeln und Kisten. Wer Zucchini auf dem Balkon anbaut, sollte bedenken, dass die Pflanzen mit ihren opulenten Blättern und Blüten viel Platz brauchen.

Erdbeeren wachsen im Balkonkasten, im Kübel oder in Blumenampeln. Wer etwas mehr Platz hat, baut Johannisbeere, Aprikose oder Apfel in Kübeln an – und wählt einen Strauch oder Baum aus, der kompakt wächst. Wichtig: immer darauf achten, dass die ausgewählten Pflanzen zu den Licht- und weiteren Standortbedingungen des eigenen Balkons passen.

Wer lediglich auf dem Balkon in Erde buddelt, kann auf Hacke und Spaten verzichten. „Zum Graben reicht eine kleine Schaufel oder ein Löffel, zum Lockern der Erde eine Gabel und zum Gießen eine Kanne oder Karaffe“, rät die Balkongärtnerin. Sie empfiehlt, eine hochwertige Gartenschere anzuschaffen.

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Wer viele Pflanzen möchte, kann in die Höhe bauen

Wer eine große Anzahl an Pflanzen auf dem Balkon unterbringen möchte, sollte in die Höhe bauen. Leiterregale oder vertikale Hochbeete bieten vielen Pflanzen auf wenig Fläche Platz. Pflanztaschen lassen sich an der Wand, Kästen am Geländer und Blumenampeln an der Decke befestigen. Achtung: Mieterinnen und Mieter dürfen in der Regel nicht in die Fassade bohren. Wer den eigenen Balkon als Urban ­Jungle gestalten will, sollte außerdem abklären, welche Last dieser überhaupt tragen kann.

Schnecken zerfressen einem an diesem Standort eher nicht den Salat. Dafür schwirren dort vermehrt fliegende Insekten herum. Auch Blattläuse und Spinnmilben finden Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner auf dem Balkon, genauso wie – an heißen und trockenen Standorten – Zikaden. „Da oben haben wir meist wenige Nützlinge“, sagt Fiona Kiss, die ein Buch über Insekten im Nutzgarten geschrieben hat („Wer knabbert da an meinem Gemüse?“, Löwenzahn-Verlag, 192 Seiten, 24,90 Euro). Um Nützlinge anzusiedeln, rät die Gärtnermeisterin, zusätzlich zum Gemüse blühende Pflanzen zu setzen. „Das lieben viele Nützlinge wie Schwebfliegen, man kann sie toll anlocken damit.“

 

Nicht alles neu kaufen

Melanie Öhlenbach arbeitet als Journalistin zu den Schwerpunktthemen Garten und Nachhaltigkeit. Ihren sechs Quadratmeter großen Stadtbalkon hat sie in einen Minigarten verwandelt. Öhlenbachs neues Buch heißt „Pflückbar – Balkonobst und Topfgemüse“. Es ist im Kosmos-Verlag erschienen, umfasst 144 Seiten und kostet 18 Euro.

Melanie Öhlenbach arbeitet als Journalistin zu den Schwerpunktthemen Garten und Nachhaltigkeit. Ihren sechs Quadratmeter großen Stadtbalkon hat sie in einen Minigarten verwandelt. Öhlenbachs neues Buch heißt „Pflückbar – Balkonobst und Topfgemüse“. Es ist im Kosmos-Verlag erschienen, umfasst 144 Seiten und kostet 18 Euro.

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Frau Öhlenbach, Sie schreiben in Ihrem Buch „Pflückbar“, Balkongärtnern sei nachhaltig. Wieso?

Selbst angebaute, saisonale Kräuter, Gemüse und Obst müssen nicht in Gewächshäusern gezogen und transportiert werden. Begrünte Balkone sorgen für ein angenehmes Stadtklima und sind ein ökologischer Trittstein für Insekten, Vögel und andere Tiere. Außerdem lernen wir sehr viel über die Natur, unsere Lebensmittel und ihre Erzeugung. Mir hat das nicht nur viele Aha-Momente beschert, sondern auch einen respektvolleren Umgang gelehrt und die enorme Vielfalt aufgezeigt, die es zu bewahren gilt. Selbst ein kleiner Balkongarten kann dazu etwas beitragen.

Mit Leitungswasser gießen, Erde austauschen und jede Menge Pflanzgefäße: Man benötigt viele Ressourcen. Wie hält man deren Verbrauch so gering wie möglich?

Indem man möglichst viel Vorhandenes im Kreislauf behält – also nicht alles neu kauft und bei notwendigen Anschaffungen auf Nachhaltigkeit achtet. Als Gießwasser nutze ich zum Beispiel Wasser, in dem ich vorher Biogemüse und -Obst gewaschen habe. Erde bessere ich im Frühjahr mit Kompost aus der Wurmkiste auf. Und Gefäße gibt es gebraucht, im Bekanntenkreis oder auf dem Flohmarkt. Ich gärtnere überwiegend in ausrangierten Obstkisten aus Holz.

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Wie unterscheidet sich die Qualität von Obst und Gemüse auf dem Balkon von solchem, das im Garten gewachsen ist, und dem, das im Supermarkt verkauft wird?

Grundsätzlich würde ich keinen Unterschied zwischen Garten und Balkon sehen. Auf dem Balkon können wir noch eher auf besondere Vorlieben der Pflanzen bei Standort, Erde und Wasserbedarf eingehen als im Garten. Allein die Größe der Pflanze wird durch das Gefäß begrenzt: kleiner Topf – kleine Pflanze. Das bekommt nicht jedem Gewächs. Im Vergleich zur Supermarktware schmeckt selbst angebautes Obst und Gemüse immer besser – nicht nur, weil man selbst viel Zeit und Liebe hineingesteckt hat. Auch an Vielfalt, Frische und Aroma ist es meiner Ansicht nach nicht zu überbieten.

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