„The Great Resignation“: Warum Wertschätzung Chefsache ist
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Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bemängeln die Führungsqualitäten ihrer Vorgesetzten.
© Quelle: Pablo Varela/Unsplash/Montage RND
Es ist ein Phänomen, für das es seit Corona in den USA einen offiziellen Namen gibt: The Great Resignation, die große Resignation. Viele von uns haben einfach keine Lust mehr auf ihren bisherigen Job und sehnen sich nach etwas Neuem. Kommt es jetzt zur großen Kündigungswelle? Was können Arbeitgeber tun, um uns zu halten?
Gute Führung ist selten
Die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Beschäftigte ihr Verhältnis zu ihrem aktuellen Arbeitgeber kritisch hinterfragt haben. Laut dem jüngsten Gallup-Engagement-Index, der jährlich Engagement und Motivation bei der Arbeit bewertet, kamen dabei viele zu der Erkenntnis, dass sie ihre momentane Arbeitssituation nicht mehr zufriedenstellt. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in einem Jahr lieber woanders arbeiten wollen. 42 Prozent planen einen Stellenwechsel in den nächsten drei Jahren. Das sind für deutsche Verhältnisse, wo Angestellte in der Regel eher treu und beständig sind, auffallend viele.
Ausschlaggebend für die große Resignation sind viele Faktoren. Vor allem aber liegt es, laut der Meinungsumfrage, wohl an der schlechten Führung. „Es gibt nur einen kleinen Anteil der Arbeitnehmer, die gute Führung am Arbeitsplatz erleben“, erklärt Pa Sinyan, Gallup-Chef für Europa, den Nahen Osten und Afrika. Gleichzeitig haben aber auch die Umstände während der Pandemie dazu beigetragen, dass viele nun schneller dazu bereit sind, ihren Job zu wechseln. Unter anderem, weil viele Beschäftigte nun die Möglichkeit haben, von unterschiedlichen Orten aus zu arbeiten. Die Jobsuche kann somit im Prinzip auf die ganze Welt ausgeweitet werden.
Gemeinsame Ziele vermitteln
Gleichzeitig haben sich im Rahmen von Corona unsere Prioritäten neu sortiert. Plötzlich hat nicht mehr der Job den höchsten Stellenwert, sondern Freizeit, Familie, private Interessen. Karriere ist für viele zweitrangig geworden.
Ist Loyalität ein Auslaufmodel? Nicht unbedingt, wenn Führungskräfte es schaffen, gemeinsame Ziele und Werte zu vermitteln. Denn beim Thema Loyalität geht es weniger um willenlosen Gehorsam als vielmehr darum, füreinander einzustehen. Darum, dass wir uns mit dem Unternehmen identifizieren und uns emotional verbunden fühlen. Es muss ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entstehen. Das geht nur über Vertrauen, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.
Emotionale Bindung ans Unternehmen
Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Wertschätzung und Anerkennung entgegenbringen; ihnen den Gemeinschaftssinn authentisch vorleben. Flache Hierarchien, eine offene Kommunikationspolitik sowie eine ehrliche Feedback-Kultur fördern ein positives Arbeitsklima. Ziel sollte es sein, ein partnerschaftliches und faires Verhältnis zu seinen Mitarbeitenden zu haben. Das bestätigt auch die Gallup-Studie, die belegt, dass das Einzige, was gegen die große Resignation hilft, Chefinnen und Chefs sind, die es schaffen, uns emotional an das Unternehmen zu binden und unsere Bedürfnisse zu sehen und ernst zu nehmen.
Dass gute Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, lässt sich nicht immer verhindern. Aber es muss ja nicht gleich für immer sein. Manchmal ist auch eine Trennung auf Zeit sinnvoll. Zumindest sollten gute Angestellte signalisiert bekommen, dass die Tür für sie immer offen steht. Vielleicht kehren sie nach einer gewissen Zeit – mit noch mehr Wissen und Erfahrung im Gepäck – wieder zurück.
Nadine Nentwig arbeitet als Texterin, Bloggerin und Redakteurin. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Ratgeber „Kluge Frauen scheitern anders“ verarbeitet.
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